Torres del Paine(RCH) 31. 1. bis 4. 2.2016
31. 1.2016
Nach dem Frühstück, dieses Mal mit fabulösem frischen Orangensaft,
fahren wir ins Städtchen, denn Ruedi möchte noch wissen, wo sich das
Hotel befindet, in dem wir nach unserer Rückkehr aus dem Torres del Paine
eine Nacht verbringen werden. Die Adresse ist etwas unklar, und wir
fahren mal hierhin, mal dorthin, niemand weiss, wo das ist. Endlich
treffen wir einen jungen Mann, der zwar auch nicht weiss, wohin er uns
schicken soll, aber, Smartphone sei Dank, dann findet er die korrekte
Adresse und mit viel Erklärungen schickt er uns auf den Weg, auf dem
wir früher gekommen waren. Aber tatsächlich finden wir nun das Haus und
begeben uns nochmals zum jungen Mann, um ihm Schokolade und ein Basler
Läggerli zu bringen. Nun können wir uns endlich auf den Weg Richtung
Norden machen. Bei der Cueva del Milodon halten wir und machen den
Spaziergang zur riesigen Höhle, nicht eng und lang, sondern eher wie
ein gigantischer Unterstand. Dort soll vor 1000enden Jahren das Mylodon
gehaust haben. Eines der ausgestorbenen Säugetiere, die hier scheinbar
einmal lebten, ebenso wie das Hippidion saldiasi, eine Art Pferd und
das Macrauchenia und der Säbelzahn-Tiger. Alles ziemlich grosse Tiere
die hier waren in einer Zeit, als hier auch schon Menschen lebten und
die von denselbigen gejagt wurden. Es ist ein schöner Spaziergang und die
Anlage ist schön, mit guten Erklärungen sowohl auf spanisch, wie auch auf
englisch. Angeregt nehmen wir die weiteren Kilometer unter die Räder.
Die Torres, die Bergspitzen, nach denen der National Park benannt ist,
rücken näher und nach manchem auf und ab im Staub der Schotterstrasse
erreichen wir unser Hotel, wo wir freundlich empfangen werden. Das Zimmer
ist tiptop und unser Hüngerchen beruhigen wir mit einem Sandwich, das wir
an der Bar bestellen können. Dann schauen wir uns draussen um und freuen
uns an der einzigartigen Aussicht, die wir sowohl aus dem Zimmer, dem
Restaurant und von den Sitzplätzen draussen geniessen können. Die Torres
liegen direkt vis à vis, einfach toll. Man hat uns avisiert, dass noch
2 Gruppen im Hotel sein werden. Und tatsächlich trudeln sie ein, eine
lärmige und ziemlich platzeinnehmende Horde. Um 20 Uhr wird das Buffet
eröffnet, und was dann folgt, habe ich so noch nie erlebt. Das ist Krieg,
diese Leute stürzen sich auf die Platten und Schüsseln, als hätten sie
seit Tagen nichts mehr zu Essen bekommen und als gäbe es auch in den
nächsten Tagen nichts zu futtern. Etwas später wird hinten im Saal das
Dessert Buffet frei gegeben, und tatsächlich rasen welche, die noch am
Salat oder an der Suppe sind, nach hinten und holen sich volle Teller.
Das Schlimmste am ganzen, viele essen gar nicht auf, was sie sich
aufgeladen haben, und das Personal muss das alles abräumen. Zum Glück
beruhigt uns der junge Mann an der Reception, dass die Gruppe nur eine
Nacht hier ist, und das morgen alles anders sein wird. Die sind glaubs
auch ziemlich gestresst von dieser Art Gäste. Aber sie bringen halt
Geld, nehme ich an.
Im Minibüro vom Tour-Organisator machen wir noch ab, wann wir uns morgen
einzufinden haben für unseren Ausflug zu irgendwelchen Felsen, wo es
einige sehr alte Steinzeichnungen geben soll. Vor allem die Kurzwanderung
dort hin soll sehr schön sein. Zudem sei es morgen bewölkt und also
nicht so heiss, so dass wir mit Vorfreude ins Zimmer rauschen, wo ich
noch den Bericht für den Vortag schreibe, denn es wurde reklamiert, wir
seien im Verzug ;-) ;-)
Links :
Torres del Paine
Cueva del Milodon
Wikipedia : Milodon
1. 2.2016
Mit Ausschlafen ist nichts. Die liebe Gruppe muss früh raus, und das
hört man. Ein Kommen und Gehen, Geschrei und Gelächter im Gang draussen,
und zwar schon vor 7 Uhr. Na ja, dann wälzen wir uns halt auch aus dem
Bett. Aber wir warten, bis die neuerliche Buffet-Schlacht vorbei ist.
Es sieht grauenhaft aus auf den verlassenen Tischen. Was da wieder alles
aufgebiegen und nachher nicht gegessen wurde. Das Personal ist am
Aufräumen. Als ich mir an der Maschine einen Kaffee rauslasse und Ruedi
mit seiner Tasse hinter mir wartet, drängt sich eine der verbleibenden
Damen vor mit ihrer Tasse und hat das Gefühl, ich würde nun sogleich
meine Tasse wegziehen, obwohl der Kaffee noch gar nicht fertig heraus
gekommen ist. Der Bus warte draussen, murmelt sie. Aber es ist wie immer,
c'est le ton qui fait la musique und diese Art Musik gefällt mir nicht.
Pünktlich um 9 stehen wir bereit für unseren Ausflug. Der Guide bringt
Stöcke mit, das ist wunderbar. Nach einer knappen Stunde Fahrt durch
die karge, patagonische Landschaft, immer wieder mit Blick auf Seen oder
die Torres und die umliegenden Gletscher, erreichen wir unseren Ausganspunkt.
Auf einem schmalen Pfad wandern wir durch gelbe Grasbüschel und anderes
Steppengewächs. Immerwieder sehen wir Guanacos, mal direkt neben uns,
mal weiter weg. Sie lassen sich nicht von uns stören. Die Stille, die
uns umgibt ist wohltuend. Unser Guide beantwortet unsere Fragen und
macht uns da und dort auf etwas aufmerksam, sonst hört man nichts.
Leider hat es momentan keine Kondoren in der Gegend, auch der Puma oder
die Ñandus lassen sich nicht blicken. Nach etwas mehr als einer Stunde
erreichen wir das Ziel. Es ist nun doch warm geworden und wir sind froh
um die Flasche Wasser, die wir mitbekommen haben. Die Felsmalereien
befinden sich nur an einer Stelle und auch dort nur ganz wenige. Verglichen
mit z.B. der Cueva de las Manos, gibt es nicht viel zu sehen. Aber es ist
trotzdem hübsch und der Weg hierhin hat sich absolut gelohnt. Nachdem
wir noch unsere Riegel vertilgt haben, begeben wir uns auf den Rückweg.
Aber es gibt gleich nochmals einen Halt. Ein Fuchs sitzt nur einige Meter
entfernt in den Grasbüscheln. Er kümmert sich überhaupt nicht um uns, und
so können wir ihm längere Zeit zuschauen, wie er hin und her streift, bevor
er sich gemächlich entfernt. Beschwingt marschieren wir den gleichen
Weg zurück, auf dem wir gekommen sind. Da und dort hat es kleine Weiher
und Tümpel, aber wir bekommen keine anderen Tiere als die Guanacos zu
Gesicht. Egal, es war ein schöner, interessanter Spaziergang. Die
Fahrt zurück zum Hotel ist etwas mühsam, da wir fast den ganzen Weg ein
Fahrzeug vor uns haben und entsprechend in der Staubwolke sind.
Wieder im Zimmer, befreien wir uns vom Dreck und hängen gemütlich rum.
Draussen ist es inzwischen sehr warm geworden und Schatten ist eher
Mangelware. Erst nach 5 Uhr holen wir uns einen Calafate Sour mit dem wir
uns draussen hinsetzen und einmal mehr die Aussicht bewundern. Übrigens,
die Torres und die umliegenden Berge sehen aus, als hätten sie eine
schwarze Kappe an. Der Fels unten ist grau und aus Granit. Oben ist er
wie gesagt schwarz und besteht aus Sediment. Sieht wirklich sehr apart
aus. Nun ist noch dieser Bericht entstanden und bald gibt's
Nachtessen, diesmal ohne Gruppe. Man merkt es dem Personal gut an, dass
sie froh sind, heute keine Gruppe bedienen zu müssen. Die Receptionistin
sagte am Morgen grinsend, sie würden nun renovieren, so dass es am Abend
wieder nett sei im Restaurant.
2. 2.2016
Heute heisst es im Wetterbericht bewölkt und erst am Nachmittag Sonne.
Für morgen ist den ganzen Tag Sonne angesagt. Deshalb hatten wir gestern
beschlossen, dass wir die Bootstour zum Serrano-Gletscher morgen machen
und uns ohne gebuchtes Programm beschäftigen. Nach dem Frühstück, das wir
in aller Ruhe geniessen, fahren wir zur Playa Grey am gleichnamigen See.
Dort sei ein schöner Spaziergang zu machen mit Blick auf den Grey-Gletscher
am andern Ende des Sees. Als wir dort ankommen ist scheinbar gerade
vorher ein Bus gekommen und es hat tausend Leute. Trotzdem machen wir uns
auf den Weg durch lichten Südbuchenwald. Wunderschön, friedlich, so ein
bisschen wie in einem Märchen. Weiter vorne wird der Weg schmal, und
es wird klar, das ist eine Radiowanderung. Wir haben noch einen andern
Vorschlag in petto, und da Ruedi nicht meilenweit laufen kann, beschliessen
wir, den andern Punkt anzusteuern. Gletscher haben wir ja schon einige
und von näher gesehen. Also durch das Wäldchen zurück zum Auto und
auf die andere Seite des Parks. Inzwischen sind aber die Wolken fast
ganz verschwunden und die Sonne brennt uns auf den Pelz. Nach Kaffee-
und WC-Halt begeben wir uns zum Parkplatz des Salto Grande, des grossen
Wasserfalls(gross ist hier bloss das Wort). Auch hier viele Leute, die
zum Aussichtspunkt pilgern. Aber dann wird's ruhig. Wir sind fast allein
unterwegs in diesem grandiosen Ambiente. Karges Land, Steppengrasbüschel,
und die gelbblühenden Pflanzen, die sich kissenähnlich auf dem sonst
kaum bewachsenen Boden ausbreiten, da und dort eine knorrige Südbuche,
sonst wächst hier fast nichts. Wir kommen an einen Weiher und hier
ist ein ganzer verbrannter Wald. Das Gerippe der Bäume steht noch, die
Stämme haben nur hier und da schwarze Stellen, der Rest ist von Wind
und Wetter blank gefegt und so schimmern sie uns silbrig entgegen. Was
für ein Bild, traurig und trotzdem unglaublich schön. Die Sonne brennt
uns jetzt heftig auf den Pelz. Vor uns haben wir die Cuernos, die
Hörner des Torres del Paine. Die grauen felsigen Türme mit den schwarzen
Kappen. Irgendwo treffen wir eine Frau, die ein Gürteltier gesichtet und
fotografiert hat. Ich sehe noch, wie es gemütlich davon zuckelt. Ruedi
versucht, es nochmals aufzustöbern und ich gehe weiter, denn ich möchte
unbedingt bis zum Aussichtspunkt. Nach etwa 20 Minuten habe ich es
geschafft. Ein erhebender Anblick, diese Kerle nur durch den See von
mir getrennt zu sehen. Das muss ganz schön schweisstreibend sein, wenn
man ins Valle Frances will. Ivonne und Dome könnten davon erzählen,
denn sie haben das grosse W, eine min. 4tägige Tour zu verschiedenen
Punkten im National Park. Die längste Zeit sitze ich ganz allein dort
und geniesse diesen Anblick. Auf dem Rückweg versuche auch ich mein
Glück und streife dort herum, wo das Gürteltier sich aufgehalten hatte,
aber da ist gar nichts. So wandere ich zurück zum Auto und treffe ab und
zu auf Leute, die den Weg und die Belohnung noch vor sich haben. Das
Schwitzen hat sich gelohnt. Wieder zurück spülen wir uns wieder frisch
unter der Dusche und lungern noch ein bisschen herum, bevor wir uns
zum Nachtessen begeben. Obwohl heute Abend wieder eine Gruppe da ist,
bleibt es friedlich und die Leute benehmen sich ganz manierlich.
Relativ früh hauen wir uns müde in die Federn.
3. 2.2016
Wie war das schon? Heute nur eine Sonne den ganzen Tag in der Online-
Wettervorhersage. Ich wache so um halb 6 auf und höre, wie der Regen auf
die ausgestellten Fenster prasselt. Nun denn, ist ja noch früh. Also
wenden und noch eine Nase voll Schlaf. Um 8 Uhr wollen wir beim Frühstück
sein, denn um 9 müssen wir draussen bereit stehen. Das Wetter ist sehr
trüb, aber wir haben gebucht, und überhaupt, es heisst in Patagonien
erlebt man des öftern alle vier Jahreszeiten in einem einzigen Tag. Es
wird also schon noch werden. Wir sind tatsächlich die einzigen, die
heute zum Serrano-Gletscher wollen. Wir bekommen lange, innen dick mit
Fleece gefütterte Mäntel mit Kapuzen und natürlich Schwimmwesten. Der
Zodiac nimmt Fahrt auf und wir sausen übers Wasser (bloss mit ca. 30km,
aber es wirkt sehr schnell). Erst geniesse ich den Wind, aber dann wird's
richtig kalt und zeitweise nieselt es. Wir sind froh um die Kapuzen.
Nach gut 20 Minuten müssen wir aussteigen und über eine kurze Strecke
zu Fuss gehen. Wir kommen am 'kleinen Wasserfall' vorbei, den wir eher
mit Stromschnellen benenne würden. Schön ist es alleweil. Da der Fluss,
der oft wie ein See wirkt, viel Wasser hat, kann die Stelle nicht mit
dem Boot befahren werden, deshalb der Fussmarsch. Auf der andern Seite
liegt wieder ein Zodiac bereit und mit dem sind wir nun nochmals fast
eine Stunde unterwegs. Der Wind ist enorm und wir müssen die Kapuzen
festhalten, damit sie oben bleiben. Dann kommt der Gletscher in Sicht.
Von weit oben wälzt er sich hinunter und verschwindet hinter einem Hügel.
In einem einsamen Restaurant/Hosteleria bekommen wir einen Kaffee und
ein paar Kekse, denn wir müssen warten, dass das grosse Schiff von
Puerto Natales kommt. Die meisten Leute, die auf jenem Schiff sind,
fahren nachher mit uns weiter, zu unserem Hotel. Das ist eine kombinierte
Tour für Leute, die aus irgendeinem Grund nicht mit dem Auto in den
National Park wollen. Wir müssen nun nochmals ins Boot und fahren um die
Landzunge herum, wo die Anlegestelle des Schiffs ist und von wo aus wir
den Spaziergang zum hinteren Aussichtspunkt unter die Füsse nehmen.
Immer wieder nieselt es, aber zwischendurch bricht sich auch die Sonne
ein Loch in die Wolken. Nun ist es klar, der Gletscher endet in einem
kleinen See, der durch eine zweihundert Meter lange Enge vom Fluss
abgetrennt ist. Schön ist er und einmal mehr geniessen wir den Anblick
von diesen immensen Eismassen. Natürlich sind eine Menge Leute auf dem
Weg, aber da können wir nun nicht ausweichen. Auf dem Rückweg donnern
zwei Mal riesige Schneemengen über einen Fels. Es gibt keine weisse
Staubwolke, denn der Schnee ist nass. Das muss Tonnen wiegen, was da
herunter gekommen ist. Wir fahren mit unserem Boot zurück zum Restaurant
von vorher. Die andern Leute folgen mit dem grossen Schiff. Ein feines
Essen wartet auf uns und durch die vielen Leute wird es nun in dem
grossen Raum auch gemütlich warm. Danach fahren wir wider so zurück,
wie wir gekommen sind, bloss dass es nun zeitweise richtig regnet und
entsprechend zwickt es im Gesicht. Aber die tolle Landschaft macht
alles wett. Zurück im Hotel geniessen wir eine heisse Dusche und holen
uns dann den schon fast traditionellen Calafate Sour und lesen noch ein
bisschen. Allerdings fallen uns beinahe die Augen zu. Damit das nicht
passiert gehen wir zurück ins Zimmer und schreiben diesen Bericht.
Heute sind 2 Gruppen da, deshalb warten wir bis der grosse Ansturm vorbei
ist und gehen erst um 9 ins Restaurant, wo wir nun ziemlich ruhig unser
Nachtessen geniessen. Und nun ab ins Bett. Guet Nacht.
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