52 Puerto Natales

Puerto Natales (RCH) 29. bis 31. 1. und 4. bis 5. 2.2016


29. 1.2016

Und wieder liegt ein fantastischer Tag hinter uns.
Begonnen habe ich (Liz) ihn mit einem weiteren Spaziergang unten am See.
Dieses Mal habe ich auch die Fitnessgeräte benutzt, die da und dort bereit
stehen. Ruedi und ich kennen das von Spanien, wo vor allem im Süden fast
in jedem Dorf irgendwo ein Platz mit einigen Geräten hat, die auch immer
rege in Betrieb sind. Es ist ziemlich kühl und der Wind bläst noch
stärker als gestern. Aber es ist herrlich und ich habe Freude an all den
Seevögeln.
Nach einer heissen Dusche und dem Frühstück fahren wir los. Nur ungern
verabschiede ich mich von Calafate. Ich mag dieses lebendige Städtchen,
das trotz vielen Touristen seinen Charme hat, ich liebe diesen See mit
seinen verschiedenen Blautönen und dem tollen Uferbereich. Für mich ist
das paradiesisch. Inzwischen hat die Sonne die Wolken vertrieben und es
wird warm. Auf dem Weg zurück zur Ruta 40 sehen wir noch da und dort
den See von weitem, sonst ist wieder Steppe angesagt. Die Strasse windet
sich nun stetig hinauf, bevor sie auf eine Hochebene kommt. Noch einmal
anhalten und zurückschauen. Der Blick ist traumhaft. Die riesige Ebene
unter uns, in der Ferne die Berge und, wenn man genau schaut, der See.
Einfach toll. Auf der Plateau fegt der Wind noch stärker über die karge
Vegetation. Da und dort sehen wir Guanacos, einmal auch ein paar Nandus.
Und plötzlich sind da ganz viele grosse, schwarze Vögel über uns. Wir
glauben erst, dass es Kondore sind, aber dann merken wir, dass ihre
Oberseite ziemlich weiss ist. Das müssen andere Geier sein, leider können
wir niemanden fragen. Schön waren sie allemal. Als sich die Strasse
teilt und wir die Möglichkeit haben, zwischen Piste und Asfaltstrasse
zu wählen, nehmen wir, trotz frisch gewaschenem Auto, die Piste.
Kleine Margritten bedecken den Strassenrand und auch daneben riesige
Flächen, so dass es fast wie ein weisses Meer aussieht. Plötzlich
sind über uns 2 Kondore. Und diesmal ist es kein Irrtum. Die zwei segeln
vor und über uns. Die längste Zeit können wir sie aus aller Nähe beobachten
und bestaunen. Was für ein Glück! Irgendwann landet einer unten in der
Fläche, so dass wir die Grösse diese mächtigen Vogels so richtig ermessen
können. Dann fliegen die beiden weg von uns, drehen aber um und sind dann
sogar zu dritt. Erst nach langer Zeit verlassen sie uns und wir fahren weiter.
Wir sind glücklich. Seit wir auf der Piste fahren, sehen wir auch
viele Schafe. Die haben wirklich ein schönes Leben, und bestimmt keinen
Platzmangel. Die Estancias liegen viele Kilometer auseinander. Ab und
zu sind auch Kühe oder Pferde auf den Weiden. Da und dort hat es auch
Weiher. Weiter im Süden sind sie oft fast ausgetrocknet und werden
dann ganz weiss. Ich nehme an, dass das Wasser ziemlich salzig ist.
Dort, wo Wasser vorhanden ist, sind auch wieder Flamingos am futtern.
Die Fahrt ist also sehr erlebnisreich. Langsam geht's nun wieder
hinunter und dafür erscheinen in der Ferne die Schneeberge vom
Torres del Paine N.P. Die Grenze rückt näher und jetzt hat es 
krüpplige Bäume auf beiden Seiten und die Landschaft bekommt mehr
einen voralpinen Charakter. Bevor wir nach Rio Turbio kommen ist ein
riesiges Kohlekraftwerk. Hier bleiben wir fast eine Stunde stecken,
denn es findet gerade wieder eine Demo mit Reifen verbrennen und
Trommelwirbeln statt. Doch endlich dürfen wir weiter. Die Demonstranten
säumen den Strassenrand und klatschen, während sich die Autoschlange
langsam vorwärts bewegt. In Rio Turbio finden wir nach einigem Suchen
das einzige Restaurant, wo wir zu dieser Stunde die einzigen Gäste sind.
Das Essen ist aber sehr fein, genau so der Kaffee, den wir uns danach
gönnen. Nun geht es noch ein paar Kilometer und wir sind am argentinischen
Grenzposten. Eine lange Schlange von Leuten, die meisten mit einem
ausgefüllten Formular in der Hand. Wir stellen uns erst hinten an. Aber
nachdem drinnen 3 verschiedene Schalter sind, ist nicht klar, welche
Leute für welchen Schalter anstehen. Ich frage, und ein Mann sagt mir,
dass wir in eine andere Kolonne sollten. Das stellt sich aber als falsch
heraus, so dass wir wieder in der ersten Reihe landen. Es dauert und
dauert, und als wir endlich nun noch 1 Person vor uns haben, wird
der zweite Schalter nun aufgemacht, und wir können uns unseren Stempel
dort holen. Bloss ein Stempel und langes Nachschauen im Computer. Für
das mussten wir fast eine Stunde warten. Welch ein Cabaret! Wir sausen
die paar Kilometer zum chilenischen Grenzposten und machen uns bereit
auf eine ebensolange Warterei. Aber nein, hier werden wir direkt zu
einem Schalter geschickt, vor dem nur einige Leute warten. Die in der
anderen Reihe, sind die aus dem Bus, der vor uns fuhr und die hier
separat abgefertigt werden. Auch die Zollkontrolle und die anschliessende
Gepäckkontrolle wickeln sich speditiv ab. Juhui, nur noch ca 15 Minuten
bis Puerto Natales, das an einem Meeresarm liegt, der aber weitab vom
offenen Meer ist. Da sind noch hunderte von grösseren und kleineren
Inseln dazwischen. Auch das Wasser ist nicht wirklich salzig, denn
da fliesst ja viel Wasser von den nahen Gletschern hinein. Unser
kleines Hotel liegt direkt am Wasser. Das Zimmer ist einfach, aber
sehr charmant und die Frontseite besteht aus 3 grossen Fenstern, so
dass wir aus dem Bett direkt aufs Wasser und die dahinter liegenden
Berge schauen. Wir richten uns ein und machen dann einen Spaziergang
der Promenade entlang, die auch hier schön angelegt ist. Viele Leute
sind unterwegs, auch oben im Zentrum. Wir finden ein Lokal, wo
wir draussen in der Sonne einen Mojito geniessen können und wandern
dann wieder durch die Strassen zum Wasser hinunter, wo wir in einem
kleinen Restaurant einen wunderbaren frischen Seehecht bekommen.
Dazu bekommen wir gratis ein wunderschönes Schauspiel von Sonne
und Wolken im Wettkampf. Einmalig.
Nun schlaaaafen.....


30. 1.2016

Die Sonne ist vor uns wach. Was gestern noch verhangen war, ist heute
ziemlich klar sichtbar. Also gehen wir gut gelaunt zum Frühstück,welches
etwas mager ausfällt. Aber dafür gibt es frisch gepressten Saft, wir
können aber nicht ausmachen, von was. Jedenfalls sehr gut. Auf einem
Flyer habe ich etwas von einer Fiesta a la Chilena im gut 50km entfernten
Cerro Castillo gelesen. Also beschliessen wir, das in Ansicht zu nehmen.
Leider ist dort tote Hose. Auf einer eingehagten Fläche mit kleiner
Tribüne und ein paar Buden sind viele Pferde am Grasen, aber wann
wieder etwas los ist, kann uns niemand sagen. Ein grosses Haus ist mit
'Casino' angeschrieben und an der Tür hängt ein Zettel mit 'Menu'.
Also gehen wir mal hinein und schauen, was es denn gibt. Das Haus entpuppt
sich als Dorffestsaal, es gibt eine winzige Tribune und vorne eine richtige
Bühne. Lange Tischreihen und Stühle warten auf Gäste, die dann auch
zahlreich erscheinen. Das ganze erinnert uns an die 'repas comunals' in
Frankreich, wo bei einem mehrtägigen Fest immer irgendwann eine Art
Dorfessen statt findet und sich dann auch fast die ganze Ortschaft
zu einem gemeinsamen Essen trifft. Ist immer sehr lustig. Zurück
nach Chile: Tatsächlich ist alles, was auf der Karte angeboten wird, auch
erhältlich. Ruedi bestellt sich Empanadas und ich nehme eine Sopaipilla
(das sind die frittierten Brötchen) und dazu  einen Salat, dafür gibt's
für mich noch ein Stück Roulade und einen Kaffee. Ein Tischnachbar sagt
uns, dass ca 14.30 etwas läuft. Also lungern wir auf dem Platz unten
bei den Pferden herum und warten. Wir warten auch noch um 15 Uhr und
um 15.30. Leute kommen und gehen, irgendwann kommt einer auf einem Pferd
und treibt die Pferde auf ein Areal nebenan. Irgendwann gehen wir
zum Restaurant mit Touri-Laden oben bei der Tankstelle. Der Laden ist
riesig und es gibt ein bisschen ein anderes Angebot als sonst. Aber
trotzdem, was den Leuten mitbringen, die nie hier waren? Früher haben
wir einfach eingekauft, heute fragen wir uns jedesmal, was macht der
Beschenkte damit? Wieder was mehr zum aufstellen und abstauben oder so...
Na ja, wir fahren zurück zum Festplatz, und bekommen mit, dass ein paar
100m nebenan eine Menge Leute johlen und dort irgendwas passiert.
Es ist eine Art Arena, wo ein Kuhreit-Spektakel stattfindet. Gerade
wird der letzte Versuch angesagt. Wir warten, schauen zu und finden
das ganze nicht sehr lustig. Es dauert eh nur ein paar Sekunden, und
das Mädchen ist abgeworfen. Recht hat es, das Rind! Die Leute strömen
nun zum Festplatz, ab und zu kommt ein ?Gaucho? reitet in wildem Gallopp
über die Wiese und verschwindet wieder. Irgend ein hohes Tier mit Sombrero
verspricht, dass es nun bald weitergeht. Wieder irgendwelche Reiter,
wieder irgendwelche Ansprachen. Wenn wir nicht schon so lange gewartet
hätten, würden wir gehen. Aber immer hoffen wir, dass es noch etwas
zu sehen gibt. Endlich heisst es, nun folge die Olympiade im Rinder
mit Lasso fangen. Es wird auch etwas gesagt von 'erst die Jungen unter
13. Aber was folgt ist, dass jeweils ein Rind auf den Platz gelassen wird
das von 2 Reitern (alles andere als Jugendliche), mit Lasso gefangen wird
und das wars dann. Wir geben auf und fahren nach Hause.
Das Nachtessen nehmen wir wieder im Lokal von gestern ein, bei schönstem
Sonnenuntergang und Wolkenspiel. Nochmals Merluzza, diesmal nature.
Ein gutes Gespräch mit dem Beizer, ein älterer, guter Typ, der noch von
früher erzählen kann.



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