19.01.2016 Noch fehlt der 20. 1. hier. Wird nachgeliefert .. Kurz vor 6 ist Tagwache. Nach einer Dusche und einem Nescafé fahren wir los. Die Sonne ist noch hoch oben auf den Bergspitzen. Ein See löst den andern ab. Dunkle, helle, tiefblaue. Man kann gar nicht genug schauen. Es geht bergauf und -ab meist auf sehr trockener Dreckstrasse. Unterweg hat es kein Café, nur Natur pur, ab und zu arme Velofahrer, die in Staub gehüllt werden von den Autos (natürlich nicht von uns!). Auf über 120km kommen uns bloss zwei oder drei Autos entgegen, aber wir werden überholt. Es ist klar, die Leute wollen auf die Fähre. Wir kommen zeitig in Puerto Jungay an, wo die Fähre wartet. Wir können aber noch nicht aufs Schiff und benutzen die Gelegenheit, einen Kaffe zu trinken und uns umzuschauen.Dann kommt Bewegung in die Leute. Motoren werden angelassen und nachdem alle auf der Fähre sind, geht die gut halstündige Fahrt los. Der See wirkt dreckig, ist er aber bestimmt nicht, es hat einfach viel Geschiebe drin. In Rio Bravo dürfen wir wieder auf die Strasse. Links und rechts hat's Gletscher, manchmal nur ein drei-, vierhundert Meter über uns. Der Himmel ist wieder strahlend blau und es ist heiss. Gegen Mittag sind wir in Villa O'Higgins und können auch gleich schon unser Zimmer beziehen. Dann schauen wir uns im Dorf um nach einer Einkehrmöglichkeit. Die sind allerdings dünn gesät. Auf einem Campinglatz heisst uns die Betreiberin herzlich willkommen und bietet uns Salate an. Als wir aber die feinen Spaghetti sehen, die die Familie dort gerade am vertilgen ist, fragen wir, ob wir auch das haben könnten. Das sei kein Problem und so bekommen wir einen Salat und dazu einen Teller Spaghetti mit Champignonsauce. Mit gefülltem Magen sitzen wir nochmals ins Auto und fahren ein paar Kilometer bis zur Anlegestelle des Schiffs, das die Leute (nur Fussgänger und Fahrräder) über den See nach Candelaria Manzilla bringt. Von dort aus gehts nur noch zu Fuss weiter oder eben mit dem Fahrrad, so wie das Ivonne und Dome vor 8 Jahren gemacht haben. Von daher teilweise unser Interesse. Wir bewundern die Gletscher, die man von dieser Seite her sieht und fahren dann ins Hotel, wo ich ein paar Sachen waschen kann. Dann der Gau. Ich will Ruedi etwas aus dem Auto holen, und dabei fallen mir die Schlüssel aus der Hand. Nachdem ich die Tür zugeknallt habe, bemerke dass die Schlüssel noch im Auto sind, aber offenbar hatte ich vorher schon den Knopf zum schliessen gedrückt und das Auto lässt sich nicht mehr öffnen. Es ist zum die Wand hoch laufen. Seit mehr als einer Stunde versucht Ruedi nun, das Auto irgendwie zu öffnen..... ..- zwei Junge aus dem Hotel schaffen das. Mit einer Engelsgeduld, einem rostigen Draht, aus einem Hag geschnitten. Einer überbietet den anderen, Riesenpalaver aber mit dem Händchen des einen, blind und dem guten Auge des anderen als verbaler Drahtführer gelingts. Der Abend scheint gerettet. 20. 1.2016 Am frühen Morgen werden wir mit einem vollen Bus 7 Km zum Ende der Carretera geschaukelt. Dort ist die Anlegestelle für das Boot zum Glaciar O'Higgins. Das Boot ist voll, vielleicht etwa 60 Personen. Beim Ablegen müssen wir auf unsere Sitze, doch bald hält uns nichts mehr im Innern des Bootes. Eine Traumlandschaft gleitet an uns vorbei. Die West-Seite bei strahlendem Wetter im Sonnenlicht, die Ost-Seite noch im Schatten. Der See graublau, die Berge teilweise in sattem Grün, weiter oben entweder felsig oder sandig. Der Wind bläst einen fast um, aber es ist nicht kalt. Hineinsitzen wäre eine Sünde. Nach fast 2 Stunden hält das Boot in Candelaria Mansillo, wo nur wenig Leute aussteigen, denn auch die, deren Ziel tatsächlich Candelario ist, wollen erst noch zum Gletscher mitkommen. Der Blick wird frei zu höheren Bergen und diversen Gletschern. Wir sind völlig fasziniert. Irgendwann sehen wir den ersten Eisberg, den es relativ weit weg vom Gletscher weg getrieben hat. Die Blautöne, je nach Sicht, kann ich nicht beschreiben. Wahrscheinlich können das auch die Fotos nicht zeigen, das muss man einfach in der Erinnerung behalten. Wir nähern uns dem Gletscher und jetzt sind auch diejenigen auf Deck, die sich bis jetzt drinnen aufhielten. Der Anblick dieser Eismassen, die Formationen, die Farben, das alles lässt mich ganz ehrfürchtig und klein werden. Es ist unbeschreiblich. Der Kapitän gibt uns viel Zeit, dieses Wunder auf uns wirken zu lassen. Lange Zeit bleibt er auf Platz, dann tuckert er wieder ein bisschen weiter, so dass wir diese ganze lange Eisband anschauen können. Ab und zu bricht Eis ab und landet mit Getöse und Gespritze im Wasser. Erstaunlicherweise gibt das aber kaum Wellen. Irgendwann wendet der Kapitän und wir fahren zurück nach Candelario, wo viele Leute aus- und einige zusteigen. Und dann geht es zurück nach O'Higgins. Während der Fahrt sind wir mit einem jungen Paar aus La Serena (nördliches Chile) ins Gespräch gekommen und haben uns gut unterhalten zusammen. Auch mit einer Familie aus der Nähe von Santiago haben wir uns lange unterhalten über die Unterschiede zwischen hier und Europa, über Schule und Arbeit und sonst so allerlei. So ist es uns jedenfalls nie langweilig geworden. Es ist schon nach acht Uhr, als wir anlegen und eine halbe Stunde später sitzen wir mit Paola und Marco auf dem Campingplatz, wo wir schon gestern waren, und bekommen gebratenes Poulet und Reis. Paola bekommt ihre geliebte Schweizer Schokolade und sie bringen ein Glas eingemachte Papayas, die aus ihrer Gegend und sehr speziell seien. Mal schauen, ob wir die heil in die Schweiz bringen. Wir tauschen Adressen aus, und beide sagen uns immer wieder, dass wir uns melden sollen, falls wir irgendwo Probleme haben sollten. Dies hat auch die Familie auf dem Schiff getan und uns ihre Visitenkarte mitgegeben. Die Leute sind wirklich extrem hilfsbereit hier. So hat dieser fantastische Tag ein sehr gemütliches Ende genommen und wir sinken glücklich ins Bett. pao.ravazzano@gmail.com
Wikipedia | Wetter | Webcam | Routen |
Robinson Crusoe deep Patagonia |
KOMMENTAR |
Zuletzt geändert 2020-03-29 11:51 UTC von 0 (Unterschiede)
|
|