52 Cochrane

Cochrane(RCH) 18. bis 19. 1.2016



Confluencia Rio Baker und Rio Nef

35 km ab Mallin Colorado Eco Lodge

18. 1.2016

Heute Morgen gib's plötzlich kein Wasser mehr. Zum Glück ist keiner
von uns unter der Dusche. Ruedi informiert die Hotelleitung und sofort
rennen die beiden Leiter mit Machete und Polygripzange los und wir
nutzen die Zeit zum Frühstücken. Dann gibt's wieder Wasser und wir
erledigen, was nicht schon vorher gemacht war. Auch heute haben wir keine
grosse Strecke vor uns. Das Wetter ist ein Sonne-Wolken-Gemisch, wird
aber immer besser und heisser.Die Strasse ist mal besser, mal schlechter,
aber wegen des trockenen Wetters saumässig staubig. Auch mit Umluft
statt Frischluft im Auto und mit geschlossenen Fenstern fühlen wir
uns wie im Sandsturm. Einmal mehr ist dafür die Landschaft grandios.
Zuerst kommt der Lago Negro, der wirklich sehr schwarz aussieht, dann
der Lago Bertrand, wieder tiefblau und dann fahren wir dem Rio Baker
nach. Der hat eine Farbe, da kann jede Südseeinsel, resp. das Meer
darum herum, neidisch werden, gar nicht zu reden von der 'schönen,blauen
Donau'. So was von Blau hat die noch gar nie gesehen. Weiter unten
mündet der Rio Baker mit einem Wasserfall in den Rio Nef, was zusammen
weiterfliesst, heisst aber trotzdem Rio Baker. Die Farbe ist jetzt eher
grau-blau. Leider kann man den Zusammenfluss nur von weit oben sehen.
Es gibt weder Strasse noch Weg, der dorthin führen würde. Das ist
schade, denn es ist rech eindrücklich. Der Fluss hat sich eine tiefe
Schlucht gegraben und die Strasse bleibt lange auf der Ebene darüber.
Immer wieder sehen wir irgendwo von weitem, manchmal auch ziemlich
in der Nähe, hohe Schneeberge mit riesigen Eisfeldern. Wir waren vorher
auf der Höhe des Campo de Hielo Norte und hier weiter im Süden ist
neben uns das Campo de Hielo Sur. Das ist eine zusammenhängende Reihe
von Bergen mit Gletschern. So etwas kann man sich gar nicht richtig
vorstellen, wenn man es nicht sieht. Es ist einfach gigantisch und
beeindruckend. Es ist auch so, dass hier auf dem Land und in
den kleinen Ortschaften das Wasser meist von einer Quelle gefasst wird
und dass es nur ganz wenig oder überhaupt kein Chlor benötigt, so das
das Leitungswasser wunderbar zum Trinken ist.
Cochrane ist ein kleines Städtchen, mit einer parkähnlichen Plaza de
Arma. Wir bekommen einen wunderbaren Salat in einem kleinen Café.
Anschliessend gehen wir noch rasch ins Internet-Café, wo's richtigen
Kaffee gibt. Dann machen wir uns auf den Weg zum Tamango National
Park. Allerdings erwischen wir den falschen Weg und fahren wieder einmal
eine Dreckstrasse, die allmählich zum Weg wird.... Der Park ist zwar da,
aber hinein kann man hier ganz bestimmt nicht. Dafür gibt's eine tolle
Aussicht auf den Talboden und die umliegenden Berge. Unten orientieren
wir uns neu und fragen dann noch jemand. Nun sind wir richtig. Der
Ranger empfiehlt uns, den 'Sendero Carpintero' zu nehmen. Der sei schön
eben und unterweg könne man bestimmt irgendwo Huemule (Südandenhirsch)
antreffen. Die ersten 500m ist der Weg tatsächlich schön eben. Dann
kommt ein toller Campingplatz mit sogenannten Quinchos. Das sind kleine
offene Holzhäuschen mit Grill und Tisch und Bänken. So kann auch bei
schlechtem Wetter gekocht werden. Das schätzen vor allem die Velofahrer
und Tramper, die ja oft bei jedem Wetter pickelhart campen.
Nun wird der Weg zum Pfad und geht munter bergauf, bergab. So richtig,
wie es mir (Liz) gefällt. Ruedi beisst sich aber tapfer durch und wir
werden schon nach kurzer Zeit mit dem Anblick eines grasenden Huemul-Bocks
belohnt. Foto-Session, ihn interessiert's nicht. Dann marschieren wir
weiter und als wir uns umdrehen, um nochmals Fotos zu schiessen, bemerken
wir, dass wir direkt über der weiter unten äsenden Huemul-Kuh vorbei
gegangen sind. Also etwas zurück, damit auch die Dame auf's Bild kommt.
Weiter oben wird der Blick frei auf den Lago Cochrane, der in sattem Blau
unter uns liegt, und auf die umliegenden Berge. Natürlich tauchen jetzt
weiter hinten wieder die Schneeberge auf. Es ist einmalig. Wir können
zwei Aguila Mora beobachten und uns an der üppigen Vegetation freuen.
Ruedi bleibt irgendwo ein bisschen sitzen, während ich noch weiter
gehe. Der Weg ist oft ziemlich steil, ob rauf oder runter. Aber das
ist meine liebste Art zu wandern. Davon werde ich nie müde, und am Ende
schmerzen weder die Knie, noch der Rücken. Wunderbar! Irgendwo hat es
in einem kleinen Wäldchen eine ganze Vogelkolonie. Winzige, piepsende
beige-braun gestreifte Vögelchen, leider konnte ich bis jetzt nicht
heraus finden, wie sie heissen. Fotografiert werden wollten sie
jedenfalls nicht, sie wechselten die Position im Sekunden-Takt. Das
schaffen ich und mein Fotoapparat nicht. Auf dem Rückweg treffen
wir tatsächlich wieder auf das Huemul-Pärchen. Sie ist immer noch am
Futtern und er liegt gemütlich im Gras und schaut ihr dabei zu. Wie
friedlich. Natürlich müssen wir auch das festhalten. Wahrscheinlich
sind die beiden vom örtlichen Tourismus-Verein angestellt :-)
Was für ein toller Spaziergang. Und die Bremsen waren diesmal nicht
derart aufdringlich und nicht so zahlreich, so dass man nicht wie ein
zuckender Rocksänger durch die Gegend laufen musste.
Wir suchen uns ein Restaurant, wo wir ein einen Mosqueta- und einen
Calafate-Sour bestellen und anschliessend ein feines Nachtessen
geniessen. Calafate sind kleine, schwarze Beeren, den Heidelbeeren
ähnlich, hat uns die Serviertochter erklärt. Zudem sei es so, dass wenn
man Calafate isst (oder eben trinkt), kommt man nach Patagonien zurück.
Kein schlechter Gedanke.... Mosqueta werden hier die Hagebutten genannt.
Die beiden Drinks waren jedenfalls gut. Calafate ist eine Berberitzenart
Nun ist Ruedi schon am Schnarchen und ich will ebenfalls in die Heia.
Morgen müssen wir früh auf, damit wir die 10Uhr Fähre in Puerto Yungay
erwischen.


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Cabañas Hervila KOMMENTAR