Coyhaique (RCH) 14. bis 16. 1.2016
14. 1.2016
Wir verabschieden uns von Puyuhuapi. Ich (Ruedi) trenne mich mit einem
tränenden Auge schwer von diesem Ort. Puyuhuapi ist für mich der
Inbegriff von Patagonien und hat sicher einiges zur Motivation, nochmals
dorthin zu gehen, beigetragen. Ein weiteres Mal werde ich Puyuhuapi
vermutlich nicht sehen. Es ist ein erster Abschied von etwas
Liebewonnenem.
Gerne hätte ich (Liz) Frau Ludwig noch weitere Fragen zur Geschichte
dieses Ortes und zu Chile im Allgemeinen gestellt, aber sie hat zu tun
und alle rufen nach ihr.
Die Carretera Austral nimmt uns wieder auf mit ihrem Geholper, ihrem
Staub und ihrem unendlichen Charme.
Wir fahren den Fjord von Puyuhuapi entlang nach Süden und erhaschen
nochmals Blicke auf die Gletscher dort oben. Dann folgen wir dem Rio
Queulat das Tal hinauf. Die Wälder werden dichter und irgendwo
verlassen wir den Fluss und die Strasse windet sich in vielen engen
Kurven über einen steilen Pass. Eigentlich wollten wir dort noch einen
Abstecher zu den Bosques Encantados (verzauberter, verwunschener Wald)
machen, aber irgendwie verpassen wir den Wegweiser. Schade, wäre sicher
toll gewesen. Wie auch immer, unser Weg ist von boques encantados
gesäumt. Viele Bäume haben den Stamm eingepackt in Fuchsien. Unsere
Fuchsien kommen von hier. Die hiesigen scheinen mir aber um einiges
feiner, graziler zu sein. An der Kreuzung beim Rio Cisnes bleiben wir
auf der Ruta 7, die nun angenehm geteert ist. Eine ganze Weile folgen
wir dem Rio Cisnes Tal aufwärts. Diese Flussläufe sind extrem schön.
Sie dürfen sich dort durchwinden, wo sie wollen und machmal wird das
Tal dann zu eng für die Strasse, und sie muss einen Umweg über einen
Berg machen. Auch der Wald bleibt uns erhalten. Dann geht's aber
endgültig vom Fluss weg und wieder in die Berge hinauf. An einem kleinen
Kiosk mitten im Nichts bekommen wir einen Kaffee. Der Kiosk wird
von einem Mädchen im Schulalter betrieben und wir fragen uns, was sie
wohl so den ganzen Tag macht, denn viele Autos fahren dort nicht vorbei.
Die Fahrt geht weiter und langsam plagt uns ein 'Hüngerli', aber erst
unten im Tal des Rio Maniguales, dem wir nun folgen, werden wir fündig.
In Villa Maniguales erfrischen wir uns in einer kleinen Beiz mit
Getränken und einem super guten Sandwich, gefüllt mit ave = Vogel (Huhn)
und einer feinen Avocado-Paste. Nun geht's noch etwa 80 Kilometer bis
Coyhaique.
Nach einigem Herumfahren(die Strassen sind immer abwechslungsweise
in einer Richtung befahrbar und nur manchmal in beide Richtungen), finden
wir unser Domizil. Unser Zimmerchen liegt unter dem Holzdach und ist
siedend heiss. Ruedi möchte noch tanken und das Auto waschen, also
fahren wir nochmals runter. Während das Auto gewaschen wird, machen wir
einen Spaziergang und finden das Hotel, wo Ruedi vor 3 Jahren einquartiert
war und ebenso das Restaurant, wo sie das Nachtessen hatten. Das Hotel
gibt es nicht mehr, bloss das Restaurant, aber es ist noch zu früh.
Später erkunden wir das Städtchen zu Fuss. Es gibt sogar eine
Fussgängerzone! Sie ist etwa 100m lang. Auch einen Supermarkt finden wir,
wo wir noch ein paar Sachen besorgen. Auf der Plaza de Arma ist richtig
was los. Kinder planschen im Brunnen und die Mitte des Platzes ist belegt
von begeisterten Zumba Turnerinnen mit Vortänzer/innen. Die Stimmung ist
super und wir schauen lange zu.
Nun wäre es Zeit für einen Apéro, aber wo bekommen wir den, und zwar
draussen? Das scheint hier nicht wirklich Usus zu sein. Wir stiefeln
herum bis wir endlich etwas finden, das mit Bar angeschrieben ist. Drinnen
hocken ein paar komische Typen, die uns anstarren und es ist muffig.
Aber wir wollen nun endlich etwas trinken. Ruedi bekommt tatsächlich so
was wie Cuba Libre, ich begnüge mich mit einem Fruchtsaft. Im Mama Gaucho
im ersten Stock werden wir super bedient und bekommen eine riesige
Schüssel Salat und dazu Pasta. Herrlich. Rundherum fröhliche Leute,
ziemlich Lärm, aber richtig sympathisch. Nun wissen wir auch, wo wir
morgen unseren Apéro bekommen :-)
Wir spazieren zurück zu Hotel in unsere Sauna. Das wird ja lustig
heute Nacht...
15. 1.2016
Die Nacht war schlimm für mich. Das Zimmer war auch um 10 noch
ein Brutkasten. Das Fenster konnten wir nur eine Hälfte aufmachen.
Zum Glück gab's noch ein zweites Bett, direkt unter dem Fenster,wo die
kühle Luft spürbar war. Also habe ich mich dort einquartiert, und
versuchte zu schlafen. Mein zweites Problem neben der Hitze, war der
Heuschnupfen, der mich ganz heftig plagte, trotz Tablette. Irgendwann
war die Nacht vorbei und beim Frühstück hat uns unser Gastgeber den
Tip gegeben, einen Ausflug nach Puerto Aysén zu machen. Das Wetter war
bewölkt und so war es ganz angenehm. Der Weg dorthin führt durch Wälder
und Wiesen dem Rio Simpson entlang. Auch hier einfach Natur. Puerto
Aysén erweist sich als winziger Ort mit ein paar Läden und ein paar
Restaurants. Im Irish Pub trinken wir Kaffee und essen ein Stück Kuchen.
Dann fahren wir noch zum Hafen Puerto Chacabuco und schauen uns auch
das an. Gleich bei dei Anlegestelle gibt es ein riesiges Gebäude, das
sowohl Hotel als auch Altersheim sein könnte. Aber solche Altersheime
gibt es hier ja nicht. Aber da ist auch kein Hotel-Schild. Auf dem
Teppich vor dem Eingang steht dann aber tatsächlich Hotel Loberías.
Ein Nobel-Hotel, wie wir später im Internet fest stellen. So fahren wir
wieder Richtung Coyhaique. Unterwegs sehe ich einen Wegweiser zum
Lago Riesco. Ich denke, vielleicht ist dort ein See, an dem wir einen
Spaziergang machen können. Irgendwie komme ich ein bisschen zu kurz mit
Laufen. Aber tagsüber ist es oft zu heiss, und einfach so Spazier- oder
Waldwege wie bei uns, hat es nicht so oft. Der Weg führt in einen
privaten Natur-Park, aber niemand will etwas von uns wissen und so
fahren wir zu. Unterdessen bekomme ich ziemlich heftiges Bauchweh und
mag gar nicht aussteigen, um zum See zu wandern. Ausserdem warten
draussen schon die Rossbremsen auf uns. Also fahren wir unverrichteter
Dinge zum Parkeingang zurück. Beim Informationszentrum klärt uns ein
Guide auf, dass hier nur geführt gewandert werden darf, und dass der
Park zu dem erwähnten Hotel gehört. Na ja, dann halt. Wir wollen ja
keine Wanderung machen.
Langsam wirkt mein Itinerol und es geht mir besser. Wir fahren gemütlich
nach Coyhaique zurück und machen mit unseren Schweizer Bekannten ab,
die heute auch hierher gefahren sind. Von gestern wissen wir jetzt,
wo es einen Drink gibt und wir treffen uns an der Plaza de Arma und
gehen dann bei Mama Gaucho auf einen Drink. Anschliessend spazieren wir
zum Restaurant, in dem Ruedi schon war. Es hat ziemlich Leute und wir
bekommen ein tolles Nachtessen. Noch ein Kaffee und dann machen wir uns
auf den Weg zu unseren Hotels.
Im Zimmer ist es heute angenehm kühl geblieben, so steht einer Nacht
mit Schlaf nichts im Weg.
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