52 Puyuhuapi

Puyuhuapi (RCH) 12. bis 14. 1.2016



12. 1.2016
Am Morgen ist es kühl und bewölkt. Der Wind hat kaum nachgelassen. Nach dem
Frühstück machen wir uns auf den Weg. Gleich nach der Brücke ist die Strasse
wieder 'natur pur'. Das Tal wird wesentlich enger und zu beiden Seiten steigen
steile, meist bewaldete Felswände empor. Der Fluss begleitet uns mal links, mal
rechts. Ab und zu weiden ein paar Kühe und eine Herde Schafe. Es ist einmal
mehr sehr schön, wenn mich bloss das Rumpeln des Autos nicht so einschläfern
würde. Ich habe riesige Mühe, die Augen offen zu behalten. Bei Villa Santa Lucia
treffen wir auf die Carretera Austral. Leider gibt es hier nirgends einen Kaffee.
Dafür gibts entlang der Strasse kleine Rastplätze, und so werfen wir zum ersten
Mal unseren Gaskocher an und kochen uns Wasser. Pulverkaffee haben wir uns schon
früher eingekauft. Wunderbar, nun sollte ich besser fähig sein, die Landschaft
zu geniessen. Selbstverständlich gibt es ein paar Kilometer weiter ein kleines
Häuschen, das Café y Kuchen anbietet. Da ein WC hilfreich ist, halten wir an,
und geniessen, quasi in der Wohnstube der freundlichen Leute, noch eine Kaffee
und ein Stück selbstgemachten Streusselkuchen. Inzwischen folgen wir dem Rio Frio
und später dem Rio Palena. Die Strasse wechselt ab, mal Piste, mal geteert und
am frühen Nachmittag erreichen wir Puyuhuapi und die 'Casa Ludwig'. Puyuhuapi
liegt an einem Meeresbucht, die von grösseren und kleineren vorgelagerten Inseln
vom offenen Meer geschützt wird. Das Wasser bekommt Süsswasserzulauf von einem
Flüsschen, aber gemäss Frau Ludwig auch von einem See, der hier unterirdisch
sein Wasser ins Meer abgibt. Darum soll das Wasser hier auch nicht sehr salzig
sein. Wir bringen unsere Sachen ins Zimmer und, oh Schreck, ich bemerke, dass
ich meine Jacke im kleinen Café vergessen habe. So ein Mist. Die erste Jacke
ist mir am Flughafen in Santiago in der Hektik abhanden gekommen, und nun noch
diese ebenfalls leichte, die ich so gerne habe. Ich ärgere mich ziemlich. Doch
dann habe ich einen Geistesblitz. Die Schweizer in Futaleufu kommen ja auch
hier vorbei. Wir mailen der dortigen Gastgeberin und bitten sie, die Schweizer
zu bitten, mir meine Jacke zu bringen, falls sie noch dort ist. Wir finden
(Google.maps sei Dank)die genaue Stelle, wo wir den Halt machten und
geben dies weiter. Jetzt hoffen wir, dass es klappt.
Nun machen wir einen Rundgang durchs Dorf. Überall sind Spuren der ersten Siedler
(Sudetendeutsche haben hier 1935 eine Siedlung gegründet. Im Internet kann man
mehr darüber lesen; ist interessant)zu sehen. Unsere Gastgeberin ist auch
Deutsche, ihr Vater war einer der Gründer. Man könnte ihr Stunden lang zuhören,
wenn sie erzählt. Wir versuchen trotzdem mal, ob in einem der beiden Läden
eine Jacke zu finden ist. Aber da ist gar nichts Ähnliches im Angebot. So
gehen wir zurück ins Hotel und schreiben an unseren Berichten. Später spazieren
wir nochmals durchs Dorf und am Ufer entlang. Am Hauptplatz werden Lautsprecher
installiert, hier findet nämlich gerade die Puyuhuapi-Woche zum 81. Geburtstag
statt. Wir sind gespannt, wie sich das noch entwickelt. Ruedi weiss vom
letzten Mal her ein Restaurant, wo wir ein gutes Nachtessen bekommen. Auf dem
Rückweg sehen wir, dass sich das halbe Dorf am Ufer unten versammelt hat.
Irgend ein Kanu-Rennen ist im Gang und die Kanuten werden lautstark angefeuert.
Da wir müde sind, lassen wir das Fest Fest sein und streben dem Bett zu.
In der Zwischenzeit haben wir noch Bescheid bekommen, dass Pia und Sepp
im Café vorbeigehen werden und mir meine Jacke, falls noch dort, mitbringen.
Nun schläft es sich noch besser :-)


13. 1.2016
Sonnenstrahlen wecken uns, aber es sieht nicht nach stabilem Wetter aus. Nach
dem Frühstück beschliessen wir, einen Ausflug zum Ventisquero Colgante (Hängender
Gletscher) im Queulat Nationalpark zu machen und anschliessend eventuell in die
Termas del Ventisquero zu gehen. Doch kommt, noch bevor wir richtig losgefahren
sind, ein SMS, dass unsere neuen Bekannten in eben diesem Café sitzen und dass
sie meine Jacke gefunden haben. Juhui, das ist super. So ändern wir den Plan und
warten, bis sie hier sind. Dann fahren wir gemeinsam zum N.P. trinken dort etwas
und plaudern, bevor wir uns trennen. Wir Richtung Gletscher, sie Richtung Boot,
das sie auf die andere Seite der Bucht zu einem Resort bringt. Der Ranger
erklärt uns die verschiedenen Möglichkeiten und wir machen uns auf den Weg.
Ein Aussichtspunkt ganz nahe beim Parkplatz gibt uns einen Blick auf das, was
es hier zu sehen gibt,nämlich den Gletscher,der hoch oben blauweiss über einer
hohen Felswand klebt. Zwei riesige, tosende Wasserfälle stürzen zu beiden Seiten
über diese Wand. Wir denken, dass sie im See landen. Sehen kann man es nicht,
da der untere Teil der Bäche von anderen Felsen verdeckt wird.
Es gibt eine 1 1/2 stündige Wanderung zu einem Punkt, von wo aus man richtig gut
auf den Gletscher sehen kann. Wir wollen mal sehen, wie weit wir kommen und
wandern durch einen ganz ursprünglichen Märchenwald. Mal ein rauf, mal runter
doch dann wird es richtig steil.  Ruedi kehrt um und geht direkt zum See.
Ich steige noch ein Weilchen weiter, bevor ich auch abbreche, es dauert zu lange
und zudem habe ich meine Stöcke nicht dabei.Ich muss ja alles wieder hinunter,
und das ist nicht so mein Ding.
Gerade rechtzeitig komme ich an der Laguna Témpanos an, wo gerade ein Boot ans
andere Ende des Sees bereit zum Ablegen liegt. Mit Schwimmwesten versehen,
tuckern wir übers milchig, graublaue Wasser. Es soll ca. 4° kalt sein. Hinten
angekommen sehen wir, dass der See gar nicht bis unter die Felswand geht.Das
ganze Tal dort hinten ist durch einen Bergrutsch am Ende des Sees abgetrennt
und das Gletscherwasser kommt irgendwie durch das ganze Geröll hindurch in
den See. Leider kann man nicht aussteigen und sehen, wie es weiter hinten
aussieht, aber es scheint, dass dort noch ein Stück Gletscher liegt. Früher
reichte er bis ans Meer, jetzt ist er ca. 7km davon entfernt. Auf den Fotos
von den 1940er Jahren sah alles noch ganz anders aus. Auf jeden Fall ist
es sehr beeindruckend und man fühlt sich ziemlich klein, angesichts dieser
Eismassen dort oben. Leider müssen wir wieder zurück. Toll war es.
Glücklich spazieren wir zum Auto und fahren nun noch zu den Thermen.
Diese liegen sehr schön direkt am Wasser. Leider sagt man uns, dass wir,
ca. eine Stunde warten müssten, da nur eine beschränkte Anzahl Leute
eingelassen wird. So lassen wir es bleiben und kehren ins Hotel zurück.
Eine heisse Dusche ist zwar nicht so schön wie ein 'hotpot', aber auch
nicht schlecht.
Später laufen wir ins Dorf zum Nachtessen. Auch heute ist wieder Fest.
Diesmal sind die Kinder dran. Ein Postenlauf ist zu absolvieren.
Zuerst ein 'Täfi' aus einem Becken Wasser fischen (natürlich alles ohne
Hände), nun ist das Gesicht schön nass. Als nächstes wartet ein Becken
voll Mehl, darin versteckte 'Täfi'. Die armen Kinder, hihi. Wenn sie
das erledigt haben müssen sie eine Banane essen und dazu eine ganze
Dose Cola trinken. Was sonst wohl ein Vergnügen ist, wird hier ganz
offensichtlich zur Qual. Anschliessend wartet ein Faden darauf, in
ein enges Nadelöhr eingefädelt zu werden und am Schluss muss ein Puzzle
zusammen gesetzt werden. Jeweils 4 Kinder sind gleichzeitig unterwegs
und es dauert Ewigkeiten, bis ein Durchgang fertig ist. Wir lassen
die Kinder weiter eifern und setzen uns in ein kleines Restaurant mit
einem wunderschönen Blick über die Bucht. Ich bekomme einen wunderbaren
Fisch und Ruedi geniesst einmal mehr ein Stück Fleisch.
Ein wunderschöner, eindrücklicher Tag ist zu Ende.

Termas de Ventisquero Thermalbad und Kaffee etwas südlich von Puyuhuapi

Ventisquero Colgante (Gletscher)

Knapp 20 Km südlich des Dorfes den ausgeschilderten Weg zum «Ventisquero Colgante» nehmen.
Nach gut 2 Km kommen Sie an die Rangerstation und den Campingplatz. Nun gibt es mehrere
Möglichkeiten, von denen wir hier drei nennen:

- Der erste Weg
ist ein Spaziergang von ca. 10 Minuten zu einem Aussichtspunkt, von dem aus Sie einen
herrlichen Blick auf den Gletscher und zwei reissende Flüsse haben, die unten im Cañon
zusammenfliessen. Man kann sehen, wie die Naturgewalten durch Erdrutsche und Überschwemmungen,
die auch mal einen ganzen Bergrücken wegreissen, die Landschaft immer wieder verändert haben.

- Der zweite Weg
führt, nach Überqueren einer Hängebrücke, in ca. 20 Minuten ans Ufer der Gletscherlagune.
Mit dem Boot kann man bis fast an die Moräne fahren. Man hört das Donnern des kalbenden
Gletschers, wenn – besonders bei sonnigem Wetter – die Eismassen zu Tal stürzen.

- Der dritte Weg
führt nach der Brücke aufwärts. Für 1-2 Stunden Steigen werden Sie belohnt durch einen
beeindruckenden Blick auf die Kordillere, das Eis und die Lagune, fast von der Höhe des
Gletschers aus.

Anm.: Trotz aller Anstrengungen gibt es bisher keine öffentlichen Transportmittel zum Park.
Viele Locals bieten aber Transfers mit Privatfahrzeugen an, oder Sie leihen ein Fahrrad.


Thermalbäder

Puyuhuapi liegt im Bereich des Melimoyu-Vulkans, ein Grund für die zahlreichen heissen Quellen
entlang der Fjorde. Das Schönste ist, abwechselnd im heissen Wasser und im kalten Meer zu
schwimmen - ein Hochgenuss.

Da sind einmal die Thermen des Puyuhuapi Lodge & Spa (http://www.patagonia-connection.com, die sich
über die Jahre von einem dampfenden Bach, der schon den Indianern bekannt war, zu einem noblen
Tourismus-Komplex entwickelt haben.
Sie haben keinen Strassenanschluss. Um hinzukommen, nehmen Sie eines der regelmässigen Boote des
Hotels 15 Km südlich von uns, oder lassen sich von Puyuhuapi aus von einem Fischerboot hinbringen.
Während der Fahrt werden Sie höchstwahrscheinlich Tonina-Delfine beobachten können.

6 Km südlich von Casa Ludwig, mit Strassenanschluss, liegen die Termas del Ventisquero
(http://termasventisqueropuyuhuapi.cl).
Sie bieten, neben den Pools, eine nette Cafeteria mit wunderbarem Blick über das Meer.





Wikipedia Wetter Webcam : La Junta (40km) Routen

Casa Ludwig Hier wird Deutsch gesprochen!