Bericht #7 Montag, 4. September 2017 Und wieder begrüsst uns strahlendes Wetter. Ich stehe früh auf und mache einen herrlichen Morgenspaziergang durch den Wald, während Ruedi noch schläft. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Rückweg nach Terrace. Wir schauen uns unterweg den Vetter Wasserfall an. Auch das ist kein grosser Fall, aber es ist ein sehr schöner Spaziergang dorthin. Wir sind ganz allein im Zauberwald und auch auf der Plattform stört niemand die Ruhe und den Frieden, der von diesem Ort ausgeht. Wie schön. Etwas später ist noch ein Weg durch die Lavafelder angegeben. Es hat Infotafeln unterwegs. Es ist sehr speziell, durch diese Landschaft zu gehen. Es ist unglaublich schön und doch auch bedrückend, wenn man bedenkt, wie viele Menschen durch diese Lavaflut umgekommen sind. Am Lava Lake fahren wir vorbei und halten erst wieder in Terrace. Unser Übernachtungsziel ist der Lakelse Lake Provincial Park. Auch hier ein CG, wie er im Buch steht. schöne, grosse Stellplätze mitten in einem riesigen Wald. Nachdem wir uns eingerichtet haben, spazieren wir an den Strand, wo gebadet, gegrillt und gespielt wird. Motorboote heizen rauf und runter, ziehen Wasserskifahrer oder eine Art Wassersofa, wo einige Personen kreischend drinn hocken. Auch Wassertöff hat's, alles grauenhaft laut. Aber den Leuten scheints zu gefallen. Wir machen lieber einen Spaziergang durch den Zauberwald. Anschliessend geht Ruedi hinauf zum Parkeingang um uns anzumelden und ich nehme die Badesachen und gehe nochmals ans Ufer. Jetzt hat es weniger Leute, bloss die doofen Lärmmacherboote sind noch unterwegs. Ich probiere das Wasser und das ist kalt. Zudem ist der Boden ziemlich eklig. Also zurück und die Wasserschuhe an, dafür habe ich sie schliesslich. Das Wasser wird aber dadurch nicht wärmer. Ich merke jetzt auch, dass in diesem Moorwasser ziemlich viel Zeugs schwimmt, aber nun, da ich schon bis zu den Hüften drinn bin, will ich nicht schlapp machen. Noch ein bisschen Zaudern und mit den Händen Wasser über mich giessen, dann schaffe ich es einzutauchen. Nach einigen Minuten wird es herrlich. Das Wasser ist zwar wirklich nicht so, wie ich es schätze. Zuviel Gemüse, aber das Schwimmen ist herrlich. Anschliessend unter die Dusche und dann Nachtessen und später ein Absacker. Ah ja, ein Feuer haben wir uns gemacht. Da waren noch ein paar grosse Holzscheite von den Vorgängern. Ruedi macht mit der Axt ein bisschen Kleinholz und dann üben wir uns im anfeuern. Irgendwie ist das Holz feucht, aber irgendwann haben wir es geschafft und ein nettes Feuer lodert vor uns. Hier noch ein Link zu der Geschichte der Nisga'A : http://www.nisgaanation.ca/news/honouring-our-past-dr-frank-calder Dienstag, 5. September 2017 Die Sonne weckt mich und während Ruedi noch sein Kissen drückt, mache ich einen Spaziergang zum Seeufer. Kein Mensch ist hier, am Ufer gegenüber liegen kleine Nebelwolken über dem Wald, und am Seeende hat's Bodennebel, der alles wie verwunschen erscheinen lässt. Bloss ein Mann ist hier und macht sein Ruderboot klar, um fischen zu gehen. Auch er beklagt die vielen Motorboote, die tagsüber den See plagen, aber er meint, die Leute wollen halt Spass. Zurück beim Camper ist Ruedi doch schon aus den Federn und hat das Frühstück vorbereitet. Anschliessend fahren wir zum oberen Ende des Sees, wo ein Trail vom Parkplatz zum dortigen Picknick' und Liegestrand führt. Auch dieser Weg führt durch ein Stück Wald, wie könnte es anders sein. Aber es kann nicht genug Spaziergänge durch diese Wälder geben. Es ist jedesmal ein neues Erlebnis. Anschliessend fahren wir nach Kitselas. Hier waren früher einige First Nation Dörfer. Viel ist davon nicht übrig geblieben. Es gibt aber ein Museum, bestehend aus 5 Langhäusern mit den Stammeszeichen verziert und den passenden Totempfählen. Leider ist das ganze geschlossen. Wir hätten uns anmelden müssen, nur im Juli/August ist es täglich geöffnet. Dafür gibt's einen Trail zum Kitselas Canyon, der durch eine ganz andere Art Wald führt als sonst. Er ist licht und luftig und die Bäume stehen relativ weit auseinander. Aber das Besondere ist der Boden. Nicht von Unterholz und verrotteten Bäumen zu gewachsen, sondern einfach nur von tiefgrünem, dichtem und weichem Moos überwachsen. Man bekommt richtig Lust, sich einfach auf diese grüne Decke zu legen. Der Trail führt zu einem Platz, wo früher so ein Dorf stand. Heute sind dort 4 Totempfähle und ein altes Kanu, das aus einem Baum gearbeitet ist. Noch etwas weiter unten ist eine Plattform über dem Skeena River. Mitten im Fluss hat es felsige Inseln. Am Ufer dieser Inseln sind noch heute dicke Ringe, die im Boden eingelassen sind. Daran konnten sich damals die kleinen Heckraddampfer mit Tauen befestigen und so durch die Stromschnellen kämpfen. Es ist schwierig, sich das vorzustellen, denn im Moment ist der Skeena sehr zahm und hat eher zu wenig Wasser. Hier ein Link dazu : https://de.wikipedia.org/wiki/Kitselas_Canyon Befriedigt kehren wir zum Camper zurück und fahren nun in die Stadt, um noch ein paar Einkäufe zu erledigen, bevor wir zum CG fahren, wo wir schon letzte Woche 2 Nächte waren. Ich kann rasch eine Maschine waschen, dazwischen duschen wir und dann gehen wir zu Fuss nochmals ins Mumford's, wo wir letzten Freitag auch waren. Wir haben beschlossen, dass wir den morgigen Hochzeitstag schon heute mit einem feinen Abendessen feiern. Wieder bestellen wir uns die köstlichen Blumenkohlröschen. Anschliessend nehme ich die Ribs, die Ruedi letztes Mal hatte und er bestellt sich ein Stück Angus Rind. Alles schmeckt einfach perfekt und auch heute ist die Bedienung so, dass man sich einfach wohl und willkommen fühlt. Ein toller Abschluss für einen tollen Tag. Mittwoch, 6. Septemer 2017 Heute ist der Himmel nicht klar, zwar scheint die Sonne, aber nicht so, wie in den letzten Tagen und am Himmel hat es 'es Gschlirgg' und in der Entfernung ist dunkles Gewölk. Wir nehmen es gemütlich, es sind ja bloss ca. 140 km nach Prince Rupert. Nach dem Frühstück räumen wir auf, nehmen die Wäsche ab, die über Nacht mehr oder weniger trocknete und machen uns dann auf den Weg. Schon ein paar Kilometer weiter ist das grosse Haus mit Shop der Kitsumkalum First Nation. Hier gibt es ein sehr schönes Angebot an leider nur teilweise in Kanada gefertigten Sachen, wie z.B. T-Shirts und Hemden, die mit diesen wunderschönen Clanwappen, meist symbolisierte Tierdarstellungen, verziert sind. Leider sind unsere Grössen nicht erhältlich, es ist Ende Saison, das merkt man. Es hat Mocassins, Lederschuhe, Stiefel und natürlich Schmuck. Wirklich schön. Auch die Kitsumkalum haben eine gute Website mit interessanten Infos über ihre Bräuche, Geschichte etc. : http://www.kitsumkalum.com/culture Nun folgt der Highway immer weiter dem Skeena River. Meist ist er direkt neben uns, genauso wie die Bahnlinie. Aber genau jetzt kommt natürlich keiner dieser elend langen Güterzüge, so dass man mal ein Foto machen könnte, das diese Länge zeigt. Ab und zu hat's eine Rest Area mit Plumpsklo, aber ohne sonstige Infrastruktur. Am Exchamsik River gibt's einen Trail. Wir fahren hinaus und treffen beim Parkplatz auf eine Gruppe, die mit Zodiac Booten unterwegs ist und hier ihr Mittagessen bekommt. Während sie einen Infospaziergang im Wald machen, schauen wir dem wohl eigens für die Gruppe tätigen Kettensägenschnitzer zu. Er hat ein paar seiner Objekte ausgestellt, unter anderem 2 Lachse, die ganz fein poliert und dann mit einer speziellen Farbe oder Tinte (hab die Erklärungen nicht ganz verstanden) verziert wurden, 2 wirkliche Schmuckstücke, die, im richtigen Ambient aufgestellt oder aufgehängt, ganz toll wirken müssen. Dann natürlich relativ grob gefertigte Bären, aber lustig und sympathisch sind. Bloss etwas gross zum im Koffer verstauen. Dann spazieren auch wir durch den Wald. Während Ruedi irgendwo wieder umkehrt, gehe ich den Weg bis zum Ende und stehe dann direkt unter dieser mächtigen, sicher fast 700 oder 800 Meter hohen Felswand, die wir schon von der Strasse aus bewundert haben. Was für ein Anblick. Dort, wo sie nicht senkrecht abfällt, soll es Bergziegen haben. Diese Tiere haben ein wunderschönes, langhaariges Fell. Aber leider haben sie sich nicht gezeigt. Abgesehen davon, auch Bären haben wir seit der Begegnung mit dem Spirit bear keine mehr gesichtet. Aber irgendwie stört es uns nicht mehr, wir haben welche gesehen und sind eigentlich zufrieden mit dem. Während ich noch unterwegs war, ist Ruedi ins Gespräch gekommen mit den Leuten vom Catering. Sie bereiten Lachs (was denn sonst) in Alufolie auf dem offenen Feuer vor. Es sieht sehr 'gluschtig' aus. Wir bekommen sogar ein kleines Stück als 'Versuecherli'. Mmmhhh, ist das guuut. Der junge Mann, der für den Grill zuständig ist, hat echt Freude über unser Lob. Zufrieden fahren wir weiter und hoffen, dass es irgendwann mal ein Ort gibt, wo wir einen Kaffee bekommen, aber das ist Wunschdenken. Am Prudhomme Lake schauen wir uns den Campground an,fahren aber doch weiter, weil wir lieber etwas näher an Prince Rupert sein wollen. Auch am Diana Lake halten wir. Das ist ein wunderschönes Fleckchen, kein CG, aber ein riesiger Picknick Platz mit Tischen und viel Wiese zum Spielen etc. In Port Edward beschliessen wir zu bleiben. Wir bekommen einen Platz, machen aber zuerst noch einen Abstecher zur North Pacific Cannery, die seit vielen Jahren nicht mehr in Betrieb ist und heute ein Mueseumsdorf ist. Dort wurden über viele Jahre Fische verarbeitet. Die Arbeiter hatten Häuschen, eine Kantine, einen Laden etc. auf Platz. Bis Port Edward sind's 5 Kilometer und damals war man nicht mobil, wenigstens in den Gründerjahren. Ein interessanter Ausflug. Auf den Abend hin ist auch die Sonne wieder hier und wir können draussen nachtessen und unseren Schlummi geniessen. Donnerstag, 7. September 2017 In der Nacht regnet es ziemlich und auch der Morgen ist noch sehr nass. Trotzdem sehen wir schon bald ein paar blaue Stellen. Wir machen uns auf nach Prince Rupert. Unterwegs sind aber noch die Butze Rapids zu besichtigen. Der Weg geht rauf und runter und zwar deftig. Ruedi kehrt schon nach kurzer Zeit um, ich will aber hinunter zum Aussichtspunkt. Also marschiere ich durch Wald, fast nur bergab. Nach einer halben Stunde erreiche ich mein Ziel und stehe über dem Skeena, der hier bei Flut ziemliche Stromschnellen aufweist. Jetzt gerade ist Ebbe und so ist der Fluss ziemlich zahm. Der Rückweg bringt mich ziemlich ausser Puste, aber ich hab's genossen. Nun aber auf in die Stadt. Es soll dort unten an der Waterfront gute Seafood Restaurants und Läden geben. Erst fahren wir zum RV Park, wo wir einen Platz reserviert haben. Die freundlich Lady am Empfang kann uns zwar auf ihrer Reservationsliste nicht finden, aber einen Platz hat sie trotzdem. Wir fragen, ob es eine Möglichkeit gibt, mit ÖV in die Stadt zu fahren, und bekommen zu hören, dass das etwa eine dreiviertel Stunde dauert, obwohl es nur einige Kilometer sind. Das sei eine kleine Stadt und der Bus fahre über viele Umwege hinunter. Im Büro sitzt noch ein Mann, der uns sagt, er müsse eh hinunter, er nehme uns gleich mit. Also holen wir unsere Jacken und den Rucksack und können dann bei Andrew einsteigen. Er telefoniert noch mit seiner Frau um ihr zu melden, dass er unterwegs sei. Sie meint aber, vor einer halben Stunde sei sie nicht bereit. So macht der nette Mann mit uns eine Sightseeing Tour. Er fährt mit uns ganz ans Ende der Stadt und gibt uns eine Menge Informationen, erzählt, was er macht, dass er in den Goldminen in Alaska als Koch arbeitet und somit ein guter Koch sein muss. Er wolle sich nicht loben, aber es reiche nicht, der zweitbeste Koch zu sein, sonst würden die Leute dort ausrasten. Nein, er sei der beste! Natürlich grinst er dazu, aber wir denken, er meint das schon so. Es ist eine vergnügliche Fahrt und wir sind fast traurig, als er uns dann doch ablädt an der Cowbay. Er müsse morgen mit seiner Frau, die sein zweiter Koch ist, zur Mine fahren. Immer zwei Wochen arbeiten, zwei Wochen frei. Das ist vielleicht ein Leben.... Früher hiess die Cowbay anders, sie bekam ihren Namen, weil ein Schweizer dort per Schiff eine ganze Ladung Kühe für seinen Milchbetrieb bekommen hat. Es hat einige Restaurants, aber dasjenige, das uns die Dame im Visitor Centre in Terrace empfohlen hatte, ist wegen Renovation geschlossen. Also steuern wir das Dolly an. Andrew hat gesagt, dort esse man auch gut. Und was wir da bekommen ist sehr gut. Für mich gibt's erst einen Boston Clam Chowder (berühmte Muschelcrèmesuppe), das ist ein Muss an der Küste. Anschliessend essen wir beide Heilbutt mit Pommes und einem Salat. Ah, ist das gut. Anschliessend bestellt sich Ruedi frittiertes Eis und ich, auf Anraten der Bedienung, eine Stück Creamcheese Pie. Es kommt eine riesige, mit undefinierbarer Panade versehen Kugel Vanille Eis mit Schokosauce und ein Cheesecake, wie ich ihn noch nie hatte. Er besteht aus hauchdünnen, ganz knusprigen Teigplatten und dazwischen hat's die Cheescakefüllung. Ich dachte, die Creamcheesepie in Terrace sei die beste ihrer Art, aber diese hier schlägt alles, was ich schon bekommen habe. Mit vollem Bauch schlendern wir jetzt zu den Läden. Schon der erste ist ein Wunderland. Es gibt so viele verschiedene Dinge zu sehen und ich laufe mit Stielaugen durch die Regale. Ich finde zwar immer noch nicht alles, was ich möchte, aber doch einiges. Die nächsten Läden sind nicht mehr so interssant. Nun kommen wir noch zum Museum of Northern British Columbia. Ein schöner, im Blockhouse Stil gemachtes Gebäude mit einer tollen Ausstellung. Auch hier hat es wieder ganz viele Informationen über die First Nation dieser Region. Wir können gar nicht alles lesen. Ich mache mir Fotos von den Tafeln, weil es mich wirklich interessiert. Nun sind wir langsam müde und schleppen uns an den Supermärkten vorbei. Von dort brauchen wir im Moment nichts. Bloss noch einen richtigen Kaffee und dann winken wir einem Taxi, das uns zum CG zurück bringt. Und zwar für etwa 7$ inkl. Trinkgeld. Der Bus wäre nicht viel billiger gewesen. Wir schauen unsere Mails an, ärgern uns über die schwache Verbindung (wahrscheinlich sind alle hier im Netz, so dass es überlastet ist) und machen unsere Sachen bereit, die wir morgen dabei haben wollen, weil wir während der Passage, die fast 16 Stunden dauert, nicht ans Auto können. Ich packe noch ein paar Schöggeli ein und schreibe einen Zettel für Andrew und gebe das oben im Büro ab. Er werde in zwei Wochen wieder da sein, hat er gesagt. Im Büro sagt man mir aber, dass er eh noch kommen müsse, da er sein Telefon liegen gelassen habe. Auf dem Rückweg zum Camper fährt er uns auch schon entgegen. Wir plaudern noch einen Moment, bevor er sich auf den Heimweg macht. Schade, dass wir nicht mehr Zeit zusammen verbringen konnten. Wir hätten ihn gerne näher kennengelernt. Zeit für's Bett, wir müssen morgen schon um 5.30 an der Fähre sein. Hoffentlich wird das Wetter gut, damit wir etwas sehen unterwegs.
Zuletzt geändert 2017-09-08 05:16 UTC von 0 (Unterschiede)
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