53 Bericht 07

Bericht #7
Montag, 4. September 2017

Und wieder begrüsst uns strahlendes Wetter. Ich stehe früh auf und mache
einen herrlichen Morgenspaziergang durch den Wald, während Ruedi noch
schläft. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Rückweg nach Terrace.
Wir schauen uns unterweg den Vetter Wasserfall an. Auch das ist kein
grosser Fall, aber es ist ein sehr schöner Spaziergang dorthin. Wir sind
ganz allein im Zauberwald und auch auf der Plattform stört niemand die
Ruhe und den Frieden, der von diesem Ort ausgeht. Wie schön. Etwas später
ist noch ein Weg durch die Lavafelder angegeben. Es hat Infotafeln
unterwegs. Es ist sehr speziell, durch diese Landschaft zu gehen. Es ist
unglaublich schön und doch auch bedrückend, wenn man bedenkt, wie viele
Menschen durch diese Lavaflut umgekommen sind. Am Lava Lake fahren wir
vorbei und halten erst wieder in Terrace. Unser Übernachtungsziel ist
der Lakelse Lake Provincial Park. Auch hier ein CG, wie er im Buch steht.
schöne, grosse Stellplätze mitten in einem riesigen Wald. Nachdem wir uns
eingerichtet haben, spazieren wir an den Strand, wo gebadet, gegrillt und
gespielt wird. Motorboote heizen rauf und runter, ziehen Wasserskifahrer
oder eine Art Wassersofa, wo einige Personen kreischend drinn hocken.
Auch Wassertöff hat's, alles grauenhaft laut. Aber den Leuten scheints
zu gefallen. Wir machen lieber einen Spaziergang durch den Zauberwald.
Anschliessend geht Ruedi hinauf zum Parkeingang um uns anzumelden
und ich nehme die Badesachen und gehe nochmals ans Ufer. Jetzt hat es
weniger Leute, bloss die doofen Lärmmacherboote sind noch unterwegs.
Ich probiere das Wasser und das ist kalt. Zudem ist der Boden ziemlich
eklig. Also zurück und die Wasserschuhe an, dafür habe ich sie schliesslich.
Das Wasser wird aber dadurch nicht wärmer. Ich merke jetzt auch, dass
in diesem Moorwasser ziemlich viel Zeugs schwimmt, aber nun, da ich
schon bis zu den Hüften drinn bin, will ich nicht schlapp machen. Noch
ein bisschen Zaudern und mit den Händen Wasser über mich giessen, dann
schaffe ich es einzutauchen. Nach einigen Minuten wird es herrlich.
Das Wasser ist zwar wirklich nicht so, wie ich es schätze. Zuviel Gemüse,
aber das Schwimmen ist herrlich. Anschliessend unter die Dusche und
dann Nachtessen und später ein Absacker. Ah ja, ein Feuer haben wir uns
gemacht. Da waren noch ein paar grosse Holzscheite von den Vorgängern.
Ruedi macht mit der Axt ein bisschen Kleinholz und dann üben wir uns
im anfeuern. Irgendwie ist das Holz feucht, aber irgendwann haben wir es
geschafft und ein nettes Feuer lodert vor uns.
Hier noch ein Link zu der Geschichte der Nisga'A :
http://www.nisgaanation.ca/news/honouring-our-past-dr-frank-calder



Dienstag, 5. September 2017

Die Sonne weckt mich und während Ruedi noch sein Kissen drückt, mache
ich einen Spaziergang zum Seeufer. Kein Mensch ist hier, am Ufer gegenüber
liegen kleine Nebelwolken über dem Wald, und am Seeende hat's Bodennebel,
der alles wie verwunschen erscheinen lässt. Bloss ein Mann ist hier und
macht sein Ruderboot klar, um fischen zu gehen. Auch er beklagt die vielen
Motorboote, die tagsüber den See plagen, aber er meint, die Leute wollen
halt Spass. Zurück beim Camper ist Ruedi doch schon aus den Federn und
hat das Frühstück vorbereitet. Anschliessend fahren wir zum oberen Ende
des Sees, wo ein Trail vom Parkplatz zum dortigen Picknick' und Liegestrand
führt. Auch dieser Weg führt durch ein Stück Wald, wie könnte es anders
sein. Aber es kann nicht genug Spaziergänge durch diese Wälder geben. 
Es ist jedesmal ein neues Erlebnis. Anschliessend fahren wir nach
Kitselas. Hier waren früher einige First Nation Dörfer. Viel ist davon
nicht übrig geblieben. Es gibt aber ein Museum, bestehend aus 5 Langhäusern
mit den Stammeszeichen verziert und den passenden Totempfählen. Leider ist
das ganze geschlossen. Wir hätten uns anmelden müssen, nur im Juli/August
ist es täglich geöffnet. Dafür gibt's einen Trail zum Kitselas Canyon, der
durch eine ganz andere Art Wald führt als sonst. Er ist licht und luftig
und die Bäume stehen relativ weit auseinander. Aber das Besondere ist der
Boden. Nicht von Unterholz und verrotteten Bäumen zu gewachsen, sondern
einfach nur von tiefgrünem, dichtem und weichem Moos überwachsen. Man
bekommt richtig Lust, sich einfach auf diese grüne Decke zu legen. Der Trail
führt zu einem Platz, wo früher so ein Dorf stand. Heute sind dort 4 Totempfähle
und ein altes Kanu, das aus einem Baum gearbeitet ist. Noch etwas weiter
unten ist eine Plattform über dem Skeena River. Mitten im Fluss hat es
felsige Inseln. Am Ufer dieser Inseln sind noch heute dicke Ringe, die
im Boden eingelassen sind. Daran konnten sich damals die kleinen Heckraddampfer
mit Tauen befestigen und so durch die Stromschnellen kämpfen. Es ist
schwierig, sich das vorzustellen, denn im Moment ist der Skeena sehr zahm
und hat eher zu wenig Wasser. Hier ein Link dazu :
https://de.wikipedia.org/wiki/Kitselas_Canyon
Befriedigt kehren wir zum Camper zurück und fahren nun in die Stadt, um
noch ein paar Einkäufe zu erledigen, bevor wir zum CG fahren, wo wir schon
letzte Woche 2 Nächte waren. Ich kann rasch eine Maschine waschen,
dazwischen duschen wir und dann gehen wir zu Fuss nochmals ins Mumford's,
wo wir letzten Freitag auch waren. Wir haben beschlossen, dass wir den
morgigen Hochzeitstag schon heute mit einem feinen Abendessen feiern.
Wieder bestellen wir uns die köstlichen Blumenkohlröschen. Anschliessend
nehme ich die Ribs, die Ruedi letztes Mal hatte und er bestellt sich ein
Stück Angus Rind. Alles schmeckt einfach perfekt und auch heute ist die
Bedienung so, dass man sich einfach wohl und willkommen fühlt.
Ein toller Abschluss für einen tollen Tag.



Mittwoch, 6. Septemer 2017

Heute ist der Himmel nicht klar, zwar scheint die Sonne, aber nicht so,
wie in den letzten Tagen und am Himmel hat es 'es Gschlirgg' und in der
Entfernung ist dunkles Gewölk. Wir nehmen es gemütlich, es sind ja
bloss ca. 140 km nach Prince Rupert. Nach dem Frühstück räumen wir auf,
nehmen die Wäsche ab, die über Nacht mehr oder weniger trocknete und
machen uns dann auf den Weg. Schon ein paar Kilometer weiter ist das
grosse Haus mit Shop der Kitsumkalum First Nation. Hier gibt es ein sehr
schönes Angebot an leider nur teilweise in Kanada gefertigten Sachen, wie
z.B. T-Shirts und Hemden, die mit diesen wunderschönen Clanwappen, meist
symbolisierte Tierdarstellungen, verziert sind. Leider sind unsere Grössen
nicht erhältlich, es ist Ende Saison, das merkt man. Es hat Mocassins,
Lederschuhe, Stiefel und natürlich Schmuck. Wirklich schön. Auch die
Kitsumkalum haben eine gute Website mit interessanten Infos über ihre
Bräuche, Geschichte etc. : http://www.kitsumkalum.com/culture
Nun folgt der Highway immer weiter dem Skeena River. Meist ist er direkt
neben uns, genauso wie die Bahnlinie. Aber genau jetzt kommt natürlich
keiner dieser elend langen Güterzüge, so dass man mal ein Foto machen
könnte, das diese Länge zeigt. Ab und zu hat's eine Rest Area mit
Plumpsklo, aber ohne sonstige Infrastruktur. Am Exchamsik River gibt's
einen Trail. Wir fahren hinaus und treffen beim Parkplatz auf eine Gruppe,
die mit Zodiac Booten unterwegs ist und hier ihr Mittagessen bekommt.
Während sie einen Infospaziergang im Wald machen, schauen wir dem
wohl eigens für die Gruppe tätigen Kettensägenschnitzer zu. Er hat ein
paar seiner Objekte ausgestellt, unter anderem 2 Lachse, die ganz fein
poliert und dann mit einer speziellen Farbe oder Tinte (hab die Erklärungen
nicht ganz verstanden) verziert wurden, 2 wirkliche Schmuckstücke, die,
im richtigen Ambient aufgestellt oder aufgehängt, ganz toll wirken müssen.
Dann natürlich relativ grob gefertigte Bären, aber lustig und sympathisch
sind. Bloss etwas gross zum im Koffer verstauen. Dann spazieren auch wir
durch den Wald. Während Ruedi irgendwo wieder umkehrt, gehe ich den Weg
bis zum Ende und stehe dann direkt unter dieser mächtigen, sicher fast
700 oder 800 Meter hohen Felswand, die wir schon von der Strasse aus
bewundert haben. Was für ein Anblick. Dort, wo sie nicht senkrecht abfällt,
soll es Bergziegen haben. Diese Tiere haben ein wunderschönes, langhaariges
Fell. Aber leider haben sie sich nicht gezeigt. Abgesehen davon, auch
Bären haben wir seit der Begegnung mit dem Spirit bear keine mehr gesichtet.
Aber irgendwie stört es uns nicht mehr, wir haben welche gesehen und sind
eigentlich zufrieden mit dem. Während ich noch unterwegs war, ist Ruedi
ins Gespräch gekommen mit den Leuten vom Catering. Sie bereiten Lachs (was
denn sonst) in Alufolie auf dem offenen Feuer vor. Es sieht sehr 'gluschtig'
aus. Wir bekommen sogar ein kleines Stück als 'Versuecherli'. Mmmhhh, ist
das guuut. Der junge Mann, der für den Grill zuständig ist, hat echt Freude
über unser Lob. Zufrieden fahren wir weiter und hoffen, dass es irgendwann
mal ein Ort gibt, wo wir einen Kaffee bekommen, aber das ist Wunschdenken.
Am Prudhomme Lake schauen wir uns den Campground an,fahren aber doch
weiter, weil wir lieber etwas näher an Prince Rupert sein wollen. Auch
am Diana Lake halten wir. Das ist ein wunderschönes Fleckchen, kein
CG, aber ein riesiger Picknick Platz mit Tischen und viel Wiese zum
Spielen etc. In Port Edward beschliessen wir zu bleiben. Wir bekommen
einen Platz, machen aber zuerst noch einen Abstecher zur North Pacific
Cannery, die seit vielen Jahren nicht mehr in Betrieb ist und heute ein
Mueseumsdorf ist. Dort wurden über viele Jahre Fische verarbeitet. Die
Arbeiter hatten Häuschen, eine Kantine, einen Laden etc. auf Platz. Bis
Port Edward sind's 5 Kilometer und damals war man nicht mobil, wenigstens
in den Gründerjahren. Ein interessanter Ausflug. Auf den Abend hin ist
auch die Sonne wieder hier und wir können draussen nachtessen und unseren
Schlummi geniessen.



Donnerstag, 7. September 2017

In der Nacht regnet es ziemlich und auch der Morgen ist noch sehr nass.
Trotzdem sehen wir schon bald ein paar blaue Stellen. Wir machen uns auf
nach Prince Rupert. Unterwegs sind aber noch die Butze Rapids zu besichtigen.
Der Weg geht rauf und runter und zwar deftig. Ruedi kehrt schon nach
kurzer Zeit um, ich will aber hinunter zum Aussichtspunkt. Also marschiere
ich durch Wald, fast nur bergab. Nach einer halben Stunde erreiche ich
mein Ziel und stehe über dem Skeena, der hier bei Flut ziemliche
Stromschnellen aufweist. Jetzt gerade ist Ebbe und so ist der Fluss
ziemlich zahm. Der Rückweg bringt mich ziemlich ausser Puste, aber ich
hab's genossen. Nun aber auf in die Stadt. Es soll dort unten an der
Waterfront gute Seafood Restaurants und Läden geben. Erst fahren wir
zum RV Park, wo wir einen Platz reserviert haben. Die freundlich Lady
am Empfang kann uns zwar auf ihrer Reservationsliste nicht finden, aber
einen Platz hat sie trotzdem. Wir fragen, ob es eine Möglichkeit gibt,
mit ÖV in die Stadt zu fahren, und bekommen zu hören, dass das etwa eine
dreiviertel Stunde dauert, obwohl es nur einige Kilometer sind. Das sei
eine kleine Stadt und der Bus fahre über viele Umwege hinunter. Im Büro
sitzt noch ein Mann, der uns sagt, er müsse eh hinunter, er nehme uns
gleich mit. Also holen wir unsere Jacken und den Rucksack und können dann
bei Andrew einsteigen. Er telefoniert noch mit seiner Frau um ihr zu
melden, dass er unterwegs sei. Sie meint aber, vor einer halben Stunde
sei sie nicht bereit. So macht der nette Mann mit uns eine Sightseeing Tour.
Er fährt mit uns ganz ans Ende der Stadt und gibt uns eine Menge Informationen,
erzählt, was er macht, dass er in den Goldminen in Alaska als Koch arbeitet
und somit ein guter Koch sein muss. Er wolle sich nicht loben, aber es
reiche nicht, der zweitbeste Koch zu sein, sonst würden die Leute dort
ausrasten. Nein, er sei der beste! Natürlich grinst er dazu, aber wir
denken, er meint das schon so. Es ist eine vergnügliche Fahrt und wir
sind fast traurig, als er uns dann doch ablädt an der Cowbay. Er müsse
morgen mit seiner Frau, die sein zweiter Koch ist, zur Mine fahren. Immer
zwei Wochen arbeiten, zwei Wochen frei. Das ist vielleicht ein Leben....
Früher hiess die Cowbay anders, sie bekam ihren Namen, weil ein Schweizer
dort per Schiff eine ganze Ladung Kühe für seinen Milchbetrieb bekommen
hat. Es hat einige Restaurants, aber dasjenige, das uns die Dame im
Visitor Centre in Terrace empfohlen hatte, ist wegen Renovation geschlossen.
Also steuern wir das Dolly an. Andrew hat gesagt, dort esse man auch gut.
Und was wir da bekommen ist sehr gut. Für mich gibt's erst einen
Boston Clam Chowder (berühmte Muschelcrèmesuppe), das ist ein Muss an der
Küste. Anschliessend essen wir beide Heilbutt mit Pommes und einem Salat.
Ah, ist das gut. Anschliessend bestellt sich Ruedi frittiertes Eis und
ich, auf Anraten der Bedienung, eine Stück Creamcheese Pie. Es kommt eine
riesige, mit undefinierbarer Panade versehen Kugel Vanille Eis mit
Schokosauce und ein Cheesecake, wie ich ihn noch nie hatte. Er besteht
aus hauchdünnen, ganz knusprigen Teigplatten und dazwischen hat's die
Cheescakefüllung. Ich dachte, die Creamcheesepie in Terrace sei die
beste ihrer Art, aber diese hier schlägt alles, was ich schon bekommen
habe. Mit vollem Bauch schlendern wir jetzt zu den Läden. Schon der
erste ist ein Wunderland. Es gibt so viele verschiedene Dinge zu sehen
und ich laufe mit Stielaugen durch die Regale. Ich finde zwar immer
noch nicht alles, was ich möchte, aber doch einiges. Die nächsten Läden
sind nicht mehr so interssant. Nun kommen wir noch zum Museum of Northern
British Columbia. Ein schöner, im Blockhouse Stil gemachtes Gebäude mit
einer tollen Ausstellung. Auch hier hat es wieder ganz viele Informationen
über die First Nation dieser Region. Wir können gar nicht alles lesen.
Ich mache mir Fotos von den Tafeln, weil es mich wirklich interessiert.
Nun sind wir langsam müde und schleppen uns an den Supermärkten vorbei.
Von dort brauchen wir im Moment nichts. Bloss noch einen richtigen Kaffee
und dann winken wir einem Taxi, das uns zum CG zurück bringt. Und zwar
für etwa 7$ inkl. Trinkgeld. Der Bus wäre nicht viel billiger gewesen.
Wir schauen unsere Mails an, ärgern uns über die schwache Verbindung
(wahrscheinlich sind alle hier im Netz, so dass es überlastet ist) und
machen unsere Sachen bereit, die wir morgen dabei haben wollen, weil wir
während der Passage, die fast 16 Stunden dauert, nicht ans Auto können.
Ich packe noch ein paar Schöggeli ein und schreibe einen Zettel für
Andrew und gebe das oben im Büro ab. Er werde in zwei Wochen wieder da
sein, hat er gesagt. Im Büro sagt man mir aber, dass er eh noch kommen
müsse, da er sein Telefon liegen gelassen habe. Auf dem Rückweg zum
Camper fährt er uns auch schon entgegen. Wir plaudern noch einen Moment,
bevor er sich auf den Heimweg macht. Schade, dass wir nicht mehr Zeit
zusammen verbringen konnten. Wir hätten ihn gerne näher kennengelernt.
Zeit für's Bett, wir müssen morgen schon um 5.30 an der Fähre sein.
Hoffentlich wird das Wetter gut, damit wir etwas sehen unterwegs.