Bericht #4 Sonntag, 27. August 2017 Auch heute Morgen ist der Himmel verhangen und es bleibt den ganzen Tag so. Ab und zu sehen wir ein paar blaue Fetzen am Himmel, aber mehr gibt's nicht. Immerhin regnet es nicht, bloss mal ein paar Spritzer. Nach dem Frühstück fahren wir wieder auf den Highway, mit Versprechungen vom C.G. Betreiber, dass wir bestimmt einen Bär sehen werden auf dem Weg dorthin. Pah, alles Gerede, in Kanada gibt's gar keine Bären, alles bloss eine Finte, um Touristen anzulocken, haha..... Die Gegend ist grün, (wie denn sonst), das Bulkley Tal sehr weit, die Berge also nicht ganz nahe und es hat Seen, Weiher, Tümpel. Oft ist es Farmland, hie und da hat's Rinder oder eine Pferdekoppel. In Burns Lake fahren wir ab dem Highway Richtung Süden. Am Lake François (der See ist übrigens gute 120km lang und somit einer der grössten von Kanada, glaube ich gelesen zu haben), gibt's eine Fähre, die uns ans Südufer bringt (gratis). Hier ist herrscht erstmal saftiges Weideland vor, aber dann ist's schon wieder waldig, wie könnte es auch anders. Die Seen sind wunderschön, ab und zu hat's fantastisch gelegene Häuser, so, wie man sich das wünschen würde, wenn's bloss nicht so einsam wäre.... Am Takysie Lake können wir unseren Propangasbehälter auffüllen lassen. Zudem bestellen wir uns noch eine Kleinigkeit zum Essen, bevor's weiter geht. Wir haben einen Zettel vom Tourist Office, wo auf Spezielles hingewiesen wird auf dieser Rundtour. So jage ich Ruedi von der Strasse auf einen Feldweg, der zu einem Look Out führen soll. Schliesslich haben wir ja einen 4x4 Truck und Ruedi liebt ja Herausforderungen. 2 km geht's auf dem schmalen, holprigen, von Löchern übersäten Weg, teilweise ganz schön steil, so dass Ruedi den 4x4 einschaltet. Wir werden gründlich durch geschüttelt. Dass uns jemand entgegen kommt, daran mag ich gar nicht denken. Zuoberst muss Ruedi ein Wendemanöver machen, es sieht abenteuerlich aus. Dafür werden wir aber mit einer fantastischen Aussicht über x Seen, dichten Wald, Hügel und Berge belohnt. Meeega schön. Auch die Fortsetzung besteht aus Wiesen- und Weideland. Hie und da ein Getreidefeld und sonst Bäume, Bäume, Bäume, mal als dichter, mal als lockerer Wald, mal als Baumgruppen. Dazwischen Seen, Tümpel, Weiher. Die Farben sind leider nicht so kräftig, weil der Himmel bedeckt bleibt. Vom Lake Ootsa, der noch viiieeel grösser als der Lake François ist, sehen wir kaum etwas, weil auch dieses Ufer sehr bewaldet ist. An einer Stelle können wir hinunter fahren und uns an dieser grandiosen Aussicht freuen. Irendwann wird aus der geteerten eine Naturstrasse. Zum Glück ist nicht viel Verkehr, sonst wären wir permanent im dichten Staub. Am späteren Nachmittag erreichen wir wieder den Highway und fahren noch bis kurz vor Smithers. Im Fort Telkwa RV Park, direkt über dem Bulkley River finden wir einen Platz. In der Nähe ist der Tyhee Lake und Province Park. Nachdem heute die Bewegung ziemlich auf der Strecke blieb, mache ich mich auf den Weg dorthin. Ruedi hat leider keine Lust. Am Anfang des Waldwegs macht ein Schild darauf aufmerksam, dass auch hier Bären unterwegs sind. Und obwohl wir ja der Meinung sind, dass es gar keine gibt, ist es dann doch sehr ungemütlich, so alleine durch den menschenleeren Wald zu marschierene, und dies in der Abenddämmerung. Ich singe und schwatze vor mich hin, zum Glück hört mich keiner. Der Weg ist scheint mir viel länger als angegeben. Aber ich erreiche den Campground im Park ohne etwas gesehen zu haben. Der See ist aber nicht zu sehen, und nachdem es nun schon ziemlich spät ist, mache ich mich gleich auf den Rückweg. Jetzt noch mit mulmigerem Gefühl. Irgendwo geht der Weg hinter dem Dorf durch und ich kann in eine von Häusern gesäumte Strasse einbiegen und den Rest des Weges durch halbwegs bewohntes Gebiet machen. So komme ich wohlbehalten wieder beim Camper an. Wir beschliessen, dass es nur noch einen Absacker und ein Oreo gibt und sinken dann ins Bett. Montag, 28. August 2017 Auch dieser Tag beginnt bedeckt. Wir fahren bis Smithers, das nur einige Kilometer weiter ist. Hier lockt uns ein Schild auf einen Seitensprung zu den Twin Falls. Der Weg dorthin führt am Lake Kathlin vorbei. Wunderschön. So ein Haus, wie dort ein paar stehen, mit einer Sicht, die schlichtweg grandios ist, so eins müsste man haben und sich dann hin beamen können. Ab dem Parkplatz für ein Weg durch lockeren Wald und Gebüsch immer weiter hinauf bis zu einer Plattform, von wo aus man die beiden Wasserfälle sehen kann. Der eine ist etwas weiter weg, der ander stürzt gleich um die Ecke tosend aus grosser Höhe hinunter. Beide Fälle kommen vom Kathlyn Glacier. Es hat sich sehr gelohnt, dort hinauf zu tippeln, vor allem aus, weil sich das Wetter inzwischen so gebessert hat, dass es auch grössere blaue Flecken am Himmel hat. Wir sind beeindruckt und marschieren guter Laune zurück zum Camper. Die Strasse folgt weiter dem Bulkley River, mal direkt daneben, mal verlieren wir ihn aus den Augen. Auch die Eisenbahnlinie ist oft in Sicht. Ein Zug mit wohl über 100 Wagen ist mal vor, mal hinter uns, je nachdem, wie lange wir irgendwo halten zum Schauen. Leider ist die Strecke aber nie so offen, dass wir den Zug in voller Länge sehen und fotografieren können. In Hazelton fahren wir vom Highway ab. Ich habe in einer Broschüre gelesen, dass es dort ein First Nation Mueseum gibt und dass auf dem Weg dorthin eine der höchsten Stahlseil-Hängebrücken Kanadas zu passieren sei. Ich muss aussteigen, und über die Brücke marschieren, die den reissenden Fluss in einer Höhe von über 80m überquert. Ich muss mich schon ziemlich zusammenreissen, um mich auf diesen Gitterboden, mit direkter Sicht auf den grünbraunen Fluss unter mir, hinaus zu getrauen. Wohl ist mir nicht dabei, aber die Sicht auf der Brückenmitte ist toll. Gut, habe ich mich überwunden. Etwas weiter finden wir eine Art Park mit Totempfählen und einem Hinweis auf das Ksaan Museum Dorf. Dorf ist allerdings ein grosser Name. Es hat ein kleines Museum, einen grösseren Souvenirshop mit allerdings wunderschönen Sachen. Uns wird eine Führung angeboten, welche wir erst ablehnen, aber dann doch machen, weil wir beschlossen haben, die Nacht auf dem hiesigen CG zu verbringen. Auch dieser Platz liegt direkt am Fluss. Der junge Mann, der selbst ein Ksaan ist, führt uns in 3 verschiedene Langhäuser. Die Häuser liegen längs eins neben dem andern und alle schauen mit der Giebelseite direkt auf den Fluss. Dies war so der Brauch. Diese Frontseit ist bemalt mit den unglaublich schönen Symbolen dieser Clans. Am einen Haus ist im untersten Teil des Totempfahls, der über den Giebel hinausragt, die Tür eingelassen. Diese war eng und ziemlich niedrig. Wenn also das ganze Dorf sich in diesem Haus verschanzte vor feindlichen Clans, hatten sie einen Zusatzschutz, denn es war schwierig, durch diesen engen Zugang einzudringen, zudem standen drinnen jeweils links und rechts der Tür Männer, die den Eindringlingen gleich eins über die Birne geben konnten. Es gibt die Familen des Wolfs, des Froschs des Adlers und des Weidenröschens, (dieselbe Blume, die auch bei uns die Strassenborde und Wege in den Bergen so schön violett macht, einfach noch üppiger). Im ersten sind vor allem Gebrauchsgegenstände der Ksaan zu sehen. Geflochtenes aus Zedernrinde, Schachteln aus Birkenholz und und.. Fotos dürfen wir aus Respektgründen nicht machen. Es gibt hier auch Sachen, die verehrt werden. Im 2. Haus wurden Feste abgehalten. Immer nach dem gleichen Ritual, mit Rangordunungen etc. Im 3. Haus dann die Ornate, wunderschöne Überwürfe gewoben aus Zedernrinde und Ziegenwolle, die späteren Decken dann aus Filz, bedruckt mit den Familiensymbolen, der Umhang des Chiefs, der mit Hermelinfellen geschmückt ist. All das ist sehr eindrücklich. Wer mehr darüber erfahren will, kann hier nachschauen http://firstpeoplesofcanada.com/fp_groups/fp_nwc2.html Nachdem wir auch noch das Museum besichtigt und im Laden mit Stilaugen herum gewandert sind (natürlich haben wir auch eingekauft) suchen wir uns auf dem CG einen Platz und richten uns ein. Anschliessend spazieren wir ins alte Hazelton. Es hat einige, für kanadische Verhältnisse, alte Häuser (das älteste von 1900) und eine Replika eines kleinen Raddampfers, wie sie auf dem Skeena River benutzt wurden um die Verbindung mit Prince Ruppert zu haben. Ziemlich abenteurlich, denn der Fluss ist voll Stromschnellen und die Strömung enorm. Sonst gibt es nichts wirklich Interessantes. Auf einem Pfad dem Fluss entlang können wir zurück zum Camper, wo wir draussen nachtessen und später einen Gute-Nacht-Trunk geniessen. Dienstag, 29. August 2017 Leider ist es verhangen, und die wunderschönen Berge, die wir gestern bewundern konnten, sind nicht einmal im Ansatz zu sehen. An der Brücke halten wir nochmals, und jetzt muss auch Ruedi sich das noch genauer anschauen. Auf der Weiterfahrt entwickelt sich das Wetter immer besser. Wir fahren durch lichte Birkenwälder. Hier merken wir, dass der Herbst im Anzug ist. Schon gibt es gelbe Bäume, und der Wind wirbelt fallende Blätter umher. Bald zweigen wir auf den Stuart Cassiar Highway ab und fahren nun nach Norden. Linkerhand begleiten uns die hohen Coastal Mountains mit ihren Gletschern. Die Aussicht wird immer toller, und ich muss immer mal wieder Ruedi bitten anzuhalten, damit ich fotografieren kann. Irgendwo kommt ein Gletscher bis ganz hinunter, wo er in einem Seelein endet. Das ist einfach genial. Irgendwo marschiert ein Bär über die Strasse, aber die Entfernung ist gross und er verschwindet, bevor wir näher heran fahren konnten. Schade, aber immerhin, wir müssen nicht nach Hause, ohne einen Bär gesehen zu haben!!! In Meziadin Lake fahren wir kurz zum See hinunter auf den dortigen CG und beschliessen, dass wir auf diesem wunderschönen Platz die Nacht verbringen werden auf der Rückfahrt. Dann zweigen wir ab und fahren westwärts nach Stewart. Die Landschaft in etwa dasselbe. Stewart interssiert uns im Moment nicht, wir fahren durch,kommen an die Grenze zu Alaska, wo nicht mal ein Grenzer steht und kommen nach Hyder. Zuerst belegen wir einen Platz auf dem CG und fahrene gleich weiter zum Fish Creek. Dort gibt es Bären, so hat man es uns hundertfach prophezeit. Aber auch nach langem, langem Warten ist einfach keiner hier. Ja, bevor wir gekommen seien, wären welche dort gewesen. Ach, bin ich enttäuscht. Wir beschliessen, einen Abstecher zum Salmon Glacier zu machen, aber nach 11 km Rumpelstrasse und mit der Befürchtung, dass die Sonne schon hinter den Bergen verschwunden sein würde, bis wir endlich dort hinten ankämen, kehren wir um und schauem nochmal beim Fish Creek, ob jetzt unser Objekt der Begierde dort wäre. Weit gefehlt. Es ist uns offenbar nicht beschieden, Bären zu sehen, auch wenn alle andern von x Bärenbegegnungen berichten. Immerhin waren wir dort im Gespräch mit einem schweizer Pärchen, das uns den Hinweis auf ein (wohl das einzige) Restaurant gibt. Dort soll es wunderbaren frischen, gegrillten Lachs geben. Das wollen wir uns nach diesem Frust leisten. Das Restaurant besteht aus einem Bus, in dem ein paar Tische stehen und wo auch gekocht wird. Zudem hat es 2, 3 Tische draussen. Hier treffen wir die Schweizer wieder und verbringen mit ihnen den Abend. Das Essen ist wirklich sehr fein und wir geniessen es, einmal nicht alleine zu essen und andere Gesprächspartner zu haben. Auf den CGs ist es meist so, dass sich die Leute nach Sonnenuntergang in ihre Camper zurück ziehen und Du niemanden mehr siehst. So endet der Tag doch gemütlich. Trotzdem gehe ich etwas traurig ins Bett. Aber es gibt ja noch ein Morgen, da wollen wir Bären sehen!!!! Irgendwann müssen wir doch Glück haben....Zurück 53 Kanada 2017
Zuletzt geändert 2017-08-31 16:06 UTC von 0 (Unterschiede)
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