59 Bericht 009

4./5.6. 8.2025 Hazleton bis Sunset Lake

4. 9.2025 Hazelton nach Smithers

Auch heute wird es wieder einen vernebelten Tag geben. Vom Berg vis à vis sind nur graue Konturen zu erkennen. Schade. Miriam von nebenan ist schon abgefahren, und auch der junge Mann, der uns gestern mit seinem Werkzeug unterstützt hat, ist nicht wie erwartet hier. Scheinbar haben er und seine Frau ihre Pläne geändert, und so kann ich die Schoggi zum Dank für die Unterstützung nur mit einem Zettel vor der Tür deponieren. Hoffe, sie finden sie vor bei ihrer Rückkehr. Zum Früh- stück vertilgen wir feine Erdbeeren aus Kalifornien und eine Riesenorange aus Australien :-(( dazu für mich Kanadisches Joghurt. Aufräumen, los- fahren. Eigentlich möchte ich noch ins hiesige Museum, da gibt es nämlich einen Laden mit tollen Sachen, aber vielleicht ist der jetzt gar nicht geöffnet, so bin ich nicht sooo enttäuscht, dass wir irgendwie die Zufahrt verpassen und wir lassen es dabei bleiben. Weiter geht es nun Richtung Smithers. Links und rechts können wir all die schönen Berge und Gletscher nur erahnen, und so ist die Fahrt nur halb so schön. Wenigstens ist der Rauch nicht so dicht, dass die Augen brennen. Das wäre wirklich sehr unangenehm. In Witset fahren wir zum Canyon. Der Fluss wird dort durch einen Fla- schenhals gezwängt und donnert mit Wucht und Lärm durch die Felsen. An dieser Verengung haben die Natives Rampen gebaut und gehen mit Leinen gesichert direkt ans tosende Wasser. Mit grossen Fischnetzten versehen mit einem wohl 3 Meter langen Griff holen sie kiloweise Lachse raus. Anscheinend dürfen nur sie das. Nicht Natives dürfen nicht. Scheinbar gibt es diverse Reibungspunkte, was die Rechte der einen und der andern angeht. Aber wir schauen die längste Zeit fasziniert zu. Es sieht sehr gefährlich aus, aber die Männer tun dies mit einer Leichtigkeit, die bewundernswert ist. Nun geht es weiter bis Smithers. Aber vorher sehen wir noch das Schild zu den Twin Falls. Genau, die sind doch auch hier, und das gibt noch einen schönen Spaziergang mit einer noch schöneren Aussicht. Wir fahren also beim Lake Kathlyn vom Hwy weg, erst dem See nach und dann durch einen schönen Wald, bis zum Parkplatz, von wo aus der Weg zum Aussichtspunkt geht. An den Picknick-Tischen hat es Leute, aber auf dem Spazierweg sind nicht viele unterwegs. Es ist ziemlich warm, aber der Weg ist meist im Schatten der Bäume. Schön bald sind wir bei der Plattform, von wo aus man eine gute Sicht auf beide Wasserfälle hat. Der eine führt ziemlich viel Wasser und donnert sprühend über die Felsen, der andere ist bloss ein Rinnsal. Das war, wenn ich mich richtig erinnere, anders vor 8 Jahren. Anschliessend schlendern wir vergnügt wieder hinunter und fahren weiter bis Smithers. Dort gibt es laut Reiseführer ein interessantes Museum. Und das ist es wirklich, klein, auf wenig Raum werden heikle Themen angegangen. Der erste Teil handelt von den befreiten Sklaven in den USA, die schein- bar damals zuhauf nach Kalifornien gingen, weil dort das Leben viel besser als in den Südstaaten war. Doch dies war eine Trugschluss. Es ging nicht lange, und die Kalifornier benachteiligten die Afroamerikaner ähnlich wie dort, wo sie herkamen. Diskriminierung, Segregation, Verbote und, und. So wanderten viele nach British Columbia in Kanada aus. Dort sollte alles besser sein. Aber auch dort gab es nach kurzer Zeit Rassis- mus und sie mussten um Anerkennung und Gleichberechtigung kämpfen. Der andere Teil handelt von der Unterdrückung, Vertreibung und all den andern Ungerechtigkeiten, die die First Nation ertragen mussten. Es ist ziemlich happig, was es da alles zu sehen gibt. Viele Audioberichte könnte man hören, aber nebst den sprachlichen Schwierigkeiten, ist es auch einfach zu viel. Es bräuchte Stunden, all diese Geschichten zu hören und verstehen. Wir haben noch ein gutes Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Museums und dann ist es Zeit zu gehen, denn das Museum schliesst. Wir beschliessen, dass wir auf den örtlichen Campground gehen. Die Stellplätze bieten vollen Service und wir sind froh, dass wir nun einen ruhigen Abend, ohne Stress, vor uns haben. Es gibt Blumenkohl und Stocki. Schnell gemacht und gut dazu. Anschliessend noch ein Spaziergang dem Bulkley River entlang und dann ins Bett.

5.9. Von Smithers an den Sunset Lake bei Topley

Heute wollen noch ins Zentrum von Smithers und verlassen zeitig unseren hübschen Schlafplatz. Scheint's gibt es hier sehenswerte Murals von lokalen Künstlern. Zuerst aber fällt uns eine Anschrift an einem Haus auf. Da steht PET TO VET. Und da ich ja immer noch auf der Suche nach einem Arzt bin, wo ich meine Pickel abklären könnte, geht uns scheinbar beiden gleichzeitig eine ähnliche Idee durch den Kopf. Ruedi meint, wenn die scheinbar hier ohne Voranmeldung Tiere behandeln, soll ich da mal fragen, ob es das auch für Menschen gibt, so quasi HUMAN TO DOCTOR. Mein Vorschlag ist dieser. Ich gehe hinein und sage, heute fühle ich mich gerade als Katze, könnten Sie mich behandeln? Na jedenfalls gehen wir hinein und fragen, ob es hier irgendwo einen Arzt gibt, die Ärzte hier würden mich wohl kaum behandeln wollen. Sie grinst, meint aber, es gäbe hier so eine walk-in Clinic, aber die sei nicht täglich geöffnet. Mit der Adresse auf einem Zettel, wollen wir das später abklären. Nach einem saustarken Esspresso an einem Kaffeestand schlendern wir die Mainstreet hinauf und bewundern die riesigen Wandgemälde. Am Ende der Strasse sollte nun diese Praxis sein, aber da ist nix. Wir finden noch etwas, wo Health Service angeschrieben steht und klingeln. Eine Frau öffnet und macht uns darauf aufmerksam, dass Mittagszeit sei. Stimmt, es ist tatsächlich schon halb eins. Trotzdem hört sie uns an und gibt uns an, in welcher Strasse, so eine Praxis sei. Aber wahrscheinlich würden sie mich nicht behandeln, rennt da von und kommt wieder zurück, sie habe eben dort angerufen, und sie nehmen mich tatsächlich nicht. Wir sollen doch in die Emergency. Das machen wir und nachdem uns eine Ärztin an den richtigen Ort schickt und dort auch gleich nachfragt, ob sie Zeit hätten, warten wir einen Moment lang und werden dann von einer Angestellten nach unserem Anliegen gefragt. Sie ist unsicher, aber wir insistieren, sagen, es gehe ja nur drum, dass sich jemand das mal anschaut. In der Gegend grassiert nämlich grad eine Masernplage, und da sind sie sehr aufmerksam. Nun kommt tatsächlich eine andere Frau von der ich an- nehme, dass sie die Ärztin sei. Ist sie nicht, sie ist die Stationslei- tende Nurse. Die weiss, was Sache ist, schaut sich meine Arme an und er- klärt, dass dies wohl die von mir auch in Betracht gezogenen Entenflöhe sind, swimmers itch heisst das hier. Sie schreibt mir auf, was ich in der Apotheke kaufen soll. Wir sprechen noch einen Moment über das Problem, hier einen Arzt zu finden (sie blieben wohl lieber dort, wo es wärmer und weniger einsam sei, vielleicht auch, dass es hier nicht so einen guten Verdienst gäbe) und dann machen wir uns auf die Socken, suchen rasch die Apotheke auf und mit Allergietabletten, wie ich sie zuhause für den Heuschnupfen habe, fahren wir nach Topley. Von dort aus führt eine Strasse an den Babine Lake, ein riesiger See, wo es tolle RV Parks geben soll. Aber wir sind unsicher, ob wir noch so weit fahren sollen. Ganz in der Nähe gibt es noch den Sunset Lake mit einem kleinen Erholungsgebiet, das 5 Stellplätze ohne alles anbietet. Bloss das obligate Plumpsklo ist vorhanden. Auf einer grossen Wiese, neben einem Tisch und einer Feuerstelle, ohne die geht ja campen in Nordamerika gar nicht, stellen wir unsern Camper hin und ich koche für uns einen feinen Gemüseeintopf mit Hackfleisch, Speckstreifen, Tomaten, Peperoni und einer an einem Farmerstand gekauften Zucchetti. Am Schluss noch Reis dazu und eine Viertelstunde später, während wir einen Becher Rosé und Chips ge- niessen, ist unser Nachtessen bereit. Vorher hat Ruedi noch mit zwei Deutschen, die sich nebenan eingerichtet haben, geplaudert und der Mann meinte, mit diesen Slide-outs hätte er mehrmals Probleme gehabt, drum heute ein einfacher Truckcamper. Später wird die Sonne glühend rot, und da muss ich natürlich Bilder machen. Noch später sind am Strand vorne die Deutschen und 2 Kanadier, die den Sonnenuntergang geniessen, was wir nun auch tun. Ein guter Tag liegt hinter uns.


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