56 Bericht 001

25. 8.2022 Wir reisen nach New Scotland

Wir sind endlich wieder einmal unterwegs. Am morgen um halb 7 stehen wir an der Tramhaltestelle mit unserem Gepäck und der 6er bringt uns zügig zum Badischen Bahnhof. Natürlich sind wir viel zu früh, dafür hat der Zug vor unserem Verspätung, so dass die Durchsage für die Änderung der Wagenfolge genau im Abfahrtslärm untergeht. Wir erwarteten unseren Wagen in der Mitte und müssen nun mit dem ganzen Gepäck etwa 250m zu unserem Wagen rasen. So sind wir schon das erste Mal an diesem Tag ausser Atem und schweissgebadet. Obwohl wir Sitze in Fahrtrichtung reserviert hatten, müssen wir rückwärts fahren. Die Zugbegleiterin sagt, das wisse man nie, man könne die Fahrtrichtung nicht reservieren. Die Schalterangestellten wüssten dies wahrscheinlich nicht. Eigenartiger Service. Dafür werden wir kurz nach Abfahrt von einer aufgestellten jungen Dame vom Speisewagen gefragt, ob wir Kaffee, und ev. etwas dazu, bestellen möchten. Ihr fröhliches Lachen wischt unseren Ärger weg und wir kommen entspannt in Frankfurt an. Hier geht die Lauferei los. Die Rolltreppe, die uns zwei Stockwerke hinauf bringen soll ist in Revision, die Leute schleppen ihre Koffern die steile Treppe hinauf. Was für ein Frust. Zum Glück helfen uns zwei junge Leute mit meiner schweren Tasche. Dann stehen wir eine Stunde in der Schlange um unser Gepäck abzugeben. Eingecheckt hat uns Ruedi am Vorabend. Eines ist klar, mit dem ursprünglich gebuchten Zug hätten wir unsern Flug ver- passt. Dieser verläuft ereignislos. Zu sehen gibt es nicht viel. Einerseits verdeckt eine meist dichte Wolkendecke die Sicht, anderer- seits fliegen wir viel weiter südlich als ich angenommen hatte. Also nix mit Island und Grönland. So versuchen wir beide ein wenig zu schlafen. Abends um 8 Uhr Ortszeit kommen wir in Halifax an. Auf den Hotelbus müssen wir nur kurz warten. Das Zimmer, das man uns gibt, befriedigt uns nicht. Es liegt direkt am Ausgang zur Raucherecke und es stinkt. Also verlangen wir ein anderes und bekommen eins im 4. Stock. Das ist ok und wir sinken müde ins Bett.

26. 8.2022 Von Fraserway/Bedford nach Webbers Campground

Viel früher als nötig sind wir wach. Wir bestellen uns ein ameri- kanisches Frühstück und zwar ohne die dazu gehörenden Bratkartoffeln. Die nette Serviererin sagt zwar, das sei schade, die seien sooo gut. Na ja, auf dem Teller sind sie dann trotzdem und Ruedi geniesst sie bis auf das letzte Klötzchen und auch ich muss mir die knusprigsten rauspicken. Pünktlich holt uns der Bus von Fraserway, wo unser Gefährt auf uns wartet. Weil mehrere Kunden da sind und das Büro, wo der Ver- trag etc. unterschrieben wird, klein ist, zeigt man uns zuerst unseren Camper. Erst mal aussen alles erklären lassen, dann innen. Und da merken wir, dass dies nicht das von uns bestellte Modell ist. Das Bett ist max. 150cm breit, zuwenig für uns. Wir sagen dies dem Angestellten, welcher uns sagt, das sei eben ein 'Upgrade', weil unser gewünschtes Fahrzeug nicht hier sei. Wir insistieren und sagen, dass wir nicht 5 Wochen wie in einer Sardinenbüchse schlafen können. Die gerufene Chefin sagt, dass unser Fahrzeug im Himmel sei, die Vormieter hätten es aufgeschlitzt, irreparabel. Das einzige gleiche Modell müssten sie Mietern, die zu viert unterwegs seien, geben, und ein gleiches Modell käme erst am 1. September retour. Wir bestehen darauf, dass wir in einer Woche den anderen Camper bekommen, was uns zähneknirschend zugesagt wird. Wir sind sehr enttäuscht, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Das Fahrzeug scheint ein älteres Teil zu sein. Überall klemmt es, die Polster sind in die Jahre gekommen. Na ja, das'Auto' funktioniert. Wir fahren machen uns auf den Weg zu unserem ersten Campingplatz. Erstes Ziel ist aber ein Supermarkt, wo wir uns mit dem nötigsten an Esswaren eindecken. Leider verpassen wir dann den Abzweiger, der uns ein längeres Stück der Küste entlang geführt hätte. Aber auch so ist die Landschaft schön. Viel Wald und sehr viele Seen. Am Petpeswick Lake ist ein 'Park' angezeigt. Ich finde, etwas Bewegung würde uns beiden gut tun und bitte Ruedi um einen Abstecher an den See. Laufmöglichkeiten gibt es zwar nicht, dafür einen kleinen Strand, sogar mit zwei 'Lifeguards', die sich freuen, eine halbe Stunde lang auf mich aufzupassen. Das Wasser ist herrlich, obwohl die junge Frau dort nur 21° gemessen hat. Ich bin überzeugt, dass es es etwa 24 oder 25° waren. Ruedi sitzt auf einem Stein und liest. So fahren wir zufrieden weiter und kommen so gegen 5 Uhr im Webber Lakeside Park an. Dieser liegt direkt am Lake Charlotte. Viele Bäume, schöne Stellplätze, tiptoppe Infrastuktur. Man merkt, dass noch Schulferien sind, es hat viele Familien, Kinder mit Velos, reges Leben. Wir haben keine Lust zum Kochen und essen Brot, Käse und Salat. Und natürlich ein Glas Rosé dazu. Wir machen noch einen Spaziergang zum See hinunter. Überall sitzen die Leute ums Lagerfeuer, und geniessen den warmen Abend. Es wird gesungen, Gitarre gespielt, gelacht, eine sehr gemütliche Atmosphäre. Und dann kriechen wir in unser enges Bett, wo Ruedi in kürzester Zeit im Land der Träume schwebt. Bei mir dauert es länger.

27. 8.2022 Von Webbers nach Spry Bay Campground

In der Nacht und vor allem am Morgen früh regnet es immer wieder. Ich mag das Geräusch auf dem Dach direkt über unseren Köpfen. Es hat auch ziemlich abgekühlt, aber die Sonne drückt schon wieder durch die Wolken. Das Frühstück findet drinnen statt. Und nachdem alles fahrtauglich verstaut ist, machen wir uns auf den Weg Richtung Nordosten. Inzwischen scheint die Sonne schon wieder voll und am, resp. im See vergnügen sich schon einige Kinder. Heute wollen wir eine Rundtour durch das Landesinnere machen. Erst aber führt uns die Strasse oft direkt der Küste entlang. Unterwegs nach Sheet Harbour sehen wir ein Camping von der Strasse aus und halten rasch an, um die Plätze und die Anlage zu besichtigen. Man ist hier zwar nicht am Meer, aber die Stell- plätze sind grosszügig, alles ist sauber, die Plätze für Zelte sind hinter Bäumen versteckt und dort, wo die Saisonplätze sind, hat es einen Spielplatz und einen Pool. Alles liebevoll gepflegt und eingerichtet. So buchen wir gerade für den Abend und fahren dann weiter. Durch Wälder und immer wieder vorbei an Seen fahren wir, bis unser Magen knurrt. Die unterwegs angeschriebenen Ortschaften sehen wir nicht bis selten. Wahrscheinlich machen die weit auseinander liegenden Häuser zusammen eine Ortschaft. Läden oder einen Imbiss haben wir aber ausser in Sheet Harbour nirgends gesehen. In Upper Musquodoboit werden wir fündig. Hier gibt es sogar eine Post und etwa 10 Häuser. Im Minimarket verkaufen sie Pizza und sitze wir auf einem Stein und mampfen ein Stück lauwarme, aber erstaunlich gute Pizza. Eigentlich wollte Ruedi eine Landkarte kaufen vor der Abreise, diese wurde aber nicht rechtzeitig geliefert. Im Reiseführer steht, man brauche keine Karte, da man in jedem Touristcenter eine bekäme, doch jetzt ist es leider nicht so. Überall wo wir danach fragen, heisst es 'leider ausgegangen'. So beschliessen wir, statt den Bogen wie geplant zu fahren, noch um ein Ziel zu er- weitern. In Truro ist zwar tote Hose, weil Samstag und schon etwa 4 Uhr, aber das Tourist Office ist noch geöffnet und hat tatsächlich eine Karte für uns. Also fahren wir nun ein Stück auf der gleichen Strasse zurück und dann durch ein anderes Tal Richtung Küste. Von der angegebenen Goldmine ist kaum etwas zu sehen. Zurück auf dem Campground kocht Ruedi Teigwaren mit Hackfleisch für uns, und ich mache noch rasch einen Spaziergang, damit ich ein bisschen Bewegung habe. Leider gibt es keine andere Möglichkeit als der Strasse zu folgen, was nicht gerade toll ist und so sitzen wir nach kurzer Zeit bei einem Apéro und anschliessend beim Nachtessen. Die Küche und das Geschirrspülen ist mein Teil und wenig später liegt Ruedi im Tiefschlaf und ich sitze am Compi.
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28. 8.2022 Von Spry Bay Campground nach Rivers Edge Campground

Heute Morgen strahlende Sonne. Frühstück draussen und dann ab auf die Strasse. Eigentlich hatten wir vor, auf der Landzunge von Taylors Head bis ans Ende der Strasse zu fahren und dann einem Trail zu folgen. Aber dann sehe ich auf der Karte, dass man bis auf Sober Island fahren kann und ich vermute, dass wir dort eine kleine Wanderung machen können. Vorher halten wir nochmals in Sheet Harbour an, und gehen an den Fluss hinunter, der dort ins Meer fliesst. Es heisst etwas von Wasserfällen, aber diese sind der auch hier herrschenden Trockenheit zum Opfer gefallen. Dafür machen wir noch einen Schwatz mit zwei älteren Männern, die sich darüber freuen, uns von der früher hier ansässigen Papierfabrik erzählen zu können. Die Leute sind sehr freundlich und es scheint ihnen zu gefallen, wenn sie jemandem eine kleine Geschichts- stunde erteilen können. Und uns gefällt es, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Wieder unterwegs, verpassen wir fast den Abzweiger für Sober Island. Die Fahrt ist sehr schön, aber dort, wo die Strasse eigentlich noch weiter gehen sollte, ist nur ein überwuchertet Weg, der durchs Dickicht führt. Nachdem ich von einer Wespe gestochen werde und es sofort spannt und brennt, beschliesse ich, umzukehren und den Stich mit Zucker zu verarzten. Eine freundliche Frau kommt zu uns. Sie hat gesehen, was passiert ist, und erzählt, dass dort ein Nest sei und die Wespen drum agressiv. Sie schlägt uns einen anderen Spaziergang vor, bloss finden wir den Einstieg nicht. So fahren wir wieder zurück auf die Hauptstrasse und halten Ausschau nach einem Camping, wo es entweder Stellplätze mit Wasser, Strom und Abwasserentsorgung gibt, oder wenigstens eine Dumpstation. Unser Grauwassertank ist schon ziemlich voll. Am East River bei Sherbrook stossen wir auf den gewünschten Campground. Nachdem Ruedi den vollen Grauwassertank geleert hat, machen wir noch einen kurzen Spaziergang ins Dorf. Ein Teil von Sherbrooke ist abgetrennt und bildet ein kleines 'Ballenberg'. Zurück bei unserem Camper genehmigen wir uns eine Dusche und während ein feiner Risotto, von Ruedi zubereitet, vor sich hin kocht, sitzen wir in der Sonne mit einem Glas Rosé. Auch das Nachtessen können wir draussen essen. Küche aufräumen, Compi und Ruedi schläft. Ich freue mich nun aufs Bett mit Geräuschkulisse vom Flüsschen.
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