Heute ausschlafen bis acht Uhr, zum Frühstück Bagels etc., aufräumen, und vor der Abfahrt noch ein Schwatz mit dem Besitzer. Was der alles gemacht hat in seinem immer noch jungen Leben, unglaublich. Dazu ist er fünffacher Vater und siebenfacher Grossvater. Der hat was auf dem Kasten, ist aber völlig bodenständig, aufgestellt und tut, was er tut mit möglichst viel Spass. Die Wintermonate verbringt er mit seiner Frau in Mexico an der Sonne. Na ja, lieber er als ich, darum beneide ich ihn überhaupt nicht. Er erzählt noch, dass es auf seinem Areal eine Fuchsmutter mit zwei Welpen hat, ein Rothalsspechtpaar und im Quartier lebt eine Bärin mit ihren zwei Jungen. Sie kommt scheinbar nicht auf den Camping, streift aber im Wohngebiet durch die Gärten, denn da hat's Apfel- und andere Fruchtbäume. Leider zeigen sich alle nicht. Einen Helmspecht habe ich aber vorgestern in Prince George am Nachmittag im Park gesehen. Der ist riesig, ein Stück grösser als unser Grünspecht. Zurück in Quesnel fahren wir zum Visitor Center, das gestern geschlossen war. Da soll es nämlich tolle T-Shirts und andere schöne Geschenke geben. Ein gutes Museum gehöre auch dazu. Wie wir hinein kommen und den kleinen Giftshop sehen, ist mir völlig klar, hier waren wir vor 8 Jahren, auch im Museum. Wir kaufen tüchtig ein, verzichten aber auf das Museum und erstehen dafür im Liquorshop noch 4 Flaschen Rosé, 3 die Ruedi schon kennt (Pays d'Oc) und eine, deren Etikette mir gefällt und der Wein stammt aus den Cevennen, das passt doch auch, hihi. Nun ab auf den Hwy 97, Cariboo Hwy, auf dem wir seit Prince George sind. Wir werden vom Fraser River begleitet. Breit und blaugrau fliesst er mit breiten Kies-, ab und zu Sandufern. Er scheint ganz gemächlich unterwegs zu sein, bis dort, wo wir auf einem Schild lesen, dass die Raddampfer damals ab dieser Stelle flussaufwärts fahren konnten, flussabwärts, und das sieht man auch von oben, wird der Fluss schmaler und entsprechend schneller. Die Ufer sind nun meist sehr steil, oft 100, 150 m hoch und ab und zu sieht man kleine Stromschnellen. Klar, kein Wildwasser, jedenfalls nicht hier, aber er zieht nun mächtig. Irgendwann sehen wir eine Strasse, die hinunter geht und dort ganz nahe am Fluss verläuft. Wir sind ja schon lange kein 'Drecksträsschen' mehr gefahren, also ab auf die Piste. Teilweise ist es sehr steil, aber nie so, dass ich über- legen muss, ob ich aussteigen soll ... Wir sehen, dass auf der anderen Seite des Fraser auch eine Strasse geht, aber es gibt keine Brücke. Hinter uns ziehen wir eine Staubfahne her, aber da keine andern Autos unterwegs sind, stört das niemanden. Nach einigen Kilometern führt ein Abzweiger mit Namen Ferry Road ganz an den Fluss hinunter. Da müssen wir natürlich hin, wäre ja schade, wenn wir eine Fähre verpassen würden. Aber das ist natürlich 'tempi passati', man sieht einfach noch, dass da mal etwas war. Neben der Strasse hat es ein hübsches Haus mit Nebenbauten, einem schönen Garten, 3 (saubere) Autos stehen davor. War wohl mal das Fährhaus. Was für eine schöne Lage, aber mehr als 10 km ruppige, wellblech- artige Strasse, nur um mal an den Highway zu kommen, von Läden, Tank- stellen oder anderen nützlichen Institutionen nicht zu sprechen, nein das wäre nichts für mich. Aber hier sind ja soooo viele Leute, die eben genau diese Abgeschiedenheit suchen und geniessen. Jedem das seine... Während dieser ganzen Fahrt werden wir von den Gleisen der Kanadischen Bahn begleitet. Wir mutmassen, dass hier keine Farmer waren vorher, sondern die kamen, als die Strasse gebaut wurde, damit die Eisenbahn gebaut werden konnte. Jedenfalls ist diese Rüttelfahrt sehr interessant und abwechslungsreich und dafür nehmen wir den Staub halt in Kauf. Zudem, in Williams Lake gibt es bestimmt auch eine Waschanlage für grosse Fahrzeuge. Und so ist es auch. Bevor wir richtig in die Stadt kommen, kann Ruedi die Kutsche abspritzen, so dass wir manierlich ins Zentrum fahren. Williams Lake bietet nichts besonderes. Ich habe Lust, eine Kleinigkeit zu essen, es ist schon halb vier und seit dem Frühstück gab es nichts zu knabbern. Wir finden ein Lokal, das auch Kleinigkeiten anbietet, aber nachdem Ruedi die Karte studiert hat, ist bei ihm der grosse Hunger ausgebrochen. Er bestellt Pasta mit Rindsfiletstreifen an einer Pfeffersauce und ich einen Cesars Salat mit einem Lachssteak. So fein, das habe ich mir schon lange gewünscht. Auch Ruedi ist zufrieden und mit vollen Bäuchen tippeln wir zum Camper zurück und schauen, wo wir übernachten könnten. Aber es gibt nur einen kommunalen CG unter der Autobahn, nicht sexy. Alles was sonst noch einigermassen in der Nähe ist, stellt sich als Mobilhome Parks heraus. Also diese riesigen mobilen Häuser, die jeweils halbiert von einem Standort an einen andern transportiert werden, als überdimensionierte Laster mit hinten und vorne einem Convoi- Fahrzeug. Also kein Platz um mit einem Camper eine Nacht zu verbringen. Beim 3. Versuch, diesmal auf einem weiter entfernten CG, heisst es, leider ausgebucht, aber die nette Dame, empfiehlt uns einen Platz, der zwar relativ weit im Süden liegt, aber an unserer morgigen Strecke. Sie ruft extra für uns an, und so landen wir gegen sechs Uhr im Crystal Springs Resort am Lac la Hache. Warum der französische Namen, wenn doch eh keiner hier französisch kann. Das muss ich morgen mal nachfragen. Nachdem wir den ganzen Tag keine Sonne gesehen haben wegen des Rauchs, der alles vernebelt, kommt sie nun rotgold zum Vorschein und versinkt dann mit goldigem Schein auf dem See hinter den Hügeln. Wir bleiben noch ein wenig draussen und lesen, dazu für mich einen Schluck Cabot Trail, Maple Cream (habe als Ferienabsacker von Baileys auf die kanadische Version davon umgestellt). Wenn schon an jedem zweiten Geschäft in grossen Lettern steht 'Canadian owned and ......' oder drinnen 'made' oder 'grown' oder 'manufactured' in Canada, 'buy Canadian' das und das etc., da muss ich doch auch mein Teil dazu beisteuern, hahaha. Aber mir schmeckt sowohl das eine wie das andere. Ruedi trinkt ein Glas Rosé. Nachtessen brauchen wir beide keines nach der opulenten 'Kleinigkeit' um vier. Als es uns zu kalt wird, verlagern wir uns ins Innere und bald hat der Abend ein Ende.Vorwärts --> Bericht 012 / Zurück --> Bericht 010
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