Vorwärts --> Bericht 007 / Zurück --> Bericht 00527 8. Dease Lake nach Tatogga Lake
Noch etwas zum Waters Edge CG gestern. Ich habe dort den Besitzer gefragt, wie denn die Temperaturen im Winter seien. Antwort, so um die -40° und auf dem See 90 cm Eis. Also muss man sich nicht über die Wassertemperatur wundern..... Und schon sind wir wieder auf dem Sprung und verlassen diesen super Camping. Vorher habe ich mir noch einen kalten Kaffee gemacht und in die vor ein paar Tagen erstandenen Thermostasse geschüttet. Leider habe ich die Tasse neben dem Abwaschbecken stehen gelassen, und als es mir in den Sinn kommt und wir anhalten, liegt das Ding natürlich am Boden, ausgelaufen und der Fussabtreter getränkt mit Kaffee. So ein Mist. Zum Glück wollen wir in Dease Lake eh nochmals anhalten und schauen, ob wir den Grauwassertank leeren können. Aber zuerst will ich schauen, ob es im Laden vielleicht so einen kleinen Teppich gibt, dann fliegt der versaute. Leider gibt es das nicht, also fahren wir zum Campground, den wir gestern nicht wollten, schmeissen den angegebenen Betrag in die Kasse und lassen das Wasser ab. Nun können wir unsere Reise fortsetzen. Rauf und runter, ab und zu kommen nun Berge mit grösseren Schneeflecken oder sogar Gletscherresten zum Vorschein. Die Strasse steigt stetig an bis wir auf 1'240 m den Gnat Pass erreichen. Es ist unglaublich schön hier. So stelle ich mir die Tundra vor, niedriges Gebüsch, knorrige kleine Bäumchen, Seen und Tümpel, aber weder Elche, Cariboos oder Lang- horn Schafe. Es geht lange auf dieser Höhe weiter, bevor wir zum Stikine River hinunter fahren. Hier starten die Könner mit Kanus um durch den Stikine Canyon zu fahren. Ich habe nachgelesen, es soll eine der ge- fährlichsten und wildesten Strecken für Wildwasserkanuten sein. Nach der Brücke über den Fluss geht es wieder hinauf, bis wir wieder auf fast 950.m sind. Irgendwann sind wir in Iskut, eine kleine First Nation Ortschaft. Es gibt eine Tankstelle und einen dürftigen Laden mit ange- schlossenem Café. Dort hat es tatsächlich fein aussehende Salatteller im Angebot und da wir schon ein paar Tage nicht gerade Vitamin- und Faserreich gegessen haben, tun wir etwas für unsere Gesundheit. Und die Salate sind wirklich gut. Ich hole mir noch ein Stück Pie, da kann ich einfach nicht widerstehen. Ruedi trifft noch auf 2 Motorradfahrer, die aus Brasilien kommen. Etwa 24'000 km haben sie bisher gemacht, zu zweit auf einem Töff, mit Sack und Pack und glaubs einem Zelt! Puh, da muss man schon angefressen sein. Da bin ich doch lieber Beifahrerin in unserem Camper. Ein See reiht sich an den nächsten, wir sind immer so auf 800 m. Am Eddontenajon Lake sind 2x Schilder für ein Resort mit RV Stellplätzen. Den einen schauen wir uns kurz an, aber es sieht doch eher nach schickimicki aus und wir fahren weiter, bis zum auf Google an- gegebenen Tatogga Lake Resort. Hier gibt es ein Restaurant und ein Motel. Einen Campground können wir nicht erkennen. Mist, vorläufig kommt nichts anderes. Ich gehe ins Restaurant, ein ziemlich alter Mann sagt, doch, doch, da unten sind die Stellplätze, geht Euch einen aussuchen und sagt dann, welchen Ihr wollt. Wir fahren zum angegebenen Gelände. Da gibt es tatsächlich Stellplätze, aber es sieht so aus, als ob da seit laaanger Zeit nicht mehr campiert wurde. Was sollen wir nun tun? Ruedi findet, wir sollen es versuchen. Wir stellen unseren Camper auf einen Platz, der nicht all zu sehr überwachsen ist, Wasser- und Elektrischan- schluss funktionieren, bloss der versprochene Starlink will nicht wirk- lich. Auf dem Weg zu Restaurant, um zu zahlen, schauen wir noch das Häuschen an, das mit 'Showers' angeschrieben ist. Leider war das einmal, wir finden auch keine Toiletten. Der Besitzer sagt, ja Duschen gibt's leider keine mehr, die Toiletten sind hier beim Restaurant, die bleiben die ganze Nacht offen. Gut, dann ist das halt so. Wir spazieren nun zum See hinunter, es sind etwa 500 m, teilweise brennt uns die Sonne auf den Kopf. Am See ist auch alles gammlig. Es macht mich nicht an, ins Wasser zu gehen und wir gehen zurück, lesen noch ein bisschen und gehen dann rechtzeitig in Restaurant. Vorher sitzen wir noch draussen und nutzen das Netz, das hier tiptop ist. Drinnen sind peaktisch alle Tische voll. Wir hatten zwar voher (innerlich grinsend) gefragt, ob wir reservieren müssen und er sagte nein. Nun, ein Tisch ist frei und wir gehen an die Theke, und bestellen ein Salisbury Steak. Keine Ahnung was das ist, aber auf dem Foto sieht es gut aus. Alternative wäre ein Burger, sonst gibt es nichts. Die Gruppe hat noch nichts auf den Tischen, so machen wir uns auf eie längere Wartezeit gefasst. Netterweise bekommen wir aber kurz darauf unser Essen, ein Hacksteak mit Zwiebeln, Kartoffelstock und Mais, der schmeckt wie ab Kolben. Überhaupt ist das Ganze gut. Es ist relativ laut im Raum, die Gruppe scheint es gut zu haben. Nach einem Dessert (natürlich nur ich), wollen wir auf dem Rückweg noch bei den Toiletten rein, aber die Damentoilette ist überschwemmt, die zwei Männer am Putzen. Na ja, dann muss ich halt im Camper, funktioniert ja gut dort. Noch ein bisschen sitzen und lesen, dann zzzz''28.08. Tatogga Lake bis Kinaskan Lake Provincial Park
In der Nacht habe ich Fotos vom Sternenhimmel gemacht, geht erstaunlich gut mit dem Handy. Am Morgen dann, wie bisher jeden Tag, Sonne, kalt geputzte Toilette, das ist nett. Frühstück wie gewohnt und dann wieder on the road. Heute haben wir nur 50 km zu fahren. Wir geniessen die vorbeiziehende Landschaft und schon bald sind wir am Ziel. Ein Grossteil der Plätze sind frei und wir füllen den Zettel aus, den wir am Eingang genommen haben, hängen ihn an den Nummernpfosten und stellen zusätzlich einen der Stühle vorne hin, so ist gut ersichtlich, dass dieser Platz besetzt ist. Wir wollen nämlich gleich weiter. Und zwar an die Cascade Falls. Von der Strasse führt ein schmaler Weg 2 1/2km durch den Wald. Physisch nicht anspruchsvoll, aber man muss aufpassen, dass man nicht stolpert. Der Fluss teilt sich an der Stelle, wo wir hinkommen in zwei grosse Fälle. Vom einen sehen wir nur den Anfang, vom andern sehen wir wie er hinunter donnert. Wirklich beeindruckend. Der Spaziergang hat sich wirklich gelohnt. Nach knapp 3 Stunden sind wir wieder an der Strasse. Etwas verschwitzt, weil es inzwischen warm geworden ist, aber happy. Retour im Camping ruhen wir uns etwas aus, und dann muss ich doch noch das Wasser ausprobieren. Es ist ebenso kalt wie im Dease Lake, eher noch kälter. Es dauert lange bis ich wirklich eintauche, aber dann schaffe ich doch gut 5 Minuten und die Erfrischung ist total schön. Nun noch ein bisschen lesen und hängen und dann mache ich für uns einen Eintopf mit Kartoffeln, einem Rest Schinken, und Erbsen/Bohnen/Mais/Rüebli-Gemüse. Und während das kocht, gibt's draussen ein Glas gespritzten Weissen und Chips. Ein wunderbarer Abend.29.08. Kinaskan Lake bis Meziadin Lake Provincial Park
Nach einem Toast mit Speck und Spiegelei-Zmorge fahren wir gegen 10 Uhr los. Und ja, die Sonne scheint vom blauen Himmel, alles tiptop. Heute geht's von 840m auf 14m hinunter. Erst werden wir vom Iskut River be- gleitet und ab dem Bob Quinn Lake ist es der Bell Irving River. Ursprüng- lich war mal gedacht, dass wir am Bob Quinn Lake übernachten, aber weil die Schweizer am Boya Lake so vom Kinaskan Lake geschwärmt hatten und ich im Reiseführer von den Cascade Falls gelesen hatte, konnte ich Ruedi überzeugen, dass dies die bessere Variante ist. Und der B.Quinn Lake hat sich dann auch als Log Camp, sprich Holzfäller Lager heraus gestellt, da gibt es keinen wirklichen Campground und vom See ist auch nichts zu sehen. Also weiter Richtung Süden. Bei der Bell 2 Lodge machen wir Halt. Ruedi will tanken, zudem hat sich am Morgen herausgestellt, dass der eine Gascontainer schon leer ist. Der war wohl von Anfang an nicht voll. Ein weiteres minus für Fraserway Whitehorse. Ich will etwas aus dem Camper holen, und nun fängt der Ärger an. Der Slide-out will nicht raus. Egal, was wir machen, er klemmt. Schöne Sch..., wenn das nicht funktioniert, dann können wir auch nicht in unser Bett heute Abend. Wir fragen, ob irgend etwas Garageähnliches hier ist. Leider nein. Ruedi will den Fraserway-Pannendienst anrufen, aber wir haben kein Netz. Eine der Damen am Buffet leiht Ruedi ein Handy aus. Er bekommt jemanden ans Telefon, aber wir verstehen uns nicht, das Gespräch ist verhackt. Wir sollen ein Mail schicken, soviel verstehen wir noch. Tatsächlich kommt schon bald eine Antwort, wir sollten mal das Handbuch mit den ver- schiedenen Vorschlägen zu Pannenbehebung lesen. Im Restaurant sitzt eine Gruppe, die auch unterwegs in den Süden ist. Sie gehen mit Ruedi raus und schauen das zusammen an. Mit einer Leiter könnte man mehr herausfinden, haben wir aber nicht. Sie sagen uns, sie seien für die Nacht in Stewart, falls wir das Problem bis dahin nicht gelöst hätten, sollen wir dort vorbei kommen. Das ist schon mal sehr hilfsbereit. Ruedi fährt zum Propangas-Füllplatz. Dort ist einer, der hat eine Leiter und der schaut sich die Sache mal an. Helfen kann er aber nicht, es sei etwas verklemmt. Nächste Station ist in der Nähe von unserem Zielort. Wir sind ziemlich genervt. Es ist Freitagnachmittag und ein langes Wochenende, Labourday liegt vor uns. Wir fahren weiter bis Meziadin Junction. Auch hier gibt es keinen Mech oder eine Garage. Weitere 60km nach Stewart, dort sind wir nun quasi auf Meereshöhe. Gleich am Anfang der Ortschaft liegt der Camping, wo die Leute, die Hilfe angeboten hatten, untergebracht sind. Wir merken, dass das nicht so einfach wird, denn wir haben ja keine Namen, wissen nicht mit was für Campern die unterwegs sind, und der Camping scheint gerammelt voll zu sein. Wie sollten wir die finden. Ich sehe aber ein kleines Schild, wo etwas von Grumpy Bear Repair steht. Also suchen wir, wo das sein könnte und werden ein paar Häuser weiter fündig. Nämlich beim Haus Austria, so nett. Wo aber ist die Garage, es sieht nicht wirklich danach aus. Ruedi schaut sich um, und da kommt ein Mann aus dem Haus und er spricht österreichisch. Wie praktisch, endlich so reden, dass man sich versteht. Der Garagist sei sein Sohn, er werde bald kommen. Aber offenbar haben die Leute Besuch, und das sind Schweizer, auch gut. Jedenfall gibt es hier eine Leiter, die Männer sind genug gross, um sich das bockige Teil anzuschauen, und mit vereinter Kraft schaffen sie es, das blockierte Rollo zu lösen. Was aber, wenn es wieder blockiert? Ein paar Blocs weiter sei ein Eisenwarenladen, dort sollte es auch Leitern geben, damit man bei Bedarf wieder mit Gewalt dem launischen Auszug auf die Sprünge helfen kann. Also husch, zum Laden, es ist inzwischen bald 5 Uhr. Tatsächlich bekommen wir eine Leiter, doof, dass wir das Ding nun mit uns rum schleppen müssen, es passt in keines der Aussenfächer. Aber immerhin gibt es uns eine gewisse Sicherheit. Nun wieder die 60km zurück zum Hwy 37 und auf unsern Camping. Je, sind wir froh, dass sich das ganze einigermassen gut gelöst hat und wir beruhigt ins Wochenende können. Unser Platz (schon in der Schweiz reserviert wegen des langen Weekends) liegt direkt am See. Neben uns ein Schweizer aus Zürich, der schon im Boya Lake war, aber dort hat sich kein Zusammenkommen ergeben. Hier sind wir nun ins Gespräch gekommen und sitzen nach dem Znacht noch draussen, trinken Kaffee und erzählen, bis es zu kühl wird und jeder in sein eigenes Haus geht. Was für ein stressiger Tag, aber zum Glück mit, quasi, Happy End.
Zuletzt geändert 2025-09-03 00:32 UTC von info f532a7x0 (Unterschiede)
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