58 Bericht 011

58 Reiseberichte

2024 Patagonien

Reisebericht Nr. 11


24. 2.2024 Quillaipe nach Puerto Varas

Ein schöner Tag kündigt sich an. Wir packen unsere Sachen ins Auto und fahren ohne Frühstück los, da uns das selber machen mit Abwasch etc zu blöd ist und wir so bald als möglich nach Puerto Montt und in unser letztes Logis wollen. Aber unterwegs gibt es keine wirklichen Ortschaften und auch keine Cafeteria oder sonst eine Möglichkeit, wo wir ein Frühstück bekämen. Um diese Zeit sind die Chilenen einfach noch nicht auf Trab. So landen wir in Puerto Montt, wo ein unangenehmer Verkehr herrscht. Die Stadt macht einen verlotterten Eindruck, verglichen mit letztes Mal. Wobei, sie war auch dann kein Prunkstück. Und eine Cafeteria bietet sich auch nirgends an. Inzwischen ist es schon nach 10Uhr und wir sind beim Markt von Angelmó angelangt. Die Restaurants hier sind aber alle auf Mittagessen eingerichtet, obwohl es erst nach 10Uhr ist. Die Marktstände werden eben aufgemacht, Ware wird draussen arrangiert, es wird geputzt und erste eventuelle Käufer sind auch schon unterwegs. So gibt es nun, sehr zu meinem Unwillen, erst den Marktbummel. Wir haben Glück mit einem Parkplatz an der Strasse und so schlendern wir an den Ständen vorbei. Auch hier finde ich nicht, was ich suche. Z.B. T-Shirts, die wir den Enkeln mitbringen könnten, oder Strickwaren, die nicht einfach so aussehen, wie wenn sie jemand bei uns gemacht hätte. Ich bin etwas enttäuscht, aber das liegt wohl einfach daran, dass ich zu grosse Erwartungen hatte. Ich kann mich erinnern, dass ich schon im 2019 nicht fand, was ich wollte. Na ja, war nett, dort gewesen zu sein. Wir sitzen ins Auto und fahren in Richtung Norden. Dabei kommen wir an einer Strasse vorbei, die so quasi als Fussgängerzone gilt. Da muss es doch ein Café oder sowas haben, aber dem ist nicht so. Was wir im Laden bekämen, der mit Panaderia angeschrieben ist, sind Sandwiches, und dazu haben wir keine Lust. Dafür bekomme ich in der Apotheke noch die Salbe, die ich gesucht habe. Wenigstens etwas. Ein bisschen ausserhalb der Stadt, wir sind schon fast auf der Autobahn, sehe ich einen Laden, wo Panaderia steht und draussen 2 Tische und Stühle auf Kundschaft warten. Also drehen und hinein marschiert. Wir fragen, ob wir Tostados und Butter bekommen, und es heisst ja, aber ob wir nicht vielleicht eher ein Sandwich möchten. In der Vitrine hat es Käse und Wurstwaren, und wir bekommen ein ganz simples Sandwich und nicht eine Riesenmahlzeit von Pommes begleitet. Super, nun geht es uns viel besser und auf geht's zur Maullin Lodge. Sie liegt total im Schilf, und wir sind gespannt, was uns hier angeboten wird. Die Besitzerin zeigt uns unser Häuschen und dann noch die dazugehörige Küche. Nein, es gibt hier kein Restaurant. Und im Fluss, der in Sichtweite ist, kann man fischen aber nicht baden. Ruedi und ich sind enttäuscht und ich bin froh, als er sagt, dass diese Unterkunft auch ihm nicht passt. Wir haben keine Lust, am Abend noch 10km über Schotter zu einem Restaurant zu fahren, es hat in den Zimmern auch nicht den Platz, den wir brauchen, um unser Gepäck zu sortieren und neu zu packen. So fragen wir, ob wir stornieren können. Die Inhaber sind etwas eingeschnappt, weil wir ihr Ambient nicht goutieren, aber sie lassen uns ohne Annulationskosten ziehen. So fahren wir ins etwa 15km entfernte Städtchen Puerto Varas. Das Zentrum ist sehr belebt und Ruedi ist nicht begeistert. Das Hotel, das uns gefallen würde, ist voll und kann uns nicht aufnehmen. So schauen wir im Internet, was es denn sonst noch im Angebot hat. In einem weniger überlaufenen Quartier finden wir das Casa Ellie, ein älteres Haus, das nicht gerade nach grossen Zimmern aussieht. Der junge Mann an der Rezeption zeigt uns ein Zimmer mit kleinem Doppelbett und wenig Platz darum herum. Wir sagen, dass wir etwas grösseres bräuchten. Nun wird uns ein 3er Zimmer mit Doppel- und Einzelbett offeriert, mit viel Platz. Genau, was wir brauchen. Glücklich räumen wir das Auto aus und beigen alles ins Zimmer. Wir packen alles aus, sortieren und als es uns stinkt, lassen wir alles liegen und machen einen Ausflug ins Zentrum. Ein Königreich für einen Parkplatz. Aber nach kurzem Suchen, fährt direkt vor uns ein Auto aus einem Parkplatz, und so sind wir nun frei, uns etwas umzuschauen. Die Stadt liegt direkt am Lago Llanquihue, an dessen Westseite wir vor ein paar Tagen entlang gefahren sind. Es hat lange und sehr belebte Strände. Kein Wunder, dass es so viele Leute hat, es ist ja Samstag. In einem Restaurant wird draussen ein Tisch frei und wir finden, es sei Zeit für einen Apéro. Es ist lustig, dort zu sitzen, den vorbei flanierenden Leuten zuzuschauen und dazu wieder einmal einen Mojito zu geniessen. Irgendwie gehört das einfach zu Chile.... Nun möchten wir auch noch etwas essen, aber das Lokal hier ist nicht dafür geeignet. Wir finden kein nettes Restaurant mit Sicht auf den See und steigen deshalb ins Auto, um im Quartier, wo das Hotel ist, etwas zu suchen. Aber da fahren wir gerade an dem Restaurant vorbei, das kurz zuvor noch zu war, und wo Pasta und Pizza angeschrieben steht. Nun sehen wir von der Strasse aus, dass Leute drin sitzen. Also nichts wie los, Auto auf den Hotelparkplatz und rein in die gute Stube. Direkt am Fenster, mit perfekter Sicht auf den See, ist ein Tisch frei, und so sitzen wir bald bei feinen Ravioli und einem tollen Salat und geniessen die Aussicht dazu. Wir sind froh, dass wir uns für Puerto Varas entschieden haben und nun nicht noch etliche Kilometer zurück ins Hotel fahren müssen. Nun müssen wir nur noch das Bett frei machen und schon wenig später ist Nachtruhe.
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25. 2.2024 Ein Tag in Puerto Varas

Das Frühstück gibt es im ersten Stock, in einer altertümlichen Stube. Jeder Tisch sieht anders aus, auch die Stühle. Es ist richtig gemütlich und das Frühstück ist wunderbar. Da wir gestern den grössten Teil der Umpackerei erledigt haben, bleibt uns nun Zeit, um nochmals einen Ausflug zu machen. Wir fahren quer durch landwirtschaftliches Gebiet, es ist vor allem grün, ab und zu hat es etwas Wald, da und dort eine kleine Ortschaft. Gegen ein Uhr sind wir in La Pasada. Hier müssen wir den Rio Maullin überqueren, und zwar mit einer Fähre, auf der bloss etwa 12 Autos Platz haben. Die Schlange vor uns ist ziemlich lang und es dauert etwa eine 3/4 Stunde, bis wir die gut zehnminütige Fahrt über den Fluss antreten können. in Maullin auf der andern Seite hat es gleich bei der Anlegestelle einen Kiosk, wo wir etwas zu trinken kaufen und ich eine Stängeliglace. Sonst gibt es hier nichts zu sehen. Nicht einmal eine Toilette gibt es. Also wieder ins Auto und wieder durch ähnliche Landschaft wie vorher Richtung Puerto Varas. Ab und zu haben wir eine tolle Aussicht auf die Vulkane und die Bergkette, weiter im Süden, aber halt sehr weit entfernt. Eine Ortschaft mit einem Café ist nicht in Sicht, und es gibt auch nirgends ein Wäldchen, wo ich endlich Pipi machen könnte. Langsam komme ich in Not. Um zum Hotel zu gelangen, müssen wir durchs Zentrum von Pto Varas. Während wir an einem Rotlicht warten, knallt uns einer hinten rein, ich bleibe sitzen, während Ruedi den Schaden anschaut und mit dem Fahrer des andern Autos spricht, aber dann möchte er, dass ich bei der Unterhaltung helfe. Eine Tortur, stehe mit zusammen geklemmten Beinen da. Zum Glück ist der andere Fahrer sehr freundlich, will sich nicht rausschwatzen und holt bereitwillig Ausweise, Autopapiere hervor, damit Ruedi sie fotografieren kann. So ein Mist, das war nun wirklich völlig unnötig. Endlich hat Ruedi alle möglichen und nötigen Dokumente fotografiert und wir können weiter fahren. Unser Auto hat ein Delle, aber es ist nichts Schlimmes. Rechtzeitig (für mich) sind wir im Hotel zurück und ich kann endlich aufs Klo. Etwas später beschliessen wir, dass wir zu Fuss essen gehen. Nach 10 Minuten am See entlang gibt es einen Italiener. Und tatsächlich gibt es hier nur italienische Gerichte. Zur Vorspeise teilen wir uns einen Salat und anschliessend gibt es für Ruedi Spaghetti und für mich Ricotta-Ravioli mit Nüssen drin. Super gut. Ach, und weil dies unser letzter Abend vor der Abreise ist, haben wir zum Apéro noch einen Mojito genossen (wohl das einzige, das nicht italienisch ist). Zufrieden schleppen wir uns ins Hotel zurück. Ich kann kaum gehen, mein linkes Bein spinnt ziemlich. Dies war kein besonders spannender Tag, aber es kann ja nicht immer nur super gut sein.
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26. 2.2024 Wir verlassen Patagonien

Wir geniessen noch einmal das tolle Frühstück hier und packen dann die letzten Sachen ein, bevor wir unsere Koffer zum Auto rollen. Weil wir erst gegen 4 Uhr am Flughafen sein wollen (der Flieger geht um 19.45), haben wir noch ziemlich viel Zeit zur Verfügung. Wir fahren nochmals ins Zentrum und gehen ins örtliche Einkaufscenter. Wir müssen noch Costa Nuss finden und es gibt dort einen grossen Supermarkt. Aber wir werden nicht fündig. Ich ermuntere Ruedi, er soll doch noch einen neuen Faserpelz kaufen, und wir schauen, ob es irgendwo Patagonia Kleidung gibt, aber auch dafür sind wir hier falsch. Also gehen wir nun zu Fuss noch zur Patagonia Filiale, aber dort gibt es keine Jacke, die Ruedi gefällt. Also nochmals zurück ins Einkaufscenter, dort hat es nämlich noch andere Fleecejacken. Und nun finden wir das, was Ruedi passt und gefällt. Wir beschliessen, dass wir noch ein bisschen See aufwärts fahren und schauen, ob wir einen Spaziergang machen können. Irgendwie müssen wir die Zeit füllen. In Llanquihue können wir an einem Strand das Auto parkieren, aber der Spaziergang wird kurz, da nach etwa 500m der Weg zu Ende ist. Tja, dann eben nicht. Also Richtung Puerto Montt, Tank füllen und zum Flughafen. Das Malheur mit dem Autohinterteil interessiert keinen. Ruedi bekommt eine Mail-Adresse, wohin er die Fotos und die Schilderung des Hergangs schicken soll. Und dann sind wir am Check-in. Der Angestellte fragt, auf welchen Flug wir denn wollen. Und wir sagen, na auf den gebuchten um 19.45, wir hätten wohl kaum eine andere Möglichkeit. Doch, doch, es gäbe davor noch zwei andere Flüge. Sofort sagen wir, dann soll er uns doch umbuchen, so haben wir in Santiago mehr Zeit beim Umsteigen. Der junge Mann hat ziemlich Probleme, dies zu bewerkstelligen, braucht Anweisungen und als er es dann geschafft hat, und die Kleber mit der Destination an den Koffern befestigen will, sehen wir dass da SCL, Santiago drauf steht. Wir protestieren, sagen, er soll die Koffern bitte durch checken, und er, ja wohin denn. Ich weiss nicht, was der gute Mann sich gedacht hat. Aber er holt sich nochmals Hilfe und dann klappt es und er kann Etiketten für Zürich ausdrucken. Was er nicht kann, ist Boardingcards für den Weiterflug ausdrucken. Ruedi hat versucht, das Online Check-in für die Iberia zu machen, aber es ging nicht. Also werden wir das bei Ankunft in Santiago machen müssen. Aber wir haben ja nun genug Zeit. Wir passieren die Sicherheitskontrolle und können bald darauf ans Gate und dann ins Flugzeug. In Santiago haben wir wieder Assistance. Wir werden direkt am Flieger abgeholt, Ruedi sitzt im Rollstuhl und wir sind froh, dass es so ist. Der Weg bis zum andern Terminal ist extrem weit und wir müssten in irgend einen Bus. So werden wir mit einem speziellen Bus ans richtige Check-in gebracht. Doch nun fängt der Stress an. Wir können nicht einchecken. Der Flug geht erst um 00.25 und die Check-in Schalter werden erst um 20.25 geöffnet. Keine Chance, durch die Sicherheitskontrolle in die Lounge zu kommen. In der Check-in Halle gibt es sozusagen keine Sitzgelegenheiten. Am Schluss landen wir im Warteraum der Assistenz und müssen dort zwei Stunden warten. Damit hatten wir nicht gerechnet, als wir uns auf den früheren Flug umbuchen liessen. Irgendwann ist es so weit, Ruedi darf wieder in den Rollstuhl, das Check-in wird erledigt und wir können durch die Security, dann in die Lounge, wo es zum Glück genügend freie Plätze gibt. Um halb zwölf werden wir wieder abgeholt und zum Gate gebracht. Im Flieger läuft alles gut und kurz nach Abflug liegen sowohl Ruedi als auch ich flach, d.h. Sitze in die Horizontale, Kissen montiert, Decke in Griffnähe, ich eine kleine weisse Pille (Schlaftablette) und dann nur noch schlafen. Leider bin ich nach etwa 6 Stunden schon wieder wach, rundherum schlafen alle, also leise aufs Klo und wieder hinlegen. 13 Stunden Flug, das ist einfach lang und langweilig. Da wir beide kein Nachtessen genommen haben, macht sich bei mir der Hunger bemerkbar. Im Galley hat es Früchte und ich hole mir eine Banane. Es hat auch Sandwich, aber die sind riesig. Eine der Flight Attendent holt mir ein kleines Toastbrot-Sandwich, das passt genau. Ruedi schläft selig. Ich montiere die Kopfhörer und suche mir eine Musik. Irgendwann gibt es ein kleines Frühstück und dann sind wir endlich in Madrid. Da niemand uns am Flieger erwartet, steigen wir aus und denken, dass sich die Leute von der Assistenz am Ausgang in die Halle befinden. Das ist falsch. Wir hätten im Flieger warten sollen. Nun müssen wir bei der Info warten, bis jemand kommt. Im Spezialbus zum andern Terminal, dann eine kurze Zeit in der Lounge warten, und dann ist schon Zeit um ans Gate gehen. Noch 2 1/2 Stunden bis Zürich. Ich bin jetzt durch, weiss nicht wie hocken, Ruedi schläft neben mir, ich kann nicht. Zum Glück werden wir in Zürich am Flieger erwartet und können mit einem kleinen, offenen Elektromobil zum Zoll und zur Gepäckausgabe gebracht. Das ist echt toll. Auch in Zürich macht man mittlerweile lange Strecken zu Fuss. Das Gepäck kommt rasch, draussen warten unsere lieben Freunde mit ihrem Auto und bringen uns nach Seebach, wo unser Auto bereit steht. Gepäck umladen, Umarmung, 1000 Dank, heimfahren um 00.15 am Mittwoch morgen, 28.2. sind wir wieder an der Baslerstrasse 303. Und in der Küche steht ein wunderschönes, selbstgebackenes Brot mit einem herzlichen Willkommensgruss von unserer Freundin, die sich um Post und Blumen gekümmert hat. Es ist schön, Freunde zu haben und so ist es schön, wieder zu Hause zu sein. 5. 3.2024 Ruedi: Wir sind zurück, inzwischen seit einer Woche. Auch dieses Mal war Patagonien ein gewaltiges Erlebnis. Die ganze Planung war etwas überstürzt und wurde von uns in kürzester Zeit beschlossen und durchgeführt. Der Entscheid, nicht weiter südwärts als bis Cochrane (etwas über den 47sten Breitengrad) zu gehen, zeigte zwei Seiten. Einerseits blieben wir in einer verhältnismässig bevölkerten Gegend und die endlosen Fahrten auf der Argentinischen Ruta 40 blieben uns erspart. Anderseits aber fehlten uns die Orte und Gletscher des Südens. El Chaltén mit dem Fitz Roy, Puerto Natales, der Nationalpark Torres del Paine mit seinen Gletschern und den vielen Wanderwegen, welche ich nun endlich beschwerdefrei hätte gehen können.