58 Bericht 006

58 Reiseberichte

2024 Patagonien

Reisebericht Nr. 6


8. 2.2024 Ein Tag in Chile Chico

Heute war ein fauler Tag. Nach einer schlechten Nacht meinerseits, Halsweh, aufwachen weil die Nase völlig zu ist, einfach nicht erholsam, bin ich noch um 08Uhr müde, derweil Ruedi ausgeruht und wach ist. Nach Dusche etc. gibt's Frühstück im Comedor, wo schon einige Leute sitzen. Dann wursteln wir ein bisschen herum und gehen dann mit dem Laptop in's nun leere Esszimmer. Ich schreibe die Berichte der letzten zwei Tage. Bin immer froh, wenn ich nicht zu sehr im Rückstand bin. Die vielen Eindrücke jeden Tag sind schwierig zu speichern, wenn ein zweiter dazu kommt und die kleinen Begebenheiten verlieren sich extrem schnell. Das Wetter ist zwar nicht schlecht, aber irgendwie bin ich nicht so fit und Ruedi ist froh um einen Ruhetag. Am frühen Nachmittag bin ich fertig und so haben wir Zeit für ein Skypegespräch mit Karin. Wir haben nun Lust auf ein bisschen frische Luft. Also fahren wir ins Dorf, besuchen einen der Supermärkte, dann schlendern wir die Hauptstrasse entlang, gehen in jedes Lädeli das mit 'Artesanías' angeschrieben ist, aber werden nicht fündig. Wir finden ein Café, wo ich einen feinen Capuccino bekomme und Ruedi einen Kaffee, dazu ein Cookie. Anschliessend spazieren wir an der Plaza de Armas, die hier eher am Dorfrand liegt, vorbei zum Hafen, damit wir wissen, wo wir morgen hin müssen. Mein Bein macht immer mal wieder Probleme, vor allem, wenn ich längere Zeit sitze. Meist dauert es einige Minuten, dann ist gut, aber heute tut es saumässig weh und zwar auch noch jetzt, nachdem wir doch die ganze Avenida hinunter gegangen sind. Am Ufer hat es einen dieser Senioren-Gynastik-Plätze mit diversen Geräten Also setze ich mich auf das, wo man sich durch Beine strecken in die Höhe stemmt, dann ein bisschen so was wie 'rudern' und zuletzt noch ein wenig Hüften schwenken und tatsächlich hat das geholfen und ich kann schmerzfrei weiterlaufen. Am Busterminal kann Ruedi noch Dollars in Pesos tauschen, so dass wir nun wieder genügend chilenisches Bargeld haben. Es gibt nicht so viele Orte, wo Bargeld gewechselt wird. Inzwischen ist es 5 Uhr und wir fahren nochmals ins Hotel, da wir um diese Zeit noch nicht essen können. Später gehen wir wieder ins gleiche Restaurant wie gestern. Ruedi bestellt sich wieder den gleichen Drink wie gestern, und wir haben den Namen schon wieder vergessen, Mist. Ich trinke bloss Wasser, dafür gibt's demnächst ein Nachtdrink mit Pretuval.... Ruedi isst das Menü mit Lammfleisch, aber es ist nicht so toll, wie erwartet. Ein bisschen viel Fett und wenig Fleisch. Ich nehme ein Pouletbrustschnitzel und pikanten Kartoffelstock. Dann ein argentinisches Dessert mit Schoggikuchenstücken und einer Dulce de Leche-Masse. Schön caramellig, aber auch schön nahrhaft. Zum Schluss ein Kaffee und ein Schwatz mit der jungen Frau, die uns bedient. Die gleiche wie gestern. Wir schwatzen sicher eine Viertelstunde, sie fragt dieses und jenes übers Reisen, die Schweiz und vieles mehr. Bevor wir gehen frage ich sie nach dem Alter. Antwort 16, wir sind platt. Die hat wirklich was drauf, macht hier wohl einen Ferienjob, ab März geht sie wieder zur Schule. Um halb acht sind wir wieder zu Hause und ich kann den heutigen Bericht scheiben. Morgen müssen wir um 7 Uhr bei der Fähre anstehen, also ab ins Bett.
Track

9. 2.2024 Chile Chico nach Coyhaique

Tagwach vor 06:00! Bloss ist Ruedi Handy auf 'nicht stören' eingestellt. Aber ich wache selbst auf und lasse Ruedi noch ein bisschen schlafen. Im Esszimmer hat Madame für einen anderen Gast und uns das Frühstück bereit gestellt, dazu noch ein paar selbst gemachte Gutzi und ein paar getrocknete Apfelringe. So nett. Kurz nach 7 sind wir an der Fähranlegstelle. Die ersten Autos warten schon und kurz vor halb 8 werden wir auf die Fähre gewunken. Diverse Autos, die auch in der Schlange stehen, wenden und fahren wieder weg. Anscheinend ist das Schiff ausgebucht, wer kein Ticket voraus gekauft hat, kann nicht mitfahren. Um 8 sollten wir ablegen, aber es wird halb 9 und wir sind immer noch an der Rampe. Erst ca. viertel vor 9 legen wir ab. Ruedi sagt, der Anker konnte nicht eingezogen werden. Wir haben es uns in zwei Sesseln bequem gemacht, auf der der Sonne abgewendeten Seite, aber unsere Überlegung war falsch. Der Kahn wendet und wir fahren rückwärts über den See. Nach einer Weile gehe ich hinaus. Es windet ziemlich, warm ist anders. Aber die Sonne scheint und ich habe auf einer Kiste einen Sitzplatz gefunden, so dass ich die Fahrt durchaus geniesse. Als wir aber die Inseln hinter uns gelassen haben und uns auf dem offenen See befinden, wird es mächtig kalt und der Wind reisst an den Kleidern. Ruedi kommt nun auch hinaus, aber nach kurzer Zeit gehen wir wieder an die Wärme. Die Landschaft, die Berge, die am Horizont auftauchen und wieder verschwinden, das alles ist super schön. Nach einer Weile sind wieder wieder draussen und schon bald fahren wir auf der anderen Seite zwischen den vorgelagerten Inseln durch. Allerdings ist es dadurch nicht weniger kalt, der Wind pfeift uns genauso um die Ohren, aber es ist soo schön. Nun taucht auch der Cerro Castillo wieder auf, und zwar mit allen Bergen, die zur Kette gehören, das ist fantastisch. So gegen 11 sind wir in Puerto Ibañez. Wir gehen erst mal in die Pizzeria am Hafen und Ruedi bestellt sich eine Pizza, ich will lieber ein Frühstück. Es ist nicht schlecht, aber auch nicht toll. Die Fahrt geht weiter, immer mit Sicht auf den Cerro Castillo, den wir immer mal wieder fotografieren müssen. Bald sind wir wieder auf der Carretera Austral und fahren die grossen Kehren, die wir vor ein paar Tagen hinunter gefahren sind, wieder hinauf. Das Huemul hat heute frei, auch sonst gibt es nichts Aufregendes zu sehen. Bis El Blanco bleiben wir auf der Ruta 7 und dann geht's in die Hügel hinauf. Es ist hier grün, allenthalben hat es Neneos und viel Gebüsch. Teilweise sieht man, dass viel aufgeforstet wurde. Wir kommen an schönen Seen vorbei, aber an keinem einzigen kann man ans Ufer kommen, geschweige denn, einen Spaziergang machen. Baden ist wohl eh nicht angesagt. Schade, ein bisschen Bewegung täte uns gut. Wir verlängern unseren Schlenker noch ein bisschen, es gibt etwas weiter oben noch einen kleinen Naturpark. Vielleicht können wir dort endlich noch ein bisschen laufen, aber weit gefehlt. Die Pärke schliessen um 14 Uhr für Besucher, die hinein wollen. Raus kann man bis 17 Uhr oder so. Als ich sage, dass wir ja nur einen Spaziergang machen wollen, bedauert die Rangerin das, aber es sei nun mal so. Wir sind ziemlich enttäuscht und fahren hinunter nach Coyhaique. Das Hotel ist schnell gefunden, weit weg vom Städtchen, aber schön im Grünen. Unser Zimmer hat auf 2 Seiten Fenster von der Decke bis zum Boden. Das macht es im Moment gerade sehr warm, draussen herrschen 27°. Aber wir können die Klimaanlage einstellen, und so geht es und wir ruhen uns ein bisschen aus. Um 6 Uhr gibt's für beide einen Mojito, dazu Nüssli und etwas Toastbrot und zwar draussen, wo es jetzt am Schatten sehr angenehm ist. Für's Nachtessen gehen wir hinein, und schon bald sind wir wieder im Zimmer, wo es nun schon kühl ist. Irgendwie sind wir beide ziemlich tilt. Drum, guet Nacht.
Track

10. 2.2024 Coyhaique nach Villa Amengual

Das Aufwachen heute morgen ist schön mit der Sicht auf die Bäume. Noch schöner wäre es, wenn die Scheiben sauberer wären und sich das Zimmer nicht so darin spiegeln würde. Aber saubere Scheiben hier ist eine Sisyphusarbeit. Es hat hier derart viel Staub in der Luft mit dem starken Wind und den ungeteerten Strassen, dass die Arbeit völlig nutzlos wäre. und entspiegelte Scheiben ist wohl etwas viel verlangt in Patagonien. Ja, aber es ist trotzdem schön. Um 9Uhr gehen wir frühstücken und um 10Uhr fahren wir los Richtung Norden. Schon bald sind wir auf der Ruta 7, die wir aber bei Rio Ortega wieder verlassen und auf einer kleineren Strasse ins Hinterland fahren. Es ist wunderschön, grün, ab und zu ein Wäldchen, viel aufgeforstete Gebiete, immer wieder kleine oder grössere Bauernhöfe, Kühe mit Kälber oder Schafe und die Aussicht verändert sich dauern. Mal ist es ähnlich wie im Jura, dann wieder wie die Prärie, die man von Amerika kennt. Dörfer oder richtige Ortschaften gibt es nicht, einfach ab un zu mal einige Häuser, die nicht weit von einander entfernt sind. Verkehr hat es kaum, auch praktisch keine Velofahrer. Irgendwo, an einer sausteilen Stelle, so um Mittag rum, bei ca 26°, keuchen uns zwei Velofahrer entgegen. Sie stossen ihre Fahrräder, fahren wäre wohl auch für geübte Fahrer hier nicht möglich. Sie haben zwar nicht das grosse Gepäck dabei, aber doch genug, um für mehr als einen Tag unterwegs zu sein. Er scheint mittelalt, sie jünger. Wir fragen uns wirklich, wie die das schaffen, hier unterwegs zu sein. Die Strasse geht dauernd rauf und runter und hinter uns hat es wie erwähnt keine Ortschaften, und dort, wo die herkommen, finden gibt es auch keine, wie wir beim Weiterfahren sehen. Sehr eigenartig. Wir fahren über ein namenloses Pässchen und da tut sich vor uns das Mondtal auf. eigentlich sollte es eher Mondebene heissen. Es ist eine breite, mehr oder weniger flache grüne Landschaft übersät mit grösseren und kleineren Buckeln, wirklich wie eine Mondlandschaft, aber grün, nicht wüstenähnlich. Sieht toll aus. Dann wird es wieder hügeliger, teilweise fahren wir am Rio Norte entlang, es hat allenthalben Ferienhäuschen zwischen den Farmen und irgendwann kommen wir an einen See, der sage und schreibe nicht eingehagt und an einer Stelle tatsächlich zugänglich ist. Ruedi stellt das Auto hin, ich schaue mir das Ufer an und strecke die Hand ins Wasser. Es ist angenehm. Also Kleider runter, Badschlappen an, und splitternackt will ich ins Wasser. Leider ist es aber so, dass das Ufer sofort steil abfällt und dort ist das Wasser kaaaaalt. Also bloss Füsse bis zu den Knien tunken, runter in die Hocke und mich rundum annetzen. Das ist wunderbar erfrischend. Glücklich ziehe ich mich wieder an. Wir sitzen noch ein bisschen auf einen Stein und geniessen den herrlichen Ausblick, bevor wir uns von diesem schönen Ort verabschieden. Irgendwann fahren wir an einer riesigen Mine vorbei. Die Landschaft ist natürlich schon verändert, aber es macht den Eindruck, als würde hier nicht alles versaut. Die letzten Kilometer sind eben und wir erreichen die Ruta 7, und nach einer halben Stunden sind wir an unserem Schlafdomizil für heute Abend. Wir werden herzlich begrüsst und bekommen ein Sandwich, obwohl die Küche eigentlich geschlossen ist. Nachdem wir uns eingerichtet haben, lädt Ruedi meine Fotos hoch, ich schaue sie durch und verschiebe einen Teil davon in ein Album, das Ruedi dann auf die Webpage lädt. So um 7 gibt's Nachtessen und dann wird geschrieben. Nun ist an den Tischen nebenan eine grosse Gruppe Franzosen eingetroffen und wir ziehen uns in unser Zimmer zurück, denn das wir wohl laut mit so vielen Leuten.
Track