14. 9. Von Gibbsons nach Lund
In der vergangenen Nacht hat es geregnet und wie. Erst war es nicht so stark, aber gegen Morgen hat es richtig geschüttet, wohl schon eine Weile, denn mein Duvet, das ganz an der Wand unter dem leicht geöffneten Fenster liegt, ist nass. Mist, na ja, das trocknet wieder und ich hab noch genügend trockene Fläche, um mich zuzudecken bis wir aufstehen. Keiner von uns, hat Lust, auf das schöne, neue Klo zu gehen, es regnet nach wie vor Bindfäden. Also erst mal Kaffee machen, und das Brot toasten etc. Dann gemütlich frühstücken, in der Hoffnung, dass der Regen auf- hört. Petrus denkt anders, also Schirm aus dem Auto holen. Die Regencapes suchen, die auch in der Fahrkabine sein sollten, aber ich kann sie nicht finden. Ich schnappe mir den Schirm und gehe jetzt mal das WC- Häuschen besichtigen, während Ruedi in seinem Gepäck wühlt. Er hat recht gehabt, dort sind sie. Dafür lässt der Regen jetzt nach, so dass die Sucherei für die Katz war. Kabel und Schläuche sind versorgt und wir brechen auf. Dieser CG wird ein Bijou sein, wenn erst mal alles begrünt und die Rabatten mit Blumen geschmückt sind. Der Preis, den Ruedi vorhin erwähnt hat, ist mit Abstand der höchste, den wir bisher bezahlt haben und für den jetzigen Zustand des Areals empfinde ich ihn als ziemlich überrissen. Als wir aber beim Büro anhalten zum zahlen, verrechnet der Besitzer nur knapp 2 Drittel, so dass wir es völlig ok finden. Die Reise ist etwas mühsam. Es hat viel Verkehr und dazu regnet es praktisch ohne Unterbruch. Mal mehr, mal weniger. In Earls Cove, 80 km weiter, wartet die nächste Fähre auf uns. Der Himmel reisst auf und blaue Fetzen werden sichtbar. Wir warten fast eine Stunde, dann können wir aufs Schiff. Wir gehen aufs Passenger Deck, streifen durch den Laden, den es auf allen Fähren gibt, und dann gehe ich aufs oberste Deck hinaus, während Ruedi lieber noch ein wenig an der Wärme bleibt. Ich drehe Runden, die wechselnde Aussicht, die schweren Wolkenberge, hier weiss, dort grau bis schwarz, es ist einfach faszinierend. Jemand sagt, dass sich vorhin ein Buckelwal gezeigt hat. Aber wenn er abtaucht, kann es lange dauern, bis er wieder hoch kommt. Kurz vor Saltery Bay sehen wir weit hinter uns zweimal den Blas, aber vom Wal ist nichts zu sehen. Auf diese weite Distanz eigentlich klar. Wieder auf der Strasse, nimmt der Verkehr jetzt langsam ab und bald sind wir fast alleine unter- wegs, die blauen Fetzen werden zu blauem Himmel mit weissen Wolken, die Sonne scheint wieder und trotzdem zieht sich die Strecke. Etwa um 3 Uhr sind wir in Lund, Ende des Hwy 101. Wir fahren erst mal ins Dorf hinunter. Irgendwie scheint hier alles ein bisschen tot zu sein. Keine Leute, alles zu. Komisch. Wir fahren zum Camping, den wir vor 8 Jahren kennen gelernt haben. Das Büro ist geschlossen. Ein Zettel informiert, dass heute von 7 morgens bis 7 abends kein Strom ist, dass das Büro erst wieder morgen besetzt sein wird, und falls man einen Platz möchte, solle man eine Textnachricht an eine Tel. Nr. schicken, dann würde man Anweisungen bekommen. Tun wir und warten etwa 20 Minuten, aber da kommt nichts. Bei den angeschlagenen Information ist noch eine, die uns ganz besonders die Laune verdirbt. Da steht nämlich, das Boardwalk Restaurant sei diesen Sommer geschlossen. Später merken wir, dass das Restaurant mit den besten Fish 'n Chips, mit dem besten Clamchowder und dem besten Creamcheesecake der Welt, mit einer fantastischen Aussicht und mit einer ganz super guten Stimmung nicht den ganzen Sommer geschlossen war, sondern erst vor etwa 2 Wochen wegen eines technischen Problems schliessen musste. Wie auch immer, wir sind vergeblich her ge- kommen, beim Sun Lund CG meldet sich auch niemand, wir fragen uns, ob wir wieder Richtung Süden fahren sollen. Aber dann kommt doch noch eine Antwort und wir beschliessen, dass wir hier bleiben. Wir suchen uns einen Platz aus und fahren nochmals in Dorf hinunter, um zu schauen, ob nicht doch irgend eine touristische Organisation geöffnet hat. Am Bootsteg hat es ein paar Leute, und ich spreche eine junge Frau an, ob sie weiss, wer Bootsfahrten anbietet. Sie selbst gehört zum Klahoose Wilderness Resort, etwas ganz Nobles. Ich hatte schon vor 8 Jahren von denen gehört. Das Hotel liegt nur etwa 35 km nördlich von Lund, ist aber nur mit dem Boot erreichbar. Das wäre natürlich mein Traumaufenthalt, aber unter 4 Tagen geht da nix und dafür würden auch meine 5 zusätzlich erhaltenen Renten nicht reichen, haha. Aber es soll traumhaft sein dort und sie machen Grizzly-Bear Touren im Toba-Inlet, eben, mein Traum... Die Angestellte wartet am Steg auf Hotelgäste. Sie gibt mir zwei Agenturen an, die eventuell etwas im Angebot in unserer Liga hätten. Sie selbst könnte sich einen Aufenthalt in ihrem Arbeitsort auch nicht leisetn, meint sie lachend.Natürlich ist jetzt niemand erreichbar, den wegen des Stromausfalls, ist sogar das örtliche Hotel zu. Also verschieben wir die weitere Planerei auf morgen, falls wir dann noch Lust haben. Zurück auf dem Zeltplatz schenken wir uns ein Glas Rosé ein und freuen uns, dass wir wenigstens draussen sitzen und Apéro trinken können. Wir kochen uns etwas Feines und als um halb acht der Strom wieder da ist, gibt es noch eine Dusche und ich lasse rasch eine Wäsche durch, nachdem im bei andern Campgästen Geld wechseln konnte. Glück gehabt, dass ich jemanden mit 'Münz' gefun- den habe. So ist der Abend doch nett geworden und wir haben unseren Frust vergessen.15. 9. Von Lund nach Powell River
Heute Morgen ist tatsächlich das Büro geöffnet und ein Mann, der sich als Bruder der Frau vorstellt, die den Campground führt, macht das Check- in, das gestern nicht statt gefunden hat. Er fragt, woher wir seien,und erzählt dann plötzlich in etwas stockendem aber sehr sauberen Deutsch, er sei in Deutschland geboren und schon mit 6 Jahren nach Kanada gekommen, wohne jetzt aber in Mexiko, da seine Frau von Merida sei. Das Gespräch dehnt sich aus, wir stellen Fragen, er auch, und ruckzuck ist eine halbe Stunde vorbei. Was unser Programm für heute angeht, ist er aber nicht wirklich eine Hilfe, eigentlich hat er überhaupt keine Ahnung. Aber er ist nett, interessant und lustig. Wir rufen die Nummer vom Charterboot an und fragen, ob es heute oder morgen Vormittag eine Tour mit freien Plätzen habe. Hat es leider nicht, und das was gibt, passt überhaupt nicht in unser Programm. Wir versuchen es noch bei der andern Agentur, aber die Angebote sind nichts für uns. Nachdem ich der netten Frau am Telefon erkläre, was uns eben am meisten interessieren würde, nämlich die Bären, meint sie, wir sollen doch auf unserem Weg retour nach Süden, bei der Lachszucht hinter Powell River anhalten und dort schauen gehen, ob am Bach keine Bären zu sehen seien. Im Moment habe es dort jeden Tag welche, wir müssten nur geduldig sein und Zeit ein- planen. Das ist nun doch eine gute Antwort, wir werden auf jeden Fall hin gehen. Wir bitten den Hüter vom CG darum, dass wir den Camper noch ein bisschen stehen lassen und nochmals, zu Fuss, ins Dorf hinunter können. Kein Problem. Also den kurzen Weg durch den Wald und schon stehen wir fast neben dem geschlossenen Restaurant. In Nancy's Café trinke ich einen Capuccino und Ruedi einen Espresso, wir geniessen die schöne Aussicht über die Bucht, und wollen noch einen kurzen Spaziergang entlang der Bucht machen. Als wir beim Boardwalk vorbei wollen, sehen wir, dass drinnen gearbeitet wird. Ich frage, ob der Besitzer da sei, und als er dann in Latzhose anmarschiert, sagen wir ihm nun, wie enttäuscht wir sind, dass er zu hat, und wir nicht in seinem tollen Lokal essen können. Er erklärt uns, dass ein technisches Problem der Grund sei und freut sich sehr über unser Lob. Schön, dass wir wenigstens mit ihm sprechen konnten. Den Spaziergang können wir nicht fortsetzen, weil ab hier nur noch Privatgrund kommt, und kein öffentlicher Weg durch geht. So zotteln wir wieder hinauf und verlassen Lund. Zuerst machen wir einen Abstecher auf die andere Seite der Halbinsel und schauen uns an jenem Meeresarm um. Hier gibt es einen kleinen Fischerhafen und ein geschlossenes Restaurant und, im Wald versteckt, ein super schönes Resort. Wieder auf unserer Strasse fahren wir mit kaum Verkehr nach Süden, tanken unterwegs und in Powell River erkunden wir die 'historical District'. Anfangs des 20. Jhdt ist hier eine Papier- und Zellulosefabrik gebaut worden. Für die Angestellte wurden Häuser gebaut und diese bilden nun diesen District. Für uns nichts besonderes, wir sind mit richtigen Altstädten verwöhnt in Europa. Was aber speziell ist, sind die Wellen- brecher, die vor der Küste der frühere Papier- und Zellulosefabrik im Wasser schwimmen. Sie bestehen aus zumeist Betonschiffen, die dort verankert worden sind. Die Betonschiffe widerum stammen aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. So etwas haben wir noch nie gesehen. Etwas weiter weg hat es einen schönen kleinen Strand, wo wir ein bisschen den Leuten zuschauen und dann bis zum Willingdon Campground fahren. Wir bekommen einen Stellplatz, und gehen dann an den lokalen Strand hinunter. Irgendwie lockt es mich nicht, hier zu schwimmen, aber wir spazieren ans Ende der Mole und Ruedi schlägt vor, dass wir ins Restaurant Costa del Sol, das uns schon auf der Fahrt nach Lund aufgefallen ist, gehen. Es gibt dort Latin Food, und das haben wir beide gerne. Wir spazieren zum Camper zurück, hole eine Jacke, falls es später kühl wird, und gehen dann wieder zu Fuss in die Ortschaft. Das Restaurant entspricht dem, was wir uns gewünscht haben. Locker, sehr freundliche, aufgestellte und aufmerk- same Bedienung und das Essen ist sehr fein. Mojito zum Einstimmen, knackige, panierte Peperoniringe dazu, und dann Enchiladas für Ruedi und Burrito für mich. Ruedi mag alles, ich trage die Hälfte im Doggibag nach Hause. Das war's für heute.16.9. Powell River bis Lang Bay, Seabreeze Resort
Irgendwie ist es uns in diesem CG nicht so wohl, also machen wir uns gleich nach dem Frühstück auf die Socken. Kurz nach Abfahrt, fällt mir das Schild 'Produce Stand' und Berryfarm in die Augen. Auf dem Hinweg wollten wir dorthin, sind aber nach 100 m umgekehrt, weil wir keinen Stand gefunden haben. Nun fahren wir weiter, sicher einen Kilometer und finden tatsächlich den Stand. Es hat nur Erdbeeren in verschieden grossen Körbchen, aber sie duften gut und sehen schön aus. Also kaufen wir uns ein Pfund und fangen schon auf dem Weg zum Auto an zu futtern. Die sind echt gut. Aber Autofahren und Erdbeeren essen, geht nicht so gut, wie mit Kirschen. Also fahren wir ans Meer hinunter, sitzen auf einen Schwemmholzstamm und vertilgen den Rest. Das war wirklich ein Genuss, dazu noch an einem hübschen Strand. Hier gefällt es mir, und eigentlich würde ich gerne ins Wasser. Aber Ruedi hat die Tafel gelesen, die informiert, dass hier die Muscheln von irgend einem Bakterium ver- seucht sind, und damit giftig. Und wenn das Wasser für Muscheln nicht gut ist, ist es auch für mich nichts. Also fahren wir weiter und sind nach wenigen 100 Metern an der Salmon Hatchery. Es hat einen grossen Parkplatz, aber nur wenige Autos sind hier. Also kein Rummel. Das Flüsschen hat gleich am Anfang des Areals einen flachen Teil, der fast einen Teich bildet. Da schwimmen sicher an die 50 Lachse. Leider ist niemand hier, den man fragen kann, wie das hier so läuft. Wir gehen ein Stück weiter hinauf und können hier beobachten, wie die Fische Flussauf- wärts schwimmen. Es ist faszinierend zu zuschauen. Wir sind sicher schon etwa 3/4 Stunde da, als Ruedi sagt, schau, da kommt einer. Ich kann ihn erst nicht lokalisieren, aber dann kommt er näher. Ganz gemütlich kommt er uns entgegen. Mal schnuppert er hier und da, dann macht er wieder ein paar Sätze durchs Wasser, und plötzlich ist er direkt vor uns, wohl bloss 10 m entfernt auf der anderen Seite. Er platscht ins Wasser, und schwupp hat er einen Fisch im Maul und haut damit ab. Wir warten nochmals etwa eine halbe Stunde, ich bin zwischendurch mal auf einem schmalen Trampel- pfad ein kurzes Stück hinauf gelaufen. Wir gehen zusammen nochmal zum oberen Platz und tatsächlich kommt noch ein Schwarzbär, wendet sich aber Fluss aufwärts und verschwindet dann aus unserem Blickfeld. Dass die Bären manchmal auch auf unserer Seite des Bachs sind, beweisen die ziemlich grossen Haufen, die sie liegen lassen. Offenbar wird auch eifrig Steinobst gefuttert. Jedenfalls hat es, vielleicht wilde, Kirschsteine, oder sonst so etwas in den Kacks, stinken tut's überhaupt nicht. Wir ver- bringen wohl 2 oder etwa mehr Stunden hier, dann verlassen wir diesen interessanten Ort ganz glücklich. Was für ein Erlebnis, den Bär so nah vor Augen zu haben. Kurze Zeit später entdecken wir das Schild zum Seabreeze Resort, wo wir kurze Zeit später den Camper ganz vorne auf den Platz stellen können. Zusammen spazieren wir hinunter an den Strand. Der Besitzer hat uns gesagt, dass unten am Strand ein Bach ins Meer fliesst und dass am Waldrand etwas im Gebüsch versteckt eine Bärin mit ihren zwei Jungen lebt. Sie marschiere ab und zu durch seinen Garten, manchmal am Strand unten. Ich schaue mir das Wasser mal an, sehe dass sonst noch zwei Frauen drin sind und gehe mich erstmals umziehen . Dann probiere ich die Temperatur und steige langsam hiein. ich muss weit hinaus laufen, bis mir das Wasser fast bis unter die Arme reich,dann hinein und etwa eine Viertelstunde schwimmen. Wunderbar erfrischend. Zufrieden komme ich wieder hinaus und gehe mich duschen. Dann wasche ich mein Badekleid, und sonst noch 2 oder 3 Kleinigkeiten während Ruedi anfängt zu kochen. Anschliessend können wir draussen Apéro trinken und dann essen. Teigwaren mit einer super guten Sauce mit der halben gebliebenen Chemtrail Zucchetti, Tomaten und Peperoni auch von dort. Ein richtig gutes Nachtessen.
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