59 Bericht 013

12./13. 9.2025 Merritt nach Harrison Hot Springs nach Gibsons


12. 9. Merritt nach Harrison Hot Springs

Der Moon Shadows RV Park ist ein richtig schöner CG und ich wäre gerne jetzt am Morgen noch rasch ins Flüsschen gehüpft, aber es hätte einfach zu lange gedauert, zudem ist es frisch. Wir frühstücken drum drinnen, räumen zusammen, haben einen Schwatz mit den Nachbarn, die auf Vancouver Island leben bevor wir losfahren. Hier hat es mir gut gefallen, es wäre ein Ort für 2 Nächte. Merritt hat einen Namen für Country Music mit einem jährlichen Festival und einer Art Hall of Fame und einem kleinen Walk of Fame, wo Country Music Grössen ihren Handab- druck auf aufgestellten Tafeln hinterlassen haben. Z.B. Loretta Lynn, die Bellamy Brothers, Hank Williams, the Mavericks und Kenny Rogers. Von Loretta Lynns Abdruck muss ich ein Foto haben, drum erstmal zurück ins Dorf und schauen, wo sich die Tafel befindet, und dann klick. Zufrieden, wir können weiter, denn sonst hat das Dorf nichts Besonderes zu bieten. Statt direkt auf den Hwy 5, nehmen wir die Coldwater Road, die dem gleichnamigen Flüsschen aus dem Camping folgt. Er wird immer kleiner, je höher wir kommen. Er ist viel länger als ich dachte und die Strecke ist wunderschön zum Fahren. Dann hat wieder verbrannten Wald beidseitig der Autobahn, und nun sehen wir auch den Rauch, der weiter weg wie Nebel aus dem Wald aufsteigt und ein Helikopter mit einem Wassergefäss unten dran. Es ist wohl so, dass das Feuer entlang der Autobahn schon früher aus war, und dort weiter weg hat es scheinbar noch Stellen wo es mottet. Irgendwo kommt eine grosse Raststätte mit einem Kaffee-, Sandwich-, Süssigkeiten-Stand. Wir halten an und holen uns etwas zum Trinken und ein Eiersandwich. Das ist erstaunlich gut. Dann kurz vor der Passhöhe steht auf einem Schild, dass demnächst der Trailhead zum Falls Lake kommt. Kurzentschlossen nehmen wir die nächste Ausfahrt, tuckern ein paar Kilometer eine Dreckstrasse hinauf und nehmen dann den mit bloss 900 m angegebenen Weg unter die Füsse. Zum Glück verläuft dieser praktisch nur durch den Wald. Teilweise ist es sehr steil, aber es ist wunderschön, die Temperatur im Schatten sehr angenehm, der Wald völlig sich selbst überlassen, was fällt, bleibt liegen. Einfach ein natürlicher, ungeputzter Wald. Und dann der See dunkelblau liegt er im Grün der bewaldeten Berge rundherum, nun fehlt nur die Badehose und das Glück (meins) wäre perfekt. Ich gehe ein kleines Stück hinein, wo ich auf einen Baumstamm sitzen und die Füsse im angenehm kühlen Wasser schwenken kann. Kein Mensch ausser uns ist dort. Hier gibt es einen kleinen 'backcountry' Zeltplatz. Im Wald verteilt hat es ein paar Bretterflächen, sodass gut ein Zelt aufgestellt werden kann, ohne die Fauna zu verletzen. Ich sage noch etwas erstaunt zu Ruedi, dass ich das in Kanada so obligate Plumpsklo vermisse, aber, als wir uns wieder Richtung Auto aufmachen, fällt uns das Holzschild mit Männlein/Weiblein in die Augen, dazu steht noch das Zeichen für bärensichere Esswarenaufbewahrungskästen. Wir staunen, wie steil der Weg zum Klo ist. Die Vorstellung, dass man in der Nacht mal muss, und dafür 50m einen solchen Weg hinaufkraxeln muss, nein danke. Wir klettern hinauf und sehen bloss die zwei Stahlkästen, in denen Esswaren versorgt können, aber nirgends ein Häuschen oder Bretterver- schlag. Da führen ein paar Treppenstufen weg vom Weg in den Wald, und dort steht buchstäblich der Thron. Ein grünes halbrundes Plastikding, das tatsächlich ein Freiluft-WC ist. So lustig. Gut gelaunt machen wir uns auf den Rückweg und 25 Minuten später sind wir in unserem Gefährt. Zurück auf dem Hwy kommt nach ein paar Kilometern die Passhöhe, und dann geht's bergab, teilweise deftig und bald darauf fahren wir wieder dem Fraser River entlang. Hier sind wir in der Ebene, es hat mehr Ortschaften und entsprechend mehr Verkehr. Nun sind wir froh, dass wir im Harrison Springs Camping ankommen. Er ist völlig von riesigen, alten Bäumen zu- gewachsen, auf mich wirkt er fast etwas düster. Wir scheinen die einzigen Gäste zu sein. Das Check-in ist rasch gemacht, ich koche rasch einen Reisgemüse Eintopf und Ruedi erkundet den CG. Es hat viele alte, kaputte und etwas verrostete Velos verteilt auf dem Areal. Die Toiletten sind perfekt. Wir sind zufrieden, Ruedi geht schlafen und nachdem ich noch Fotos sortiert habe, sinke auch ich ins Bett.

13. 9. Harrison Hot Springs nach Gibsons

Gibsons Creek RV Resort Shady Acres

In der Nacht hat es geregnet, ganze 10 oder 15 Minuten lang, bringt der Natur wohl kaum etwas. Nach dem Frühstück fahren wir durch Harrison Hot Springs, weil ich den See sehen und, je nach Strandangebot, hinein möchte. Es hat eine schöne Strandpromenade über einem mit Felsblöcken befestigten Ufer. Erst weiter vorne gibt es einen kleinen Sandstrand, aber keine Umkleide-, geschweige denn eine Duschgelegenheit. Im Internet hatte ich aber von einem andern Strand gelesen, also spazieren wir weiter. Das Ufer ist immer noch ein Felsband, aber dahinter hat es eine grosse Fläche mit einem flachen Teich, der aber ziemlich unter Wassermangel leidet und das vorhandene Wasser sieht nicht besonders appetitlich aus. Ich spreche eine Frau an, die mit Mann und Kindern spaziert und frage, ob dieser Teich denn zum Schwimmen gedacht sei. Als Erstes fragt sie nach unserem Akzent. Dann lacht sie und sagt begeistert, sie sei auch Schweizerin, also die Mutter sei es, aber Ihr Schweizerdeutsch habe gelitten, denn sie kann die Sprache nur von ihrer Mutter, sie selbst war nie in der Schweiz. Sie staunt, wo wir schon überall in Kanada waren, soviel habe sie von ihrem Land noch nicht gesehen. Jedenfalls freut sich darüber, wieder einmal schweizerdeutsch zu sprechen und wünscht uns weiterhin gute Reise. Die Antwort auf meine Frage zum Teich ist, dass sie als Kind und Jugendliche hier gebadet habe, und zwar im See. Die Uferpromenade, auf der wir uns befänden, sei später, nach Über- schwemmungen aufgeschüttet und dahinter dann der Teich angelegt worden. Also, alles klar. Wir verabschieden uns, gehen noch ein Stück weiter und kehren dann um. In der Nähe vom Auto gibt es noch ein paar Läden, durch die wir schlendern, dann verlassen wir diesen doch sehr touristischen Ort. Wieder auf unserer Route hat's viele Farmerläden. Wir kaufen Zwetschgen, Nektarinen und Tomaten. Die Früchte sind sensationell, vor allem die Zwetschgen. Und die verschwinden fast alle in kürzester Zeit. Irgendwo steht ein Schild, dass es hier etwas Interessantes zu sehen gibt, und wir landen wieder auf einem historischen Bauernhof. Die früheren Besitzer hatten mit Treibstoff hier angefangen, zudem hatten sie einen General Store und dieser sieht praktisch noch gleich aus wie damals. Drinnen steht ein entsprechend gekleideter Mann und der weiss richtig viel, kann es gut erzählen und wir verbringen ziemlich Zeit dort. So manches wie z.B. Büchsen, Dosen und Verpackungen wecken Kind- heitserinnerungen. Und der Name General Store ist wirklich wahr. In diesen Läden gab's einfach alles, was man zum Leben brauchte. Von den Lebensmitteln angefangen, über die Wasch-, Putz- und Küchenutensilien, alles was es für den Unterhalt von Haus und Umgebung brauchte, und und. Die Zeit vergeht wie im Flug. Bevor wir wieder ins Auto steigen, trinken wir noch etwas Kühles und dann kommt die eher mühsame Fahrt durch die ganze Agglomeration von Vancouver bis hinauf zur Horseshoe Bay, wo wir auf die Fähre müssen, damit wir die Sunshine Coast hinauf können. Gegen 6 Uhr sind wir dort und müssen noch eine Stunde warten, bis die Fähre geht. Die Fahrt ist schön, dauert aber fast eine Stunde. Es dunkelt schon ein, bis wir in Gibsons ankommen. Nun noch einen Schlafplatz suchen. Auf Google sind diverses Camping angegeben. Der, der mich nett dünkt, ist aber nicht an der Strasse signalisiert, obwohl die Adresse stimmt. D.h. da ist ein Camping, aber wir finden kein Büro. Weiter oben ist ein anderer CG, aber auf dem Schild an der Strasse steht, dass es keine freien Plätze hat. Also wieder hinunter und auf das Gelände. Es ist jetzt ziemlich dunkel, und wir merken, dass es sich hier offensichtlich um ein Areal mit Dauermietern handelt, obwohl als Camping deklariert. Es gibt keine Möglichkeit zum Kehren und ich muss Ruedi im Dunkeln retour hinaus lotsen. Für mich ebenso schwierig wie für ihn. Irgendwann ist es geschafft und wir fahren noch weiter hinauf, wo auch ein RV Park angegeben ist, aber auf Google war dort nur Wald zu sehen, sodass ich den zuvor gar nicht in Betracht gezogen hatte. Doch dann steht dort tatsächlich ein grosses Schild, ein Büro ist nicht zu erkennen, aber da uns 2 Hunde verbellen, kommt ein Mann aus seinem 'Haus' und erklärt uns, dass das Office gleich nebenan sei. Nun kommt uns dort auch ein Mann entgegen, bestätigt, dass er Platz für uns hat, und kommt gleich mit, um uns zu zeigen, wo wir uns hinstellen sollen. Alles ist brandneu und leider noch nicht fertig. Aber wir sind es, also nur noch einparken, Wasser und Elektrisch anschliessen und ins Bett.


Vorwärts --> Bericht 014 / Zurück --> Bericht_012