56 Bericht 013

21. 9.2022 Whalewatching

Da wir ganz nahe von East Ferry logieren, können wir uns reichlich Zeit
lassen mit Frühstücken etc. Ich sehe, dass hinter dem Camper, in einem
ziemlich überwucherten Stück Land, viele kleine Vögel herum schwirren.
Ich will sie ein wenig beobachten und höre dann, dass es ganz nahe von
uns Spechte haben muss. Bloss, wo sind sie. Sie klopfen, machen auf sich
aufmerksam, und zeigen sich dann doch nicht. Die hier sind anders. An
den Strommasten gleich an der Strasse, etwa 30m von uns entfernt, sind
sie zu zweit am Hämmern. Mal schauen, ob das ein Bild gibt. Sie lassen
sich fotografieren und fliegen dann weg, dafür kommt ein anderer an
den Mast, der noch näher ist. So etwas passiert bei uns nicht. Dafür
sind jetzt die kleinen Vögel, wegen denen ich eigentlich hinaus ging,
verschwunden. Eine rote Katze kommt angeschlichen und schaut interessiert,
was es bei uns zu sehen gibt. Wäre da nicht das Fliegengitter, würde sie
sich gleich heimisch fühlen bei uns. Die Aufhellungen über der Bay
of Fundy haben sich verzogen, und die Wolken hängen tief. Je später es
wird, desto verhangener und nebliger wird es. Wenn das nur gut kommt.
Gegen zwölf Uhr machen wir uns auf den Weg nach East Ferry. Die Agentur
und das Café sei geöffnet, so dass wir uns anmelden können. Wir trinken
noch einen Kaffee und schon bald ist es soweit, dass wir uns an die Anlege-
stelle begeben können. Die Fahrt scheint ausgebucht zu sein. Es hat
Süd- und andere Deutsche. Viele Inder (wir nehmen wenigstens an, dass es
welche sind), US-Amerikaner und wohl auch Kanadier. Das Boot legt pünkt-
lich an, und wir können an Bord. Nach einer Ansprache des Captains, wird
uns noch der Gebrauch der Schwimmwesten gezeigt und dann geht es los.
Die Wale seien weiter draussen am Fressen, wir würden ca. 45 Minuten
hinaus fahren, dort müssten wir auf Buckelwale stossen. Das Boot braust
mit etwa 10 Knoten ins Graue. Scheinbar fahren wir parallel zu Long Island,
das man aber nur erahnen kann. Sobald wir von der Küste weg sind, wird
es merklich kühler. Gut, habe ich ein Odlo-Shirt angezogen unter meinem
T-Shirt, Faserpelz und Windjacke. Hier ist eine junge Frau barfuss mit
Sandalen und bloss einem Sweatshirt bekleidet, auch andere sind nur
mit Sweatshirt oder Hoody unterwegs. Es ist schwierig einzuschätzen,
wo wir uns befinden, da man wegen des Nebels kein Land sieht. Irgendwann
sehen wir ein Zodiac-boot, und nun kommt Hektik auf. Tatsächlich sehen
wir vor uns einige Buckelwale. Den Rücken, den Blas, und irgendwann
zeigen sie die Schwanzflosse und tauchen ab. Ist das schön. So geht das
nun eine gute Stunde. Die Tiere zeigen sich, bleiben eine Weile an der
Oberfläche, und tauchen wieder ab. Mal mit wunderbarer Schwanzflosse in
der Luft, oder ganz unspektakulär. Und immer ein bisschen an einem andern
Ort. Das Boot schwankt zwischendurch beträchtlich, also immer eine Hand
bereit haben, sich irgendwo fest zu halten.  Was für ein beeindruckendes
Erlebnis! Ich bin sehr dankbar, dass wir diese Tour machen konnten
und mit so vielen Sichtungen beschenkt wurden. Fotografieren war schwie-
rig. Ruedi hat viel bessere Fotos als ich. Viele haben einfach den
Fotoapparat oder das Handy hinauf gestreckt, und gefilmt oder abgedrückt.
Ich weiss nicht, ob das etwas gibt. Ich muss sehen, was ich fotografiere.
Und es sind immer nur kurze Momente, die Tiere sind ständig in Bewegung.
und ich bin zu klein, wenn da eine Schar Männer an der Reling steht, ist
das für mich eine Mauer, die ich schlecht durchbrechen kann. Aber was ich
gesehen habe, das werde ich nicht vergessen. Irgendwann heisst es,
wir drehen und fahren zurück. Wieder mit voller Pulle. Nun ist es
ziemlich kalt und nass. Eine Zeit lang gehen wir vorne in den Raum, wo
auch der Captain steht. Und dann heisst es aussteigen, das Abenteuer
ist vorüber. Wir sind glücklich und dankbar.

Track
Whale Cove Campround
Petit Passage Whale Watching

 


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