56 Bericht 011

15. 9.2022 Kejimkujik-Nationalpark

Vom Bett aus schauen wir aus dem Dachfenster direkt in die Bäume. Ich
sehe, wie es sie schüttelt, also steht uns auch heute windiger Tag
bevor. Es ist ziemlich frisch, so dass wir drinnen frühstücken.
Toast und Käse, Ruedi hat genug von den kanadischen Joghurt, die einfach
kein natürliches Aroma haben. Mein Naturejoghurt finde ich gut. Wir
fahren bis zum Internet Hotspot, der aber nicht reicht dafür, dass
Ruedi die Berichte hochladen kann, zudem wollen wir ja noch versuchen,
einen neuen Termin für Whale Watching zu bekommen. Per Mail haben wir
zwar schon ein Angebot für den 22. bekommen. Ab Brier Island, aber ich
habe vorgeschlagen, dass wir es noch bei der Agentur auf Digby Neck
versuchen, es könnte ja sein, dass die früher Platz haben für uns. Beim
Information Centre ist das Internet gut, so dass Ruedi alles erledigen
kann. Dann bitten wir die Angestellte am Schalter, ob wir von hier aus
telefonieren können. Natürlich, kein Problem. Sie stellt uns die Nummer
ein und schon bin ich mit einer netten Dame verbunden, die mir einen
Termin am Mittwoch anbieten kann. Den nehmen wir und sind glücklich.
Nun muss nur noch das Wetter mit machen. Digby Neck ist etwas näher
als Brier Island und wir können uns zwei Fährfahrten ersparen. Die
sind zwar gratis und problemlos, aber so sind wir zeitlich nicht abhängig,
denn die Fähren fahren nur alle Stunden. So machen wir uns auf den Weg
zum Big Dam Parkplatz. Von dort aus gibt es einen 5km-Trail durch einen
Wald, der noch einen alten Bestand an Hemlock-Tannen hat. Auch hier
windet es heftig und sogar ich ziehe den Faserpelz an. Es geht nur wenig
rauf und runter, am Anfang sind wir noch in Seenähe. Hier wird Kanu
gefahren, es gibt mehrere Stellen, wo gezeltet werden darf, und zwar nur
auf den angelegten Plattformen. Hier wird sehr darauf geachtet, dass der
Boden geschont wird und es herrschen klare Regeln für die Backcountry
Wanderer. Hier hinten gehen Trails weg, die einen bis mehrere Tage dauern.
Z.B. an den Frozen Ocean Lake, den Liberty oder Channel Lake. Der eine
ist mit 24km der andere mit 56km angeschrieben. Auch an diesen weit
entfernten Seen hat es vorbereitete Plätze zum Zelten und bestimmt auch
ein Plumpsklo und genügend Feuerholz, wie bei den Plätzen, die wir hier
antreffen. Gefeuert werden darf nur mit dem Holz, das man am CG Eingang
bekommt, resp. mit dem, das bereit liegt bei diesen abgelegenen Plätzen.
Der Wald wird nur soviel wie nötig gepflegt, also Bäume liegen gelassen
und nur dort, wo sie über einen Weg gefallen sind, weg geräumt. Im
vorderen Teil wurde vor Jahren ein kontrolliertes Feuer gelegt, um den
Wald aufzufrischen und zu Forschungszwecken. Dort ist der Wald licht
und es hat Unterholz. Später ist es fast ein bisschen düster. Der Wald
wächst dicht, die Stämme sind kahl und die Kronen hoch oben. Auf dem
Boden nur Nadeln. Es ist zu dunkel, als dass hier Bäume nachwachsen
können. Nur dort, wo alte Bäume fallen, können neue wachsen. Befriedigt
treffen wir wieder beim Camper ein. Statt direkt zurück zu fahren, machen
wir noch einen Abstecher zum Jim Charles Point. Hier gibt es mehrere
Arten von Unterkünften, aber fast alle im Sinn von campen. Das eine
sind Häuschen mit Holzfront und -Rückwand, aber einem Zeltdach, das bis
zum Boden geht. Dann hat es Holzhäuschen mit Kajütenbetten, einem
Tisch und einem Holzofen. Dann gibt es eine Art Baumhaus, die wie ein
Tropfen aussehen, und Yurten. Allen ist eins gemeinsam, es kann drinnen
nicht gekocht werden. D.h. man ist auf den Grill und das Feuer draussen
angewiesen, einziger Unterschied zum Zelt, es schifft nicht hinein.
Es kostet ein Schweinegeld für 0 Komfort, naja, wenigstens kaum. Denn
WC etc gibt es auch nicht, da kein Wasser und kein Strom.-Siehe Link.
Auch hier hat es einen sehr schönen Strand, wenn bloss der Wind nicht
wäre. Ich möchte so gerne schwimmen im See, aber es ist mir einfach
zu kalt -- Wir haben heute beschlossen, dass wir noch eine dritte Nacht
hier bleiben wollen und halten darum beim CG-Office an und fragen, ob
das geht. Wir müssen den Platz wechseln, aber das ist ja egal. Hier ist
eigentlich jeder Platz gut. wir sind einfach gerne nicht all zu weit von
den WC und Duschen weg, damit wir nicht dauernd den Schwarzwassertank
leeren müssen. Die Infrastruktur hier ist perfekt. Der CG war die letzten
zwei Saisons geschlossen wegen Bauarbeiten. Wir geniessen also eine
Dusche und anschliessend den Apéro. Dann kocht uns Ruedi einen guten
Reis mit Gemüse und Hackfleisch drin. Ein weiterer schöner Tag liegt
hinter uns, und mit der Freude darüber, dass wir doch noch eine Chance
für das Whale Watching bekommen haben, wird es bestimmt eine gute Nacht.

Track
Kejimkujik National-Park
Roofed accommodations

 


16. 9.2022 Kejimkujik-Nationalpark

Ich wache wieder auf mit dem Geräusch des Windes, der durch die Blätter
tobt. Also auch heute wohl kein Bad im See. Es ist saukalt, bloss etwa
12°. Frühstück drinnen, keine Frage. Dann schauen wir auf dem Parkplan,
was wir heute machen könnten und entscheiden, dass wir zum untersten Ende
des Campings gehen. Dort hat es noch einen Trail durch den Wald und dann
noch einen, der zum Merseyfluss geht, wo Schildkröten, Schlänglein,
Frösche und Salamander zu sehen seien. Beide Wege sind schön, aber Tiere
haben wir nicht gesehen. Am See waren wir auch und an dieser Stelle gibt es
Umkleidekabinen und ein Restaurant, leider alles geschlossen, Saison
vorbei seit dem 4. September. Im Visitor Centre hat mir die Angestellte
gesagt, das sei, weil sie einfach zu wenig Personal hätten. Den Leuten
gehe es zu gut seit oder wegen der Pandemie. Scheinbar bekommen Ent-
lassene so gute Abfindungen, dass sie nicht daran interessiert sind,
wieder zu arbeiten. Das hört man überall hier. Eigentlich schade, denn
Parkbesucher gäbe es genug. Nun ja, ich könnte mich ja auch im WoMo
umziehen, aber es bläst dermassen, dass ich einfach keine Lust für
den ganzen Aufwand habe. Nach unseren diversen Spaziergängen fahren
wir noch beim Internet, sprich Visitor Centre vorbei, damit Ruedi ein
paar Fotos und Berichte hochladen kann. In dieser Zeit hocke ich dort
und friere mir einen ab. Ich kann es nicht fassen, dass die, wenn es
draussen bloss um die 15, 16° hat, die Klima laufen lassen. Ich gehe mit
Halsweh hinaus. Die Angestellte meint, sie seien sich das so gewöhnt...
Ruedi hat schon wieder Lust zum Kochen und macht uns einen Teigwaren-
auflauf. Super. Später noch ein Kaffee und einen Baileys als Bettmüm-
pfeli.

Track
Kejimkujik National-Park

 


17. 9.2022 Lunenburg und The Ovens Park

Heute morgen, wer hätte das gedacht, ist unser Blätterhimmel ganz ruhig. Leider zu spät, wir nach dem Frühstück und Aufräumen wollen wir losfahren. Zudem ist der Morgen trotzdem frisch. Wir haben nun noch ein paar Tage, bis wir wieder im Nordwesten sein müssen. Lunenburg liegt nicht allzu weit entfernt und es heisst, es sei ein absolutes Highlight. Wir fahren also Richtung Süden, vorbei an Farmland, Seen, und noch mehr Seen. Der Westen von Nova Scotia ist durchsetzt von Seen Weihern, mäandernden Flüssen. In Caledonia machen wir kurz halt, aber hier gibt es nichts anderes als anderswo. Ich bin auf der Suche nach irgendetwas, das den Enkeln gefallen würde. Aber es gibt keine schönen T-Shirts, bloss solche mit Aufdrucken des Ortes, wo man gerade ist. Und nicht mal das ist irgendwie schön oder originell gemacht. Dazu kommt, alles 'made in China', da löscht's mir ab. Ich hätte auch gerne eine Postkarte, die etwas speziell ist, z.B. Fotos mit Walen, aber nicht mal das gibt es. Das ist im Westen, BC oder so, schon ganz anders. Tja, dann kommen wir nach Lunenburg. Liegt schön am Meer, es gibt noch viele alte Häuser, am Meer unten die Waterfront, unzählige Restaurants und vor jedem stehen die Leute Schlange. Wir hätten über 30' warten müssen und dafür hatte Ruedi keine Lust. Wir landen beim örtlichen Döner, der aber Pizza, Sandwiches und Fish und Chips anbietet. Na wer sagt's denn, ist doch auch gut. Uns schmeckt der Fisch jedenfalls und die Frittes sind auch ok. Dafür sitzen wir gemütlich auf der Terrasse, ganz alleine. Kurz bevor wir aufbrechen, kommen welche, die spanisch sprechen. Eine der Frauen trägt einen Rucksack, in dem ein kleiner Hund sitzt und zwar hinter einem Plastikteil, ähnlich einem Visier von einem Helm. Es hat zwar Löcher drinn, aber die Sonne brennt. Die setzen sich an einen Tisch und lassen den Rucksack an der Sonne stehen, das Tier bleibt drin. Ruedi haut es um und er sagt der Besitzerin, was er davon hält. Die sind alle völlig perplex und meinen, es hätte doch Löcher. Wenigstens stellen sie den Sack dann an den Schatten. Man fragt sich schon, was die Leute eigentlich denken. -- Sonst gibt es in diesem viel gerühmten Ort eigentlich nichts zu sehen. Wir sind halt schon verwöhnt. Wenn ich an unsere schönen Dörfer oder Kleinstädte denke, da fällt es mir schwer, in Begeisterung auszubrechen, wegen ein paar Häusern, die eventuell 200 Jahre alt sind, wenn überhaupt. Die Asiaten und auch die Kanadier sind jedenfalls begeistert. Wir kaufen noch eine Glace und schleppen uns dann in der prallen Sonne den steilen Berg hinauf zu unserem Camper. Einen CG etwas im Westen haben wir im Visier, aber, als wir dort ankommen, sorry, leider ausgebucht. Die sei eben ein langes Wochenende. Der Montag sei auch frei, weil da das Begräbnis der Queen statt findet. So doof, wir haben gar nicht daran gedacht, dass es heute Samstag ist und wir wussten natürlich auch nicht, dass die Kanadier aus diesem normalen W/E ein langes gemacht haben. Da wird natürlich alles an der Küste ausgebucht sein. Die Dame im Büro unseres angepeilten CG empfiehlt uns einen anderen und ruft sogar rasch dort an, um sicher zu sein, dass wir einen Platz bekommen. Uff, nochmals Glück gehabt. Im Ovenpark wird man uns einen Platz frei halten. Bei der Ankunft tun die zwar sehr kompliziert, aber letztlich bekommen wir ein Plätzchen, über das es gar nichts zu meckern gibt. Meersicht, alles wunderbar. Ein Glas Rosé, ein paar Mandeln und Pistaches und dazu die Aussicht. Anschliessend spazieren wir noch ein Stück auf einem Weg, der direkt der zerklüfteten Küste folgt, mit Plattformen, wo man sich hinsetzen kann, speziellen Ausgucken, von wo aus die tiefen Einschnitte und Höhlen in den Felsen gut zu sehen sind. Sehr schön angelegt. Ein schöner Abschluss für diesen Tag.

Track
Ovens Natural Park

 


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