Zum Abschied vom Bras d'Or Lake, verhüllt sich die Sonne heute morgen. Wir fahren schon vor 8 Uhr los, quer über die Hügel Richtung Saint Lawrence Golf. Die Wolken vor uns sind immer dunkler und hängen tief hinunter und schon regnet es, allerdings nur leicht und kurz. Auch hier ist es grün und es hat da und dort eine Farm. Kühe oder Pferde sehen wir aber keine. Dann und wann drückt die Sonne, aber gleich regnet es wieder. - So ein Mist, im Camper hat es eine gierige Mücke, dauernd höre ich ihren giftigen Ton und muss um mich schlagen. Schwierig sich so zu konzentrieren. So, zwei gibt es nicht mehr und im Moment ist Ruhe - Wir passieren Third Lake O'Law, dann Second und irgendwann First Lake O'Law. Bei so vielen Seen, wie es hier gibt, kann ja nicht jeder seinen eigenen haben, also werden sie kurzerhand nummeriert. Etwas weiter folgen wir dem Northeast Margaree River, der dann zusammen fliesst mit dem als Southwest Margaree River angeschriebenen Fluss. Dies allerdings nur als er noch ganz klein und dünn ist (auf der Karte), dort, wo er breiter ist, steht auf der Karte kein Flussname mehr, dafür steht da 'MacDonnell Pool' etwas weiter 'Peter Gillis Pool', dann 'Collins Brook', Collins Pool, Camerons Pool usw. usw. und erst gerade bevor er ins Meer mündet heisst er lapidar Margaree River. Uns knurrt langsam der Magen. Bis jetzt haben wir noch kein offenes Restaurant oder etwas ähnliches gesehen, doch kurz nach Margaree Harbour werden wir fündig. Glücklich steigen wir aus und sind gespannt, was im Angebot ist. Drinnen ist es fast noch kälter als draussen. Während der Fahrt zeigte das Navi immer 14°, hier 16. Die Klimaanlage läuft, und nicht etwa zum heizen. Dazu ist noch einer von 2 Fans an der Decke in Betrieb. Zum Glück haben wir Jacken an. Ruedi bestellt sich ein Omelette mit Toast und ich geniesse meine ersten Pancakes seit Langem. Wunderbar. Zurück im Auto geniessen wir es, dass wir heizen können. Nun folgt die Strasse mehr oder weniger der Küste. Die Namen der Ortschaften sind französisch, denn hierher hatten sich die Franzosen zurückgezogen, nachdem die Engländer, die später auf Cape Breton landeten, sie von der südlichen Küste vertrieben hatten. Immer wieder halten wir an, um die Aussicht zu geniessen. Wir beschliessen, dass wir erst zum uns empfohlenen Skyline Trail fahren und uns erst anschliessend um den Campground kümmern. Doch als wir dort sind, sieht es gerade wieder nach Regen aus. Wir suchen nun doch erst einen Platz für heute Abend, vielleicht kann man ja dort auch noch einen Spaziergang machen, falls der Regen doch ausbleibt. Der erste CG, den wir anfahren, nimmt Camper nur bis 21 Fuss, wir sind länger. Der nächste ist bloss für Zelte. Es gibt noch einen im Highlands Nationalpark, aber irgendwie wären wir lieber am Meer. So fahren wir ein Stück zurück und werden auf der Ile de Chéticamp fündig. Unser CG heisst La Plage St. Pierre, die Anlage ist etwas in die Jahre gekommen. Der Empfang ist geschlossen, denn heute ist Memorial Day und ausser Souvenir und Touri-Ramsch-Läden, ist so ziemlich alles geschlossen. Auf dem Zettel an der Tür steht, man soll sich einen Platz aussuchen und dann morgen bezahlen. Wir nehmen den einzigen Platz mit Meersicht, haben aber irgendwie ein komisches Gefühl dabei. Ich gehe rund ums Haus herum und finde eine offene Tür, allerdings ist es die Waschküche. Eine Frau sortiert gerade ihre Wäsche und es stellt sich heraus, dass sie hier angestellt ist. Sie ist bereit, im Büro nachzuschauen, ob der von uns belegte Platz wirklich frei ist und zwar für zwei Nächte. Er ist und so richten wir uns ein. Das Wetter scheint trocken zu bleiben und so machen wir einen kurzen Abstecher an den Strand, aber irgendwie lockt es uns nicht, durch den Sand zu stapfen. Lieber gehen wir ein Stück oben auf der Strasse. Doch direkt vis à vis vom Zeltplatz führt ein Pfad in den Wald hinein. Dem folgen wir und irgendwo stossen wir auf einen etwas breiteren Weg mit einem verblichenen Schild, das dies ein Aussichtsweg sei. Super, das ist doch genau das, was wir wollten. Es geht zwar hinauf, aber nicht steil und dann sind wir schon auf einem Plateau. Bäume hat es nur noch vereinzelt, aber dafür wild überwachsene Wiesen und einen tollen Blick aufs Meer. Geradeaus stösst man an die steil abfallenden Felswände zum Meer hinunter. Vorsichtig ein Auge werfen. Nix für mich, da müsste ich mich flach auf den Boden legen, um richtig hinunter zu schauen. Aber der Weg führt nun in leicht hinunter zu zwei sich im Bau befindenden Häusern. Neben dem Bauplatz kommen uns zwei Leute entgegen, die vom Strand, der unter uns liegt, hinauf kommen. Sie machen uns auf die schwimmenden Robben aufmerksam, die vor den hohen Felsen, die ins Meer hinein ragen, schwimmen. So schön. Wir kommen ins Plaudern mit den beiden und spazieren dann gemeinsam zur Strasse hinunter, wo sie in ihr Auto steigen und wir selbst gemütlich zum Camper zurück wandern. Ruedi sagt, er kocht und ich packe mein Dusch- zeug und suche das Dusch- und WC-Häuschen. Inzwischen riecht es gut in Ruedis Küche. Erst noch en Apéro, dann gibt es feine Teigwaren, Hack- steak und Salat. -- Ruedi schläft und ich bin fertig mit dem heutigen Bericht von einem schönen Tag.
In der Nacht hat es geregnet und heute Morgen ist der Himmel verhangen und schon bald regnet es wieder. Wir beschliessen, dass wir Chéticamp näher anschauen, vielleicht ins Touristoffice gehen und auf jeden Fall dort im örtlichen Waschsalon unsere Bettwäsche waschen. Bis wir losfahren hat es schon abgetrocknet und als wir hinter dem Hügel, der unsere Sicht Richtung Festland beschränkt, hervor kommen, begrüsst uns ein blauer Himmel und eine fantastische Aussicht über den schmalen Streifen Wasser zwischen der Insel und Chéticamp. Es wirft uns fast um. Der Wetterbericht verheisst immer wieder Regen für heute, und so machen wir trotz Sonne erst mal unsere Einkäufe im örtlichen Co-op, suchen anschliessend den Waschsalon und schmeissen unser Zeugs hinein. Auch hier nur kaltes Wasser. Aber dafür dauert ein Waschgang ca 50 - 60 Minuten. Wenigstens steht es so auf dem Zettel dort. Wir lassen das Auto stehen und gehen zurück zum Restaurant, in das wir heute Abend gehen wollen, weil es dort erstens feines 'Acadian' Essen geben soll, zweitens, weil im Infoheft steht, dass an manchen Abenden Life Musik aus der Gegend ge- spielt wird. Das Schild vor dem Lokal zeigt uns, dass genau heute keine Musik spielt. Wir spazieren noch durch den örtlichen 'Billigladen' denn zum draussen bleiben ist es schlicht zu kalt. Der Wind bläst mächtig. Unsere Wäsche ist schon fertig und muss nun noch in den Trockner. Noch einmal gehen wir raus, nun in die andere Richtung und hier hat es ein Restaurant, das heute 'Fiddelmusic' verheisst. Das passt noch besser. Hier auf Cape Breton Island lebten erst mal Franzosen, vor allem aus der Bretagne, der Normandie und dem Poitou. Sie wurden von den Engländern vertrieben und in Kriegen besiegt und dann ziemlich drangsaliert, deportiert etc. Hier ganz im Nordwesten der Insel konnten sie scheinbar bleiben, darum sind hier viele Namen französisch, die Strassen sind z.B. 'chemin Barren road' angeschrieben, und sehr viele Leute können französisch. Allerdings ist es ziemlich anstrengend zum Verstehen. Inzwischen ist es ein Uhr, weder Sonne noch Wind sind verschwunden, so fahren wir zum Ausgangspunkt eines Trails, den man uns als relativ flach und sehr schön beschrieben hat. Genau so ist es. Hier ist der Wind nicht so bissig und wir spazieren gute 20 Minuten zu einer früheren Gipsmine, heute ein See, umgeben von hohen Felsformationen und Wald. Wunderschön. Nun bin ich mir doch reuig, dass ich meine Badehose nicht mit genommen habe. Das Wasser scheint relativ warm zu sein, sogar ein indisches Pärchen wagt sich hinein. Nachdem sie ein paar Züge geschwommen ist, versucht er es auch, Hundeschwumm und kurz bevor er wieder abstehen kann, säuft er beinahe ab. Mit Hilfe seiner Partnerin schafft er die letzten zwei Meter zum rettenden Ufer. Mir ist nicht klar, ob er das inszeniert hat oder ob er echt ein Problem hatte. Jedenfalls hocken sie nun wild lachend dort. Ganz hinten im Weiher hat es an einem steilen Hang Seile, mit deren Hilfe die Mutigen hinauf klettern und dann aus etwa 5, 6 Meter Höhe hinunter springen. Wäre nichts für mich. Es ist wirklich ein sehr schöner Flecken, und nach einer Weile wandern wir zum Camper zurück und fahren zum CG, weil Ruedi noch unter die Dusche und ich in dieser Zeit unser Bett wieder anziehen will. Das ist eine richtig schweisstreibende Angelegenheit... Später fahren wir nach Chéticamp zurück. Im Le Gabriel werden wir nett empfangen und bekommen einen Tisch à l'americaine. Wir sitzen wie im Zug zwischen zwei Wänden auf kunststoffüberzogenen Bänken. Das Licht ist schummrig. Na ja, die Tische, die nicht an der Wand sind, scheinen nur für 4 Leute ver- geben zu werden. Die Speisekarte ist ziemlich lang. Wir bestellen erst einen Pinot grigio zum Apéro, und als erstes für Ruedi eine franzö- sische Zwiebelsuppe und für mich einen Seafoodchowder (dicke Suppe mit Fisch und anderem aus dem Meer). Der Wein kommt sofort, aber die Vorspeisen sind auch schon hier, nachdem wir gerade mal angestossen haben. Tja, die ticken einfach anders hier. Dann bekommt Ruedi ein Striploin Steak mit home made Pommes Frites und ich habe mich dann doch für Seezunge mit einem baked potatoe entschieden, beides wird von grünen Bohnen begleitet. Es schmeckt uns gut, bloss wieder zu viel. Aber das hingegen ist ja nicht nur hier so. Zum Dessert sind nur eine grosse Auswahl an Kuchen- oder Tortenstücken im Angebot, oder dann Vanilleglace. Ruedi gefällt nichts, ich ein Stück Turtlecake, einfach weil der gut aussieht. Ich kann nicht sagen, was ich da gegessen habe, aber es war ein guter und feuchter Kuchen, irgendwie Caramel getränkt. Kaffee gab es keinen richtigen, also keinen. Nachdem die Musik im andern Lokal erst für 8 Uhr angesagt ist, sitzen wir noch einen Moment im Auto an der Wärme. Der Wind hat nämlich nicht nach gelassen. Dann gehen wir hinein und stehen eine Minute später enttäuscht wieder draussen. Die Musik würde uns gefallen, aber die Lautstärke, nein danke. Da müsste man sich Stöpsel rein machen. Was denken die sich bloss, wenn sie eine Fiddel derart verstärken?? Ja, das war ein Reinfall und so fahren wir zurück zu unserem Schlafplatz. Ruedi liest, ich schreibe...
Der Tag verspricht wieder schön zu werden, der Wind hat etwas nach ge- lassen. Trotzdem frühstücken wir drinnen, es ist einfach noch zu frisch draussen. Nachdem wir alles verräumt haben, fahren wir einmal mehr durch Chéticamp und weiter nach Norden. Dort, wo der Highlands Natonal- park beginnt, wird es hügelig. Die Strasse macht rasante Auf- und Ab stiege und dann windet sie sich etwa 400 m hinauf, links und rechts dichter, grüner Wald an steilen Hängen, das Meer haben wir im Rücken. Beim Parkplatz nochmal ein Toilettenbesuch, wir wissen nicht, ob es unterwegs die Möglichkeit gibt, hinter Bäume zu verschwinden.. Wir sind nicht alleine hier, Junge und Alte, viele Asiaten und Inder. Die meisten schlagen ein flottes Tempo an, wir nehmen es etwas gemächlicher. Es ist immer noch ziemlich frisch, so dass wir unsere Jacken anbehalten, aber mir wird es schon bald zu warm damit. Der Wind bläst mässig, aber das ist eher angenehm, denn die Sonne ist stark und der Weg ist mal von Bäumen beschattet, dann wieder ganz in der Sonne. Die Landschaft ist wunderschön, links und rechts krüpplige Kiefern? ein paar Laubbäume, viel Gebüsch und Wiesen, mit struppigen Gräsern und halb verwelkten Blumen. Das eine sind eine Art kleine violette Astern, die andern ähnlich aber weiss. Auch etwas wie Schafgarbe wächst hier. Alles ziemlich vom Wind, der hier mächtig sein kann, zerzaust. Nach etwa 1 1/2 km führt der Weg durch eingezäuntes Gebiet, hier wird aufgeforstet.. Ein Holzturm, bloss einstöckig, lädt zu einer schönen Rundsicht ein. Bänke, immer schön unter Bäumen, gibt es allenthalben. Der Weg ist gut unterhalten, dort wo es etwas sumpfig wird, ist ein ganzes Stück Holzsteg, damit der empfindliche Boden nicht vertrampelt wird. Ja, das können sie, die Nord- amerikaner. Die Aussicht wird spektakulär, als das Meer tief unten auftaucht. Hier geht man auch wieder auf Holzstegen, die man, auch wegen der Sicherheit nicht verlassen darf. Plattformen mit Bänken laden zum Verweilen ein. Es ist fantastisch. Mit dem Feldstecher entdecke ich, dass die kleinen Schaumkronen auf dem Wasser nicht einfach vom Wind kommen, sondern dort unten tummeln sich irgendwelche Säuger (nehme ich an). Ich kann sie nicht erkennen, mein Glas ist nicht so stark, aber es ist klar, dass das nicht Forellen sind, haha. Man könnte weit hinunter gehen, von Plattform zu Plattform, aber Ruedi möchte nicht und ich verzichte auch, da noch ein langer Weg vor uns liegt, von dem ich nicht weiss, ob er anstrengender ist, als der voran gegangene. Wir könnten den gleichen Weg zurück, aber ich will lieber den ganzen Bogen machen. Und dafür werden wir über mindestens einen Kilometer mit dieser fantastischen Aussicht auf den Gulf of Saint Lawrence belohnt. Die Vegetation auf der andern Seite dieses Bergrückens ist etwas anders. Es hat mehr Laubbäume, zerzauste Birken, die Wiesen ziemlich verdorrt, viele sonnengebleichte, fast strohige, Gräser. Und dann wird es so richtig heiss. Ein langes Stück Weg liegt in der prallen Sonne, die Hitze macht mir mehr zu schaffen als Ruedi. Aber die Landschaft entschädigt mich voll. Trotzdem sind wir froh, als wir zurück beim Parkplatz sind. Der letzte Kilometer auf Asphalt ist schlimm. Aber was für eine tolle Wanderung. Alles in allem 10 km, das hätten wir früher nicht möglich gewesen mit Ruedis Herzproblemen. Wir sind sehr dankbar. Nun fahren wir wieder nach Süden, meist der Küste entlang, Farmen mit grossen Weiden sind hier häufiger. Nach etwa 100 km finden wir einen CG am Meer. Wir freuen uns auf eine Dusche, doch das ist hier leider ein grosses Wort. Man muss einen $ einschieben und dann tröpfelt erstmal eine Weile kaltes Wasser aus dem verkalkten Duschkopf, bevor es warm wird. Na ja, es lässt sich nicht ändern. Nun sitzen wir als krönenden Abschluss vorne am Strand und geniessen den schönen Sonnenuntergang bevor wir zum Znacht Resten wärmen und mit Toast und Käse aufrunden. Dann mache ich noch die Migros- und Coopzeitungs- Rätsel. Zum Glück funktioniert das Netz hier einigermassen. Ruedi versucht einen Fehler auf dem Laptop zu eliminieren. Bis ich fertig 'gnoderet' habe, ist es halb eins, Ruedi träumt längst.
Zuletzt geändert 2022-09-12 11:13 UTC von info f532a7x0 (Unterschiede)
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