54 Reiseberichte
16. 1.2018
Tag 3 in El Chalten
Heute Morgen pfeift der Wind ganz besonders. Zwischendurch regnet es mal
ganz kurz. Auf einer Sonne hat es blaue Fetzen zwischen weissen Wolken,
aber die andere Seite, uuuhh, da ist es ziemlich schwarz. Nun gut, erst
gibt es ja Frühstück, dann schauen wir weiter. Als wir später hinaus
gehen, hat sich noch nicht viel verändert. Hinten im Tal, wo der Lago
Desierto liegt, ist es völlig zu. Eigentlich wollten wir heute die
Bootstour auf dem See machen, mit zweistündigem Halt etwa in der Mitte
des Sees, von wo aus man den einen Spaziergang machen könnte. Aber wir
verschieben die Abfahrt auf später. Zeit haben wir noch genug. Wir wollte
einfach früh dort sein und hätten uns dann vor der Abfahrt dort am Seeufer
noch ein bisschen bewegen können. Ruedi meint, wir könnten doch auf der
kleinen Strasse, die ein Stück vor El Chaltén von der Hauptstrasse
abzweigt und zu einem Aussichtspunkt am Lago Viedma führen soll. Wir
hätten dann immer noch genug Zeit, um anschliessend ins Tal fahren.
Die Strecke ist länger als wir dachten, und rund herum hängen die Wolken
fast bis zu uns hinunter. Bloss ganz weit vorne, weit weg von da wo wir
sind, ist der Himmel blau. Auf dem Parkplatz angekommen, schauen wir
uns erst mal um. Am See hat's einen Bootssteg und einen grossen Katamaran,
der wohl für Touren zum Viedma Gletscher dienen soll. Allerdings sieht
es sehr verlassen aus. Wir fragen nach, bei den Leuten, die am See unten
sitzen. Ja, da hätte es früher tatsächlich Fahrten zum Gletscher gegeben.
Aber das sei vorbei. Das Boot liegt nun still und verlassen da. Wie
schade. Nachdem wir sehen, dass es einen Weg gibt, der nahe am Seeufer
verläuft, lassen wir unseren Plan von der Bootstour fallen, und beschliessen,
dass wir hier einen Spaziergang machen. Der Weg ist gut und praktisch eben.
Es windet zwar sehr stark, aber der Wind kommt von hinten. Und einmal
Rückenwind haben, das wünscht man sich doch immer. Ab und zu kommen uns
Wanderer entgegen mit mittelgrossem Gepäck. Ich frage zwei, wie weit
man hier gehen könne und woher sie denn kämen. Offenbar haben alle,
die von hier hinten kommen eine 4-tägige Tour gemacht, die von Chaltén
aus über den Lago Torre hinter dem Cerro Huemul durch führt. Das muss
eine tolle Sache sein, vor allem, jetzt wo das Wetter so schön war.
Man könne hier noch mindestens einen Kilometer weit gehen dann komme
ein Fluss über den man nur mit der angebrachten Zipline überqueren
könne. Klar, das müssen wir hin, ist ja nicht weit, und ich will unbedingt
die Zipline sehen. Der Kilometer ist längst vorbei, der Weg führt jetzt
leicht aufwärts und der Fluss ist immer noch nicht in Sicht. Es fängt
an leicht zu regnen und ich beschliesse, nur noch bis auf den nächsten
Hügel zu gehen, um zu schauen, ob der Fluss gleich dahinter liegt.
Leider sind es aber noch locker 500 m oder mehr, bis es in der Entfernung
nach Fluss aussieht. Also rechtsumkehrt und retour zum Auto. Nun bläst
der Wind ins Gesicht, aber mich stört das nicht. Ruedi wohl eher, er
empfindet ihn als kalt. Unterwegs überholen uns 2 Wanderer, die uns
fragen, ob wir mit dem Auto da seien und nach Chaltén fahren. Sie wollen
heute Abend auf den Bus nach El Calafate, und der Weg daure 3 1/2 Stunden
zu Fuss. Wow, das hätte ich gar nicht gedacht. Ruedi erbarmt sich ihrer
und sie sind sehr dankbar. Auf der Fahrt stellt sich heraus, dass die
junge Frau Spanierin aus Madrid und er ein Slowene aus Ljubljana ist.
Beide leben dort und beide sprechen die Sprache des Partners sehr gut.
Wir unterhalten uns gut und es ist fast schade, dass wir schon beim
Busterminal sind, wo die zwei glücklich aussteigen. Unterwegs haben
wir noch einige Condore von ziemlich nahe beobachten können. Das ist
sehr beeindruckend. Nun fahren wir nochmals zu Bäckerei, wo es die guten
Empanadas und Facturas gibt. Klar, wer was isst?! Kaum zurück im Hotel,
giesst es, aber bloss einige Minuten, dann scheint schon wieder auf einer
Seite die Sonne. Wir hängen ein bisschen rum, und gehen dann ins La Ruca,
von dem Ruedi schon letztes Mal schwärmte. Damals war es geschlossen, nun
ist es unter neuer Führung wieder geöffnet. Die Einrichtung scheint die
gleiche zu sein wie vor 6 Jahren. Das Essen ist sehr gut, aber die
Portionen sind monströs. Wir kommen ins Gespräch mit 4 Südtirolern und
haben einen vergnügten Abend. Zum Glück müssen wir noch einige Meter
laufen, so haben wir wenigstens noch ein bisschen Bewegung.
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