54 Bericht 011

54 Reiseberichte

12. 1.2018 Perito Moreno nach Gobernador Gregores

Die Angestellte im Hotel hatte uns 3 Restaurants vorgeschlagen. Wir gehen ins Americano. Die junge Frau, die uns bedient scheint keinen Bock zu haben, aber das bestellte Essen ist recht gut. Anschliessend schlendern wir zurück ins Hotel und machen uns bettfertig. Das Frühstücksangebot ist ziemlich mager, es sei denn, man liebt es süss. Ausser Brot, Butter und Konfi sind bloss süsse Croissants und diverse Kuchen im Angebot. Na ja, wir müssen ja nicht immer verwöhnt werden. Bevor wir Perito Moreno verlassen, gehen wir noch rasch in den Bücherladen, den ich gestern gesehen hatte. Das scheint eher eine Papeterie zu sein und vielleicht haben sie hier eine Geburtstagskarte. Tatsächlich gibt es einen Ständer mit Karten, aber die Auswahl ist sehr klein. Ich finde eine, die einigermassen o.k. ist, grad glücklich bin ich nicht. Die Post sei offen und gleich um zwei Ecken. Also schreibe ich und merke dann, dass der Umschlag pinkfarbig ist. So ein Mist, das habe ich im Laden nicht bemerkt. Nun gut, Lars wird es überleben. Rasch in die Post und... Fehlanzeige, sie ist geschlossen. Auch gut, so kann ich in den Laden zurück und einen andern Umschlag ergattern. Gibt es nicht, aber die Angestellte ist so nett, und zupft einen aus einem anderen Set. Nun gibt es dort eine Karte ohne Umschlag, hoffentlich bemerkt es die Käuferin, bevor sie zu Hause ist. Bezahlen darf ich auch nichts. Jetzt fahren wir endgültig los. Die Pampa ist mega schön. Das Pampagras, meist hellgelb oder blassgrün wächst in dichten Büscheln und ist mit etwa gleich hohem dornigem Gebüsch mit gelben Blüten vermischt. Diese wachsen wir kugelige Kissen und das Ganze sieht dann aus, wie.... ja ich weiss nicht, wie beschreiben, es sieht einfach aus wie Pampa. Bitte Bilder anschauen. Wir sehen viele Guanacos oder Alpacas, bin nicht ganz sicher. Sie sind in Herden unterwegs oder auch alleine oder zu zweit. Sie sind nicht besonders scheu, es sei denn, man hält an. Dann laufen sie davon. Ab und zu sehen wir auch einige Nandus. Die sind wesentlich scheuer und fliehen ziemlich schnell. Uns gefällt die Pampa sehr gut. Die Farben wechseln ständig und immer wieder hat es bizarre Felsformationen oder Tafelberge, meist rötlich. Dazu der blaue Himmel. Es ist wirklich nicht langweilig. Der Wind ist heftig und dadurch ist auch Ruedis Aufmerksamkeit gefordert. 370 km sind wir heute unterwegs, davon 75 km ruppige, tiefe Schotterstrasse. Unterwegs machen wir noch einen Abstecher in ein Tal, durch das wir das letzte Mal gefahren sind. Rote Felsen, aus- getrocknetes Flussbett, der Boden weiss, wo sonst manchmal Wasser ist. Entweder ist es Kalk oder Salz. Wir mögen nicht probieren, ob es salzig schmeckt. Wir sind wieder sehr beeindruckt und können uns kaum satt sehen. In Bajo Caracoles erreichen wir wieder die (dort) geteerte Ruta 40. Dieses Mal hat er kein Benzin. Morgen soll es wieder geben. Wir haben jedoch noch genügend für die 230 km nach Gobernador Gregores. Was er jedoch hat, ist ein gutes Mittagessen. Eine Gemüsesuppe mit Reis und danach ein Teller Spaghetti mit einer feinen Fleisch-Tomaten-Sauce. Danach geht es wieder los und wir sind wir froh, als wir Gobernador Gregores erreichen. Die Stadt hat sich nicht viel verändert, aber es hat doch zwei neue Hotels gegeben. Die Bar, wo wir letztes Mal etwas getrunken hatten, existiert nicht mehr. Und eine andere scheint es nicht zu geben. Darum fahren wir zurück ins Hotel und bestellen uns dort ein Glas Weisswein. Inzwischen ist auch die Küche offen und wir können bestellen. Unser Zimmer ist nett, auch hier mussten wir erst mal die Heizung zu drehen. So ist es nun, als wir vom Abendessen zurück kommen, ganz angenehm. Draussen haben die Hunde noch Palaver und es gibt irgend einen Auto-freak, der mit viel Lärm durch die Strassen braust, aber irgendwann ist Ruhe.
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13. 1.2018 Gobernador Gregores nach El Chalten

Sonntag Morgen, so ca. viertel vor sieben. Der irre Autofreak ist schon unterwegs. Dem sollte man ein paar Nägel auf die Strasse streuen, oder so... Ruedi hört nichts, er hat so einen guten Schlaf, davon kann ich nur träumen. Das Frühstück ist ok, aber kein Vergleich zu den chilenischen. Wir gehen noch rasch in den Supermarkt, der uns schon damals aufgefallen war. Auch heute staunen wir über das Angebot, das unseren absolut gleichkommt. Aber eigentlich brauchen wir ja nichts, drum sind wir rasch wieder draussen. Die Strasse bis zur Ruta 40 ist inzwischen geteert. Ich bin ständig auf Ausschau nach Nandus. Die sind recht selten. Guanacos muss man nicht suchen, die hat es allenthalben. Und tatsächlich, da wandert eine ganze Familie daher. Mutti mit 12 Jungen. Das ist sensationell. Allerdings heben sie sich fast nicht vom Hintergrund ab und sind entsprechend schwierig zu fotografieren. Zudem halten sie nicht viel von Casting, rennen einfach davon. Je weiter wir in den Süden kommen, je näher kommen die Schneeberge und die Gletscher. Dafür ist die Strasse inzwischen wieder Natur pur. 75 km vom übelsten. Tiefer Schotter mit 20 cm tiefen Gleisen. Unterwegs Motorradfahrer, schwer bepackt, die kaum mehr weiter wissen. In Tres Lagos, einer kleinen Siedlung, wo es eine Tankstelle gibt, halten wir an. Benzin bekommen wir, aber zu Essen gibt es leider nichts Gescheites. Nach nochmals 30km kommt unser Abzweiger Richtung El Chalten. Der Lago Viedma ist nicht so türkisfarben, wie wir ihn in Erinnerung haben und die Berge, die jetzt recht nahe sind, liegen in einem leichten Dunst. Vor uns kommt der Fitz Roy in Sicht, der BERG, auch etwas im Dunst, aber ohne Wolken. Er präsentiert sich quasi im besten Outfit. Juhui, bald sind wir da. In El Chaltén finden wir unser Hotel schnell. Unser Zimmer liegt gleich unter dem Dach. Rasch die Radiatoren zudrehen und das Fenster auf. Es windet, dass man das Gefühl hat, das Haus müsste uns gleich um die Ohren fliegen. Nachdem uns ein netter junger Mann unser Gepäck hoch gebracht hat (wurde uns quasi aufgedrängt, war aber angenehm), richten wir uns ein und während Ruedi Fotos hochladet, schreibe ich ein paar Postkarten. Morgen können wir bestimmt Marken bekommen, ist ja Montag. Dann machen wir noch einen Spaziergang durchs Dorf und treffen dabei auf die Nachbarn, die wir in Puerto Guadal in der Cabaña nebenan hatten. Sie sind auf der Suche nach einem Restaurant, das schon um halb sieben warmes Essen serviert. Viel Glück, wir spazieren noch etwas weiter. Überall ist 'happy hour' und wir beschliessen, dass wir auch einen Drink verdient haben. In der Nähe vom Hotel gibt es ein Restaurant mit Bänken und Tischen draussen und wir bestellen für beide einen Mojito. Calafate Sour gibt es leider nicht. Nach einiger Zeit geht Ruedi nachfragen. Die Bardame hat uns vergessen. Dafür hat Ruedi das andere Paar drinnen gesehen. Sie haben uns vorhin schon erzählt, dass sie heute eine 6stündige Wanderung gemacht haben und morgen eine kürzere vorhaben. 4 bis 5 Stunden daure sie. Für Ruedi keine Option, aber für mich schon. Ich beschliesse, mich ihnen an zu schliessen, will aber vorher nochmals mit den Angestellten im Hotel Rücksprache nehmen. Die wissen nämlich gut Bescheid. Wir verbleiben so, dass ich noch ein Mail schicke, ob ich wirklich mit gehe oder nicht. Nun kommt auch unser Drink und später essen wir gleich drinnen. Ruedi ein Reisgericht und ich Ravioli mit einer Lammfleischfüllung. Beides sehr fein. Wir schlendern die paar Meter zu unserem Domizil und in der Rezeption frage ich, wie sie die Wanderung einschätzt, die ich für morgen im Kopf habe. 7 bis 8 Stunden. Ich bin etwas ungläubig, hatten doch die andern von 4 bis 5 Stunden gesprochen. Aber die junge Frau bleibt bei ihrer Prognose und so schreibe ich oben gleich ein Mail, dass ich mir das nicht zutraue und mich darum abmelde. Frage, ob wir uns morgen zum Nachtessen treffen wollen. Etwas enttäuscht sind sie, finden aber die Idee mit dem Nachtessen gut. Also, alles bestens.
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14. 1.2018 Tag 2 in El Chalten

In der Nacht musste ich wieder einmal die Steppdecke entfernen, weil es einfach zu warm war im Zimmer, trotz offenem Fenster und Wind. Schlafen konnte ich trotzdem nicht gut. Im Badezimmer ist es jetzt am Morgen aber ziemlich kühl, darum Fenster zu und die Heizung aufdrehen, damit Ruedi nicht so friert, wenn er aufwacht. Später bekommen wir ein feines Frühstück, in etwa so, wie wir das von Chile kennen, aber Eier gibt es auch hier nicht. Anschliessend machen wir uns auf den Weg zum Rio Electrico, wo ein Weg startet, der etwa 2 Stunden dauert und ziemlich flach sei. Leider ist Ruedi nicht im Schuss und wirft schon nach einer halben Stunde den Löffel ins Gras. Ich wandere weiter. Durch kleines, trockenes Gebüsch, später ab und zu durch Wäldchen mit niedrigen, robusten und windgeprüften Bäumchen. Vögel zwitschern und links und rechts ragen die Berge empor. Ab und zu ist der Blick frei zu den Gletschern, von denen es hier jede Menge gibt. Der Weg ist teilweise etwas mühsam. Angefangen beim Fluss, den wir erst überqueren mussten und zwar von Stein zu Stein tastend. Weder für Ruedi noch für mich eine einfache Sache, aber mit einem Stock schaffen wir es beide ohne nasse Füsse. Dann ist es eine zeit lang sehr uneben, da der Weg über grobe Steine führt. Nachher müssen wir durch ziemlich tiefen, sehr feinen Kies, oder ganz grober Sand, und das ist ganz schön anstrengend. Schatten gibt es im ersten Wegstück kaum. Nachher ist der Weg ziemlich so, wie wenn man bei uns eine Wanderung in der Höhe macht. Nach einer guten Stunde bin ich bei einem Bach und damit etwa in der Mitte der Strecke. Nach einer kurzen Pause nehme ich den Weg in der Gegenrichtung unter die Füsse und geniesse hier die Aussicht, die man auf dem Hinweg nicht hatte. Ab und zu treffe ich auf meist junge Leute, die mit ihren riesigen Rucksäcken unterwegs sind. Puh, ich könnte das nicht. Die tragen bestimmt 30kg mit sich. Aber die meisten sind guter Laune und grüssen freundlich. Ruedi sitzt im Auto, er habe sich auf dem Rückweg noch eine Schlafpause irgendwo im Gebüsch gegönnt. Auf dem Rückweg halten wir beim Parkplatz, von wo wir zum Wasserfall laufen können. Auch das hat man uns als netten Spaziergang empfohlen. Es ist wirklich völlig problemlos und bloss etwa 20 Minuten. Leider hat vor unserem Abmarsch gerade ein Shuttlebus eine Menge Leute ausgespuckt, und wir warten einen Moment, damit wir nicht im Pulk laufen müssen. Aber hinten am Fall ist es natürlich nicht so idyllisch. Alle müssen Selfies machen, da dauert natürlich und man muss ja dafür ganz vorne stehen, so dass es nicht möglich ist, ein menschenfreies Bild zu schiessen. Aber wir schaffen es und hauen wieder ab. Es ist einfach zu viel los hier. Eines der ersten Häuser im Dorf ist eine Bäckerei/Café. Wir halten an und drücken uns die Nasen platt. Was für ein schönes Angebot. Ich muss natürlich gleich an Ivonne und Dome denken, die uns immer von den argentinischen Facturas (so was wie unsere früheren Zwanzgerstückli, bloss den älteren Semestern ein Begriff) vorgeschwärmt haben. Als ich der jungen Verkäuferin sage, dass ich solche Facturas eigentlich in die Schweiz bringen müsste, weil.... hat sie richtig Freude und ist ein bisschen stolz. Das sei eben Tradition in Argentinien und die seien immer sehr gut. Wir bestellen uns jedenfalls Empanadas und etwas zum Trinken. Mmmhhhh, die schmecken aber super. Ruedi muss gleich noch eine zweite haben, ich dafür etwas aus der süssen Ecke :-) Später erzähle ich Ivonne von diesem Kaffee und dass wir an sie dachten, da schreibt sie zurück, dass sie vor 10 Jahren wohl auch ganz genau dort waren und noch 5 Minuten kommt ein Ausschnitt aus ihren Aufzeichnungen und ein Foto mit mampfendem Dome und dahinter das erwähnte Café. Das ist schon lustig. Zurück im Zimmer geniessen wir die gut funktionierende Dusche und ich schreibe schon mal meinen Bericht, bis es Zeit ist, zur Estancia la Quinta zu fahren. Das scheint ein alter Familienbetrieb zu sein, der vor vielen Jahren von Skandinaviern aufgebaut worden und immer noch in deren Händen ist. Es ist ein toller Ort, steht ganz alleine da, es gibt ein gutes Restaurant, das hübsch eingerichtet ist. Und wir geniessen mit unseren neuen Bekannten ein feines Nachtessen. Sie erzählen, dass sie mangels Transport mit ihrem eigenen Auto zum Startpunkt ihrer Wanderung gefahren seien und somit auch nur die Hälfte der Strecke gelaufen seien und dann den gleichen Weg zurück, da sie sonst später wieder eine Transportmöglich- keit hätten finden müssen, um das Auto zu holen. Blöderweise hatten wir am Vortag nicht angeboten, dass wir sie nach hinten fahren und dann selbst unsere Wanderung noch weiter hinten im Tal angehen. Aber es war mir einfach nicht in den Sinn gekommen. Jedenfalls hat ihnen ihre Wanderung gefallen und sie haben dafür gute 4 Stunden gebraucht. Da wir aber nicht wissen, wie die andere Strecke ist, weiss ich nun nicht, ob ich gut daran tat, nicht mit zu gehen oder nicht. Aber ist ja auch nicht wichtig. Sie hatten einen guten Tag und wir ebenso. Im N.P. Torres del Paine, unserem nächsten Ziel, werden wir nochmals die Gelegenheit haben, etwas zusammen zu unter- nehmen, da sie zur gleichen Zeit im gleichen Hotel wie wir sind.
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