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54 Reiseberichte

10. 1.2018 Puerto Guadal nach Chile Chico

Der Tag unserer Weiterreise ist nicht so sonnig wie die zwei vorherigen, aber es regnet nicht. Nach dem Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung von Pablo sitzen wir ins Auto und fahren nochmals an all den schönen Orten vorbei, die wir gestern besucht hatten. Immer mal wieder ein Blick zurück. Die Strasse wird schlechter und es ist ein ständiges auf und ab. Die Ausblicke lassen mich immer wieder um einen Fotostopp bitten. Aber eigentlich haben wir keine Zeit, denn wir sollten ca. 12Uhr in Chile Chico sein. Ruedi hat mit dem Autovermieter abgemacht, dass wir dort 2 neue Vorderreifen bekommen und sowohl der Laden, wo wir sie bekommen, als auch der Mechaniker, der sie auf die Felgen macht, schliessen um 1 Uhr. So schade, denn die Strecke ist sensationell für's Auge. Weniger für den Fahrer. Für die ca. 100km brauchen wir gut 2 Stunden. In C.C. angekommen, finden wir den Reifenhändler auf Anhieb und bekommen sofort unsere Pneus. 3 Blöcke zurück ist der Mech. Er macht sich gleich an die Arbeit und ca um 1Uhr ist alles erledigt. Nun brauche ich einen Kaffee und Ruedi ein Sandwich, das wir in einem kleinen Restaurant an der Hauptstrasse bekommen. Anschliessend suchen wir das Spital und nach etwas Herumfahren, sind wir dort. Klein, eng, relativ düster, aber freundliches Personal an der Anmeldung. Ruedi muss diverse Informationen geben, die gewissenhaft in den Compi eingetippt werden. Dann müssen wir einen Moment warten beim Notfall. Schon nach 10 Minuten werden wir geholt. Eine junge Frau misst Ruedis Blutdruck, der tiptop ist, und dann setzt sich ein junger Arzt zu uns, stellt ein paar Fragen und nimmt uns dann mit in den OP. Ruedi muss auf den Schragen liegen, der Arzt schaut in die Nase und ruft mich dann, dass ich mir die kleine Wunde an der Nasenwand anschaue. Dann nimmt er etwas, das wie eine Nadel aussieht, geht damit in die Nase und ruft mich dann wieder, um die Wunde nochmals anzuschauen. Sie sieht jetzt aus wie gestocktes Eiweiss, weiss eben. Mir ist nicht ganz klar, was er genau gemacht hat. Er hat von verbrennen gesprochen, hat aber ohne Strom gearbeitet. Auch keine Anästhesie gemacht. Es gab auch keinen Geruch von verbranntem Fleisch. Egal, es scheint funktioniert zu haben. Nun suchen wir unser Hotel auf, das etwas ausserhalb der Stadt(!) liegt. Dort finden sie keine Reservation auf unseren Namen. Die Frau an der Rezeption sagt, dass sie nicht im Netz nachschauen könne, da ganz C.C. ohne Strom sei. Darum auch kein Wifi. Aber sie kann ihr Reservationssystem anschauen, wo unser Name eben nicht auftaucht. Ja, wir hätten mindestens 2 Wochen vor Ankunft eine Anzahlung machen müssen. Und so sehr Ruedi ihr auch unsere Reservation in seinem Handy zeigt, bleibt sie bei ihrer Aussage. Keine Reservation, kein Zimmer, sie seien voll. Kein Angebot, uns etwas äquivalentes zu suchen. Erst auf Zuruf bequemt sie sich, bei einer Vermieterin anzurufen und erklärt dann, dass es nicht möglich sei, uns jetzt ein Zimmer zu geben dort, da es im Moment noch besetzt sei. Auf meine Frage, ob es denn sicher sei, dass wir das Zimmer bekommen, egal ob um 7 oder um 8 Uhr, kann sie keine klare Antwort geben. Ja wir können ja zum Touristenbüro gehen. Die könnten uns dann weiter Empfehlungen geben. Ach ja, auf dem Weg zurück in die Stadt gäbe es noch die Hosteria de la Patagonia. Wir könnten ja dort mal versuchen. Aber das tönt so nach, na ja, es gibt Zimmer dort, aber halt nichts tolles. Dann macht die Angestellte uns ziemlich klar, dass sie uns gerne von hinten sähe. Wir sind ziemlich enttäuscht und auch recht wütend. Die Hosteria liegt in einem Garten. Ein altes Haus. Als wir hinein kommen, wird sowohl auf spanisch als auch auf französisch diskutiert. Wir wählen zur Abwechslung mal französisch und bekommen ein grosse Zimmer mit 4 Betten drin. Der Ausblick in den Garten ist mega schön. Die Einrichtung ist tiptop und, das beste am ganzen, es gibt ein Restaurant, wo wir um 8 Uhr (in Argentinien bekommt man nichts vorher, und Chile Chico liegt so nahe an der Grenze, dass sie dort gleich ticken) ein Nachtessen bekommen. Also alles paletti, ich bin sogar froh über diesen Wechsel. Die Umgebung ist um vieles schöner und die Hotelbesitzerin extrem freundlich. Wir fragen sie, ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt, wo wir uns noch ein bisschen bewegen können und sie empfiehlt uns in die Reserva Nacional Lago Jeinemeni zu fahren. Dort gäbe es Möglichkeiten zum Laufen. Also nichts wie los, es ist inzwischen schon 4 Uhr. Wir fahren auf sehr schlechter Strasse etwa 25 km, unterwegs fragen wir uns immer wieder, ob wir wohl schon am Abzweiger vorbei sind, aber als er dann kommt, ist es auch völlig klar. Nun geht es noch 2 km auf einem Dreckweglein hinauf und dann sind wir beim Parkplatz. Es hat eine schöne Infotafel mit genauen Angaben und wir laufen laufen los. Es geht auf einem schmalen Pfad durch die Pampa. Die typischen Pampagrasbüschel und die kugeligen Dornbüschchen mit den gelben Blüten bedecken den Boden kilometerweit. Auf der einen Seite endet das Plateau nach etwa 200 m mit einem starken Abfall zu Fluss hinunter, auf der andern Seite hat es kahle Hügel und ab und zu sehr spezielle Felsformationen. Es geht immer flach und ab und zu mal ein bisschen hinauf. Wie meist wandere ich weiter als Ruedi und kann so in die tiefe Kerbe hinein sehen, die weiter hinten zwischen den Felsen ersichtlich ist. Es sieht toll aus, aber nun wird es wirklich sehr steil und zudem müssen wir ja auch mal zurück, damit wir unser Znacht bekommen. Also marschiere ich zum Auto zurück. Allerdings muss ich dann noch rasch ein Stück den Hang hinauf, wo der Rundweg zurück zum Parkplatz kommt. Gleiche Struktur der Bodenbedeckung, aber es geht hier beständig hinauf. Auch hier hat es ganz tolle Felsen und wahrscheinlich wäre es weiter hinten noch schöner, aber eben, die Zeit... Zurück im Hotel geniesst Ruedi noch die gut funktionierende Dusche, ohne dass die Temperatur ständig wechselt oder dass das Wasser nur tröpfchenweise kommt. Ich unterhalte mich ein bisschen mit Freundinnen und verschicke ein paar Bilder. Dann können wir endlich ins Esszimmer. Wir sind die einzigen. Aber das macht nichts. Der Ausblick von hier in den Garten ist genau so schön wie vom Zimmer. Die Bedienung ist sehr nett und dass Essen sehr gut. Wir leben hier ein bisschen 'Poulet-lastig'. Manchmal gibt es einfach ein Angebot und das ist halt oft Poulet. Macht nichts, es schmeckt, auch der Reis, den wir immer wieder bekommen, ist gut. Im Zimmer merke ich dann, wie leichthörig alles ist. Es sind ziemlich spät noch neue Gäste angekommen, die sich lautstark unterhalten, an Schlaf also nicht zu denken. Aber dann ist Ruhe und ich mache das Licht aus.
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11. 1.2019 Chile Chico nach Perito Moreno

Es windet genauso am Morgen, wie in der Nacht. Das scheint hier am Lago General Carrera einfach so zu sein. Nachdem wir unser Zeug zusammen gepackt haben, gehen wir schauen, wie das Frühstücksangebot ist. Nebst Brot, Käse, Schinken und Confi werden uns noch Rühreier angeboten. Ich nehme ausnahmsweise von dem Knuspermüesli, dass es hier gibt. Alles ist fein. Im Esszimmer hängt ein Plakat von einem Film der 'Le Rêve de Gabriel' heisst. An der andern Wand hängen Schwarzweiss- Fotos von einer Familie mit vielen Kindern. Die eine Frau sieht genau so aus wie unsere Gastgeberin, bloss ein bisschen älter. Das lässt uns vermuten, dass es sich hier um ihre Grosseltern und einen Elternteil handelt. Beim bezahlen fragen wir, wie das nun sei und es ergibt sich ein interessantes Gespräch. Unsere Annahme war richtig. Die Gastgeberin ist die Grosstochter des mit 50 Jahren und 9 Kindern ausgewanderten Gabriel (ein Belgier). Den Film müssen wir uns unbedingt einmal anschauen. Im Städtchen suchen wir noch den örtlichen Kunsthandwerksladen auf. Ausser ein paar Postkarten gibt es nichts im Angebot, das uns interessiert. Eigentlich wollten wir in der Papeterie noch eine Geburtstagskarte kaufen, aber die junge Verkäuferin reagiert sehr erstaunt auf unsere Nachfrage. Und auf meine weiter Frage, wie denn das hier gemacht werde, sagt sie, ja man bringt eben ein Geschenk und die Wünsche persönlich. Und wenn man weiter weg sei? Dann eben per Telefon. Tja, andere Länder, andere Sitten. Wenigstens ein paar Postkarten haben wir. Nun die Frage nach der Post. Post, das gibt es gar nicht, oder ja, doch, dort unten sei eine. Die Post ist ein 3 auf 3 m2 grosser Raum mit vielen Fächern an der Wand und einer gut gelaunten Angestellten. Briefmarken? Das gibt es hier nicht. Wie geht das denn? Die ganze Post wird von hier nach Coyhaique trans- portiert (ca 150km), wo sie gestempelt und verschickt wird. Uns bleibt der Mund offen. Noch etwas Neues gelernt :-) Gut, dann verschicken wir die Karten halt in Perito Moreno. Nun müssen wir noch auf die Aussichtsplattform hinauf, damit wir C.C. von oben anschauen können. Aber es gibt schöneres zu sehen als dieses staubige, schachbrettartig angelegte Städtchen. Also ab Richtung Grenze. Dort findet dieses bei unserer letzten Reise schon mehrmals durchlebte Prozedere statt. An diesen Schalter, dann an den nächsten. Immer schön in die Schlange stehen. Die Grenzleute sind aber nett. Am argentinischen Grenzposten dauert es länger. Dort stehen sie Richtung Chile in einer langen, langen Schlange. Wir sind nach etwa 20 Minuten durch. Gleich nach der Grenze ist Los Antiguos. Hier findet das jährliche Kirschenfestival statt. Die Hauptstrasse ist abgesperrt und es hat viele kleine Buden. Aber bevor wir dort hin können, muss Ruedi Geld wechseln. Doch leider hat die Bank zu, es stehen keine Geldwechsler herum, wie das sonst oft der Fall ist. Als wir das Tourist Office finden, erklärt uns die ziemlich un- motivierte Angestellte, dass es Freitag sei und die Bank nur von Montag bis Freitag von 9 bis 2 offen sei. Wo es sonst noch Geldwechsel gebe? In Chile Chico, ist die lapidare Antwort. Aber wir machen sicher nicht noch 2x das Grenztheater, lieber sind wir ohne argentinisches Geld. Wir fragen noch sonst jemanden auf der Strasse, der meint, dass es ev. im Supermarkt möglich sei. Also nichts wie los zum Laden. Dort bekommen wir tatsächlich unsere Dollars gewechselt und nicht mal zu einem unfairen Kurs. Wir finden trotz den vielen Leuten, die hier sind, einen Parkplatz und wandern dann die Strasse hinunter, schauen alle Büdeli an und merken, dass wir eigentlich nichts von dem brauchen können. Lustig ist es dennoch. Ein Markt halt, wie bei uns. Nun noch die letzten Kilometer bis Perito Moreno abfahren. Ein Stück können wir noch den Blick auf den See geniessen. Hier hat er seine türkis Farbe fast ganz verloren und wirkt ziemlich dunkel, und das nicht nur, weil der Himmel bedeckt ist. Aber schön ist es trotzdem. Dann fahren wir durch Pampa und sind etwa um 4 Uhr in P.M. Das Zimmer im Hotel wäre ganz ok, wäre da nicht die Heizung voll aufgedreht. Es haut uns fast um. Es hat bestimmt 30°. Man kann nur einen kleinen Flügel nach aussen öffnen. Bis die Heizung abgekühlt ist, dauert es. Nun wird es langsam erträglich (20 Uhr). Unser Magen knurrt und wir gehen jetzt auf die Suche nach einem Restaurant.
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