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10. 1.2018
Puerto Guadal nach Chile Chico
Der Tag unserer Weiterreise ist nicht so sonnig wie die zwei vorherigen,
aber es regnet nicht. Nach dem Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung
von Pablo sitzen wir ins Auto und fahren nochmals an all den schönen Orten
vorbei, die wir gestern besucht hatten. Immer mal wieder ein Blick zurück.
Die Strasse wird schlechter und es ist ein ständiges auf und ab. Die
Ausblicke lassen mich immer wieder um einen Fotostopp bitten. Aber eigentlich
haben wir keine Zeit, denn wir sollten ca. 12Uhr in Chile Chico sein.
Ruedi hat mit dem Autovermieter abgemacht, dass wir dort 2 neue Vorderreifen
bekommen und sowohl der Laden, wo wir sie bekommen, als auch der Mechaniker,
der sie auf die Felgen macht, schliessen um 1 Uhr. So schade, denn die Strecke
ist sensationell für's Auge. Weniger für den Fahrer. Für die ca. 100km
brauchen wir gut 2 Stunden. In C.C. angekommen, finden wir den Reifenhändler
auf Anhieb und bekommen sofort unsere Pneus. 3 Blöcke zurück ist der Mech.
Er macht sich gleich an die Arbeit und ca um 1Uhr ist alles erledigt. Nun
brauche ich einen Kaffee und Ruedi ein Sandwich, das wir in einem kleinen
Restaurant an der Hauptstrasse bekommen. Anschliessend suchen wir das Spital
und nach etwas Herumfahren, sind wir dort. Klein, eng, relativ düster, aber
freundliches Personal an der Anmeldung. Ruedi muss diverse Informationen
geben, die gewissenhaft in den Compi eingetippt werden. Dann müssen wir
einen Moment warten beim Notfall. Schon nach 10 Minuten werden wir geholt.
Eine junge Frau misst Ruedis Blutdruck, der tiptop ist, und dann setzt sich
ein junger Arzt zu uns, stellt ein paar Fragen und nimmt uns dann mit in den
OP. Ruedi muss auf den Schragen liegen, der Arzt schaut in die Nase und
ruft mich dann, dass ich mir die kleine Wunde an der Nasenwand anschaue.
Dann nimmt er etwas, das wie eine Nadel aussieht, geht damit in die Nase
und ruft mich dann wieder, um die Wunde nochmals anzuschauen. Sie sieht
jetzt aus wie gestocktes Eiweiss, weiss eben. Mir ist nicht ganz klar,
was er genau gemacht hat. Er hat von verbrennen gesprochen, hat aber ohne
Strom gearbeitet. Auch keine Anästhesie gemacht. Es gab auch keinen Geruch
von verbranntem Fleisch. Egal, es scheint funktioniert zu haben.
Nun suchen wir unser Hotel auf, das etwas ausserhalb der Stadt(!) liegt.
Dort finden sie keine Reservation auf unseren Namen. Die Frau an der
Rezeption sagt, dass sie nicht im Netz nachschauen könne, da ganz C.C.
ohne Strom sei. Darum auch kein Wifi. Aber sie kann ihr Reservationssystem
anschauen, wo unser Name eben nicht auftaucht. Ja, wir hätten mindestens
2 Wochen vor Ankunft eine Anzahlung machen müssen. Und so sehr Ruedi ihr
auch unsere Reservation in seinem Handy zeigt, bleibt sie bei ihrer Aussage.
Keine Reservation, kein Zimmer, sie seien voll. Kein Angebot, uns etwas
äquivalentes zu suchen. Erst auf Zuruf bequemt sie sich, bei einer Vermieterin
anzurufen und erklärt dann, dass es nicht möglich sei, uns jetzt ein Zimmer
zu geben dort, da es im Moment noch besetzt sei. Auf meine Frage, ob es denn
sicher sei, dass wir das Zimmer bekommen, egal ob um 7 oder um 8 Uhr, kann
sie keine klare Antwort geben. Ja wir können ja zum Touristenbüro gehen.
Die könnten uns dann weiter Empfehlungen geben. Ach ja, auf dem Weg
zurück in die Stadt gäbe es noch die Hosteria de la Patagonia. Wir könnten
ja dort mal versuchen. Aber das tönt so nach, na ja, es gibt Zimmer dort,
aber halt nichts tolles. Dann macht die Angestellte uns ziemlich klar,
dass sie uns gerne von hinten sähe. Wir sind ziemlich enttäuscht und
auch recht wütend. Die Hosteria liegt in einem Garten. Ein altes Haus.
Als wir hinein kommen, wird sowohl auf spanisch als auch auf französisch
diskutiert. Wir wählen zur Abwechslung mal französisch und bekommen ein
grosse Zimmer mit 4 Betten drin. Der Ausblick in den Garten ist mega schön.
Die Einrichtung ist tiptop und, das beste am ganzen, es gibt ein Restaurant,
wo wir um 8 Uhr (in Argentinien bekommt man nichts vorher, und Chile Chico
liegt so nahe an der Grenze, dass sie dort gleich ticken) ein Nachtessen
bekommen. Also alles paletti, ich bin sogar froh über diesen Wechsel.
Die Umgebung ist um vieles schöner und die Hotelbesitzerin extrem freundlich.
Wir fragen sie, ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt, wo wir uns noch
ein bisschen bewegen können und sie empfiehlt uns in die Reserva Nacional
Lago Jeinemeni zu fahren. Dort gäbe es Möglichkeiten zum Laufen. Also
nichts wie los, es ist inzwischen schon 4 Uhr. Wir fahren auf sehr schlechter
Strasse etwa 25 km, unterwegs fragen wir uns immer wieder, ob wir wohl
schon am Abzweiger vorbei sind, aber als er dann kommt, ist es auch
völlig klar. Nun geht es noch 2 km auf einem Dreckweglein hinauf und dann
sind wir beim Parkplatz. Es hat eine schöne Infotafel mit genauen Angaben
und wir laufen laufen los. Es geht auf einem schmalen Pfad durch die
Pampa. Die typischen Pampagrasbüschel und die kugeligen Dornbüschchen
mit den gelben Blüten bedecken den Boden kilometerweit. Auf der einen
Seite endet das Plateau nach etwa 200 m mit einem starken Abfall zu
Fluss hinunter, auf der andern Seite hat es kahle Hügel und ab und zu
sehr spezielle Felsformationen. Es geht immer flach und ab und zu mal
ein bisschen hinauf. Wie meist wandere ich weiter als Ruedi und kann
so in die tiefe Kerbe hinein sehen, die weiter hinten zwischen den
Felsen ersichtlich ist. Es sieht toll aus, aber nun wird es wirklich
sehr steil und zudem müssen wir ja auch mal zurück, damit wir
unser Znacht bekommen. Also marschiere ich zum Auto zurück. Allerdings
muss ich dann noch rasch ein Stück den Hang hinauf, wo der Rundweg
zurück zum Parkplatz kommt. Gleiche Struktur der Bodenbedeckung, aber
es geht hier beständig hinauf. Auch hier hat es ganz tolle Felsen und
wahrscheinlich wäre es weiter hinten noch schöner, aber eben, die Zeit...
Zurück im Hotel geniesst Ruedi noch die gut funktionierende Dusche,
ohne dass die Temperatur ständig wechselt oder dass das Wasser nur
tröpfchenweise kommt. Ich unterhalte mich ein bisschen mit Freundinnen
und verschicke ein paar Bilder. Dann können wir endlich ins Esszimmer.
Wir sind die einzigen. Aber das macht nichts. Der Ausblick von hier in
den Garten ist genau so schön wie vom Zimmer. Die Bedienung ist sehr nett
und dass Essen sehr gut. Wir leben hier ein bisschen 'Poulet-lastig'.
Manchmal gibt es einfach ein Angebot und das ist halt oft Poulet.
Macht nichts, es schmeckt, auch der Reis, den wir immer wieder bekommen,
ist gut. Im Zimmer merke ich dann, wie leichthörig alles ist. Es sind
ziemlich spät noch neue Gäste angekommen, die sich lautstark unterhalten,
an Schlaf also nicht zu denken. Aber dann ist Ruhe und ich mache das
Licht aus.
Track
11. 1.2019
Chile Chico nach Perito Moreno
Es windet genauso am Morgen, wie in der Nacht. Das scheint hier am
Lago General Carrera einfach so zu sein. Nachdem wir unser Zeug
zusammen gepackt haben, gehen wir schauen, wie das Frühstücksangebot
ist. Nebst Brot, Käse, Schinken und Confi werden uns noch Rühreier
angeboten. Ich nehme ausnahmsweise von dem Knuspermüesli, dass es hier
gibt. Alles ist fein. Im Esszimmer hängt ein Plakat von einem Film
der 'Le Rêve de Gabriel' heisst. An der andern Wand hängen Schwarzweiss-
Fotos von einer Familie mit vielen Kindern. Die eine Frau sieht genau
so aus wie unsere Gastgeberin, bloss ein bisschen älter. Das lässt uns
vermuten, dass es sich hier um ihre Grosseltern und einen Elternteil
handelt. Beim bezahlen fragen wir, wie das nun sei und es ergibt sich
ein interessantes Gespräch. Unsere Annahme war richtig. Die Gastgeberin
ist die Grosstochter des mit 50 Jahren und 9 Kindern ausgewanderten
Gabriel (ein Belgier). Den Film müssen wir uns unbedingt einmal anschauen.
Im Städtchen suchen wir noch den örtlichen Kunsthandwerksladen auf. Ausser
ein paar Postkarten gibt es nichts im Angebot, das uns interessiert.
Eigentlich wollten wir in der Papeterie noch eine Geburtstagskarte kaufen,
aber die junge Verkäuferin reagiert sehr erstaunt auf unsere Nachfrage.
Und auf meine weiter Frage, wie denn das hier gemacht werde, sagt sie,
ja man bringt eben ein Geschenk und die Wünsche persönlich. Und wenn
man weiter weg sei? Dann eben per Telefon. Tja, andere Länder, andere Sitten.
Wenigstens ein paar Postkarten haben wir. Nun die Frage nach der Post.
Post, das gibt es gar nicht, oder ja, doch, dort unten sei eine. Die
Post ist ein 3 auf 3 m2 grosser Raum mit vielen Fächern an der Wand und
einer gut gelaunten Angestellten. Briefmarken? Das gibt es hier nicht.
Wie geht das denn? Die ganze Post wird von hier nach Coyhaique trans-
portiert (ca 150km), wo sie gestempelt und verschickt wird. Uns bleibt
der Mund offen. Noch etwas Neues gelernt :-) Gut, dann verschicken
wir die Karten halt in Perito Moreno. Nun müssen wir noch auf die
Aussichtsplattform hinauf, damit wir C.C. von oben anschauen können.
Aber es gibt schöneres zu sehen als dieses staubige, schachbrettartig
angelegte Städtchen. Also ab Richtung Grenze. Dort findet dieses bei
unserer letzten Reise schon mehrmals durchlebte Prozedere statt. An
diesen Schalter, dann an den nächsten. Immer schön in die Schlange stehen.
Die Grenzleute sind aber nett. Am argentinischen Grenzposten dauert es
länger. Dort stehen sie Richtung Chile in einer langen, langen Schlange.
Wir sind nach etwa 20 Minuten durch. Gleich nach der Grenze ist Los
Antiguos. Hier findet das jährliche Kirschenfestival statt. Die
Hauptstrasse ist abgesperrt und es hat viele kleine Buden. Aber bevor
wir dort hin können, muss Ruedi Geld wechseln. Doch leider hat die
Bank zu, es stehen keine Geldwechsler herum, wie das sonst oft der Fall
ist. Als wir das Tourist Office finden, erklärt uns die ziemlich un-
motivierte Angestellte, dass es Freitag sei und die Bank nur von
Montag bis Freitag von 9 bis 2 offen sei. Wo es sonst noch Geldwechsel
gebe? In Chile Chico, ist die lapidare Antwort. Aber wir machen sicher
nicht noch 2x das Grenztheater, lieber sind wir ohne argentinisches Geld.
Wir fragen noch sonst jemanden auf der Strasse, der meint, dass es ev.
im Supermarkt möglich sei. Also nichts wie los zum Laden. Dort bekommen
wir tatsächlich unsere Dollars gewechselt und nicht mal zu einem
unfairen Kurs. Wir finden trotz den vielen Leuten, die hier sind,
einen Parkplatz und wandern dann die Strasse hinunter, schauen alle
Büdeli an und merken, dass wir eigentlich nichts von dem brauchen können.
Lustig ist es dennoch. Ein Markt halt, wie bei uns. Nun noch die
letzten Kilometer bis Perito Moreno abfahren. Ein Stück können wir
noch den Blick auf den See geniessen. Hier hat er seine türkis Farbe
fast ganz verloren und wirkt ziemlich dunkel, und das nicht nur, weil
der Himmel bedeckt ist. Aber schön ist es trotzdem. Dann fahren wir
durch Pampa und sind etwa um 4 Uhr in P.M. Das Zimmer im Hotel wäre ganz
ok, wäre da nicht die Heizung voll aufgedreht. Es haut uns fast um. Es
hat bestimmt 30°. Man kann nur einen kleinen Flügel nach aussen öffnen.
Bis die Heizung abgekühlt ist, dauert es. Nun wird es langsam erträglich
(20 Uhr). Unser Magen knurrt und wir gehen jetzt auf die Suche nach einem
Restaurant.
Track Teil 1
Track Teil 2
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