54 Bericht 009

54 Reiseberichte

*NEW* Neue Bilder

9. 1.2018 Puerto Guadal, Tag 3

Die Nacht verläuft ruhig. Die Hunde machen zwar scheinbar Radau, aber ich höre nichts davon, Ruedi eh nicht. Auch die 'Güggel' am Morgen verschlafe ich. Nach dem Frühstück fahren wir ein kurzes Stück Richtung Chile Chico. Dort soll es schöne Wasserfälle geben. Zuerst befinden wir uns auf einem kleinen Trampelpfad, der teilweise so schmal und abhaldig ist, dass Ruedi das Handtuch wirft und nach näherer Besichtigung tue ich dasselbe. Wir haben keine Lust, beim kleinsten Misstritt den Hang, und wenn es nur 2 Meter sind, runter zu sausen. Aber dann kommt mir ein anderer Pfad in den Blick, und der ist viel besser. Vor allem führt er uns auf einen Weg, der richtig gut ist, d.h. wir haben schlicht falsch begonnen. Nun ist es ein schöner Spaziergang durch ein Wäldchen, dann über eine Blumenwiese und dann noch durch ein Meer von Hagebuttenbüschen. Und schon stehen wir unterhalb von zwei schönen Wasserfällen. Eine oder mehrere Stufen befinden sich noch weit oben am Berg. Nach einer Weile beschliesse ich, höher hinauf zu gehen. Der Weg wird wieder zum Pfad und ist extrem steil. So dass ich lieber gar nicht an den Rückweg denke. Aber dann verläuft er in eine Richtung, die völlig weg von meinem Ziel ist. Also kehre ich um, rutsche den Berg hinunter und entdecke auf der andern Seite vom Bächlein noch einen Weg. Der wird aber auch derart steil und verzweigt sich ständig, ohne dass eine wirkliche Orientierung möglich wäre, dass ich die Übung abbreche und zu Ruedi zurück kehre. Ich bin ziemlich enttäuscht, denn die oberen Fälle müssen toll sein, auch der Aussicht wegen, die man von dort hat. Na ja, besser heil zurück, als irgendwo stürzen und mir was kaputt machen. Anschliessend schauen wir noch auf der andern Seite des Flüsschens, ob man dort einen Weg sieht, der hinauf führt, aber wir werden nicht fündig. Wir fahren darum noch ein Stück weiter und geniessen dabei die fantastische Aussicht auf den See und die Berge. Das Wetter ist heute wirklich toll. Auf dem Rückweg halten wir noch bei der 'Holländer Lodge' und trinken dort einen feinen Espresso auf der Terrasse mit schöner Sicht auf den See. Und dazu werden wir noch mit einem kleinen Stückchen Baumnusstorte verwöhnt, die scheinbar soeben aus den Ofen gekommen ist. Ein Gruss aus der Küche. Toll!! Dann kommt mir in den Sinn, dass uns unser Gastgeber empfohlen hat, zu den Minas Escondidas zu fahren. Eine kleine Strasse (natürlich ungeteert) führt ziemlich deftig den Berg hinauf. Dann geht es in ein Tal hinein und irgendwo gibt es eine Verzweigung. Ruedi will links, aber ich habe ein verschwaschenes Schild gesehen bei der rechten Strasse und tatsächlich kann man nach genauerem Hinsehen erkennen, dass es sich um den Weg zur alten Mine handelt. Es geht nochmals ein paar Kilometer auf diesem Strässchen, das eher ein Feldweg ist und nach einer Fahrt durch zauberhaftes Gebiet tauchen plötzlich verfallene Gebäude und ziemlich unleserliche Schilder auf. Wir lassen das Auto stehen und stiefeln im Gelände herum. Ab und zu hat es ein Schild mit Pfeil, da weiss man dann, dass es ein Stück weiter noch mehr zu sehen gibt. Das Ganze kann wirklich nicht als Museum bezeichnet werden, viel mehr wurde die Mine einfach eingestellt, und alles was nicht irgendwie weiter verwendbar war, oder was schlicht zu schwer und gross war, wurde in wildem Durcheinander dort gelassen. Es hat noch ein, zwei Minen- eingänge, aber kein Licht drin und der Boden sumpfig. Also ich würde da nicht gegen Geld hinein gehen. Aber die Mine liegt in einer unglaublich schönen Umgebung und ich wandere noch ein rechtes Stück weiter auf dem Weg, auf dem wir gekommen sind. Es geht ständig bergauf, die Vögel zwitschern, die Bäume sind voll mit Flechten, es ist wie in einem Märchen. Ich geniesse die gute Stimmung, die dort vorhanden ist. Aber irgendwann muss ich umkehren, kann ja Ruedi nicht stundenlang warten lassen. Wir fahren also zum Abzweiger zurück und wollen wissen, wohin die andere Strasse geht. Stetig bergauf, durch Bäume und Weiden. Dann wird der Blick frei über den ganzen See und all die umliegenden Berge. Es ist atemberaubend. Und die Strasse ist noch immer nicht zu Ende. Sie schlängelt sich weiter durch die hügelige Landschaft. Links und rechts niedriges Gebüsch, ab und zu liegt eine Kuh im Gras, vielleicht auch zwei, aber keine Herden. Da und dort sind auch ein paar Pferde zu sehen. Dann plötzlich ist vor uns ein Flüsschen. Ruedi meint, das sei überhaupt kein Problem und fährt durch (ich wäre umgekehrt, hab ja keine Ahnung, wie hoch unser Auto ist). Nach einer weiteren Strecke bei gleicher Landschaft beschliessen wir umzukehren. Es ist nicht absehbar, wie weit die Strasse noch geht. Wir gehen halt gern schauen, wo das Ende ist. Aber manchmal ist das eben zu weit. Also den ganzen Weg zurück, wieder die Aussicht, nun in umgekehrter Richtung, geniessen und am Schluss landen wir wieder in Puerto Guadal, wo wir noch eine Flasche Wein für das Nachtessen besorgen und tanken. Dann geht es zurück ins Häuschen und anschliessend zum Nachtessen. Wir bekommen Pouletbrust mit Reis und Salat, und dazu gibt es, auf meinen Wunsch, nochmals von dem Mais Püree, das wir schon gestern bekamen. Und nun ist dieser wunderschöne Tag zu Ende, draussen hängt eine schmale Mondsichel am Himmel. Es gibt bestimmt wieder eine sternklare Nacht. Vor- gestern hatte ich bei einem WC-Gang entdeckt, dass unglaublich viele Sterne zu sehen sind. Und sie scheinen sehr nahe zu sein, man hat das Gefühl, sie berühren zu können. Schade bloss, dass die Nächte derart kalt sind, dass ich nicht lange schauen kann.
Track

54 Reiseberichte