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9. 1.2018
Puerto Guadal, Tag 3
Die Nacht verläuft ruhig. Die Hunde machen zwar scheinbar Radau, aber ich höre
nichts davon, Ruedi eh nicht. Auch die 'Güggel' am Morgen verschlafe ich.
Nach dem Frühstück fahren wir ein kurzes Stück Richtung Chile Chico. Dort
soll es schöne Wasserfälle geben. Zuerst befinden wir uns auf einem kleinen
Trampelpfad, der teilweise so schmal und abhaldig ist, dass Ruedi das Handtuch
wirft und nach näherer Besichtigung tue ich dasselbe. Wir haben keine Lust,
beim kleinsten Misstritt den Hang, und wenn es nur 2 Meter sind, runter
zu sausen. Aber dann kommt mir ein anderer Pfad in den Blick, und der ist
viel besser. Vor allem führt er uns auf einen Weg, der richtig gut ist,
d.h. wir haben schlicht falsch begonnen. Nun ist es ein schöner Spaziergang
durch ein Wäldchen, dann über eine Blumenwiese und dann noch durch ein
Meer von Hagebuttenbüschen. Und schon stehen wir unterhalb von zwei
schönen Wasserfällen. Eine oder mehrere Stufen befinden sich noch weit
oben am Berg. Nach einer Weile beschliesse ich, höher hinauf zu gehen.
Der Weg wird wieder zum Pfad und ist extrem steil. So dass ich lieber
gar nicht an den Rückweg denke. Aber dann verläuft er in eine Richtung,
die völlig weg von meinem Ziel ist. Also kehre ich um, rutsche den
Berg hinunter und entdecke auf der andern Seite vom Bächlein noch einen
Weg. Der wird aber auch derart steil und verzweigt sich ständig, ohne
dass eine wirkliche Orientierung möglich wäre, dass ich die Übung abbreche
und zu Ruedi zurück kehre. Ich bin ziemlich enttäuscht, denn die oberen
Fälle müssen toll sein, auch der Aussicht wegen, die man von dort hat.
Na ja, besser heil zurück, als irgendwo stürzen und mir was kaputt machen.
Anschliessend schauen wir noch auf der andern Seite des Flüsschens, ob man
dort einen Weg sieht, der hinauf führt, aber wir werden nicht fündig.
Wir fahren darum noch ein Stück weiter und geniessen dabei die fantastische
Aussicht auf den See und die Berge. Das Wetter ist heute wirklich toll.
Auf dem Rückweg halten wir noch bei der 'Holländer Lodge' und trinken dort
einen feinen Espresso auf der Terrasse mit schöner Sicht auf den See.
Und dazu werden wir noch mit einem kleinen Stückchen Baumnusstorte verwöhnt, die
scheinbar soeben aus den Ofen gekommen ist. Ein Gruss aus der Küche. Toll!!
Dann kommt mir in den Sinn, dass uns unser Gastgeber empfohlen hat, zu den
Minas Escondidas zu fahren. Eine kleine Strasse (natürlich ungeteert) führt
ziemlich deftig den Berg hinauf. Dann geht es in ein Tal hinein und irgendwo
gibt es eine Verzweigung. Ruedi will links, aber ich habe ein verschwaschenes
Schild gesehen bei der rechten Strasse und tatsächlich kann man nach
genauerem Hinsehen erkennen, dass es sich um den Weg zur alten Mine handelt.
Es geht nochmals ein paar Kilometer auf diesem Strässchen, das eher ein
Feldweg ist und nach einer Fahrt durch zauberhaftes Gebiet tauchen
plötzlich verfallene Gebäude und ziemlich unleserliche Schilder auf.
Wir lassen das Auto stehen und stiefeln im Gelände herum. Ab und zu
hat es ein Schild mit Pfeil, da weiss man dann, dass es ein Stück weiter
noch mehr zu sehen gibt. Das Ganze kann wirklich nicht als Museum bezeichnet
werden, viel mehr wurde die Mine einfach eingestellt, und alles was nicht
irgendwie weiter verwendbar war, oder was schlicht zu schwer und gross war,
wurde in wildem Durcheinander dort gelassen. Es hat noch ein, zwei Minen-
eingänge, aber kein Licht drin und der Boden sumpfig. Also ich würde da
nicht gegen Geld hinein gehen. Aber die Mine liegt in einer unglaublich
schönen Umgebung und ich wandere noch ein rechtes Stück weiter auf
dem Weg, auf dem wir gekommen sind. Es geht ständig bergauf, die Vögel
zwitschern, die Bäume sind voll mit Flechten, es ist wie in einem Märchen.
Ich geniesse die gute Stimmung, die dort vorhanden ist. Aber irgendwann
muss ich umkehren, kann ja Ruedi nicht stundenlang warten lassen.
Wir fahren also zum Abzweiger zurück und wollen wissen, wohin die andere
Strasse geht. Stetig bergauf, durch Bäume und Weiden. Dann wird der Blick
frei über den ganzen See und all die umliegenden Berge. Es ist atemberaubend.
Und die Strasse ist noch immer nicht zu Ende. Sie schlängelt sich weiter
durch die hügelige Landschaft. Links und rechts niedriges Gebüsch, ab
und zu liegt eine Kuh im Gras, vielleicht auch zwei, aber keine Herden.
Da und dort sind auch ein paar Pferde zu sehen. Dann plötzlich ist vor
uns ein Flüsschen. Ruedi meint, das sei überhaupt kein Problem und fährt
durch (ich wäre umgekehrt, hab ja keine Ahnung, wie hoch unser Auto ist).
Nach einer weiteren Strecke bei gleicher Landschaft beschliessen wir
umzukehren. Es ist nicht absehbar, wie weit die Strasse noch geht. Wir
gehen halt gern schauen, wo das Ende ist. Aber manchmal ist das eben
zu weit. Also den ganzen Weg zurück, wieder die Aussicht, nun in umgekehrter
Richtung, geniessen und am Schluss landen wir wieder in Puerto Guadal,
wo wir noch eine Flasche Wein für das Nachtessen besorgen und tanken.
Dann geht es zurück ins Häuschen und anschliessend zum Nachtessen.
Wir bekommen Pouletbrust mit Reis und Salat, und dazu gibt es, auf meinen
Wunsch, nochmals von dem Mais Püree, das wir schon gestern bekamen.
Und nun ist dieser wunderschöne Tag zu Ende, draussen hängt eine schmale
Mondsichel am Himmel. Es gibt bestimmt wieder eine sternklare Nacht. Vor-
gestern hatte ich bei einem WC-Gang entdeckt, dass unglaublich viele
Sterne zu sehen sind. Und sie scheinen sehr nahe zu sein, man hat das
Gefühl, sie berühren zu können. Schade bloss, dass die Nächte derart kalt
sind, dass ich nicht lange schauen kann.
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