54 Bericht 008

54 Reiseberichte

7. 1.2018 Puerto Rio Tranquilo nach Puerto Guadal

Viel und starker Regen und Wind während der Nacht. Ruedi lädt das Auto ebenfalls im Regen. Nach der gestrigen Frühstückserfahrung hatten wir beschlossen, heute das Frühstück im Restaurant von gestern Abend zu nehmen. Aber um 9h ist das Lokal noch dicht. Es gibt bloss ein einziges Café, wo man auch frühstücken kann, aber das ist gerammelt voll und auf keinem der Tische steht schon ein Gedeck, geschweige etwas zu essen, d.h. die warten noch all entweder darauf zu bestellen, oder auf das Essen. Also lassen wir Rio Tranquilo hinter uns und fahren los. Der Regen ist mal mehr, mal weniger heftig, aber ganz selten hört er auf. Erst relativ kurz vor unserem heutigen Ziel sehen wir ein Camp, das auf seinen Schildern auch ein Restaurant anbietet. Wir fahren hinunter und staunen über die tolle Anlage. Es gibt einen riesigen Esssaal mit einer riesigen, offenen Küche. Einmal mehr werden wir freundlich begrüsst und nach unseren Wünschen gefragt. Die Leute sind etwas erstaunt über die 2 Passanten, die es da herein geschneit hat, aber sie erholen sich rasch und sind bereit, uns ein Frühstück zu machen, ja sie versprechen uns ein 'Superfrühstück'. Wir setzen uns an einen Tisch, der bestimmt 10m lang ist und mit einer peruanischen oder bolivianischen gewebten Decke belegt ist. Auch die ist Decke an einem Stück. Das muss ja ein unglaublich langer Zettel gewesen sein. Nach kurzer Zeit bekommen wir frische Brötchen aus dem Holzofen, Butter, Käse, Schinken, Konfitüre, frisches Obst und Fruchtsaft. Dazu guten Kaffee und zu guter Letzt kommen noch Rühreier. Das lassen wir uns munden. Wir befinden uns hier in einem Resort, wo Sport und gutes, gesundes Essen gross geschrieben werden. Davon konnten wir nun profitieren. Schliesslich brechen wir wieder und sind bald an unserem Ziel. Die Landschaft unterwegs war abwechslungsreich. Diesmal waren die Strassenränder vor allem mit gelben Lupinen bewachsen. Und massenhaft blühenden Hagebuttensträuchern. Hier wird allenthalben Hagebuttenkonfi angeboten. Natürlich fehlen auch der violette Fingerhut, Ginster und die Fuchsien nicht. Ab und zu hat es Aufforstungsflächen, die meist mit kleinen Tännchen bepflanzt sind. An einer Stelle hat es wieder einen tollen Regenbogen. Den See haben wir meistens im Blickfeld, und egal wie grau und dunkel der Himmel auch ist, der See bleibt türkisfarben. Einfach genial. Zwischendurch sind wir auch durch Sumpfgebiet gefahren, das sich mit heideartigen Abschnitten abwechselt. In Puerto Guadal können wir unsere Cabaña schon beziehen. Es ist zwar ziemlich klein, aber es ist sauber und recht neu, dadurch aber auch teilweise etwas unfertig. Was Ruedi vor allem enttäuscht, dass es hier kein Restaurant gibt, wie im Internet beschrieben. Dort hatte es auch 2 Fotos vom Betreiber, wie er in voller Aktion in der Küche steht und ein Bild von einem wunderbaren Essen in einem schönen Raum. Der Raum ist zwar hier, aber er ist ziemlich kahl und wirkt nicht sehr einladend. Restauration wird nicht betrieben, da scheint es im Moment die nötigen Bewilligungen fehlen. In 5 Tagen sei das alles kein Problem mehr, aber dann sind wir nicht mehr hier. Jedenfalls machen wir uns auf, um weiter hinten eine Hotelanlage zu besichtigen, die Ruedi zum Zeitpunkt unserer Reiseplanung nicht gesehen hatte. Es sieht toll aus dort, aber sie sind ausgebucht, dasselbe bei der Nachbaranlage, wo es auch schön wäre. Also bleiben wir eben dort, wo wir gebucht haben. Dafür beschliessen wir, dass wir am Abend in die Mirador Lodge gehen für's Nachtessen. Es ist in holländischer Hand, sehr gepflegt und das Essen ist wunderbar. Wir bekommen gleich noch ein paar gute Tipps geliefert, betreffend möglicher Ausflüge. Sehr gesättigt (es ist ständig dasselbe Lied) kommen wir zu Hause an und kriechen ins Bett. Ich muss nach kurzer Zeit wieder auf und die Decke, die im Anzug steckt, heraus nehmen und durch eine der vorhandenen Wolldecken ersetzen. Mit dieser Decke könntest Du jemanden umbringen, so schwer und heiss ist sie. Ich musste fast an jedem Ort irgendwelche Decken entfernen. Die Chilenen scheinen rechte 'Gfröhrli' zu sein. Für Ruedi passt es aber gut.
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8. 1.2018 Zweiter Tag in Puerto Guadal

Nochmals hat es nachts geregnet und im Aufenthaltsteil unserer Häuschens ist es kalt. Also nach erstem WC-Besuch am Morgen, husch nochmals unter die warme Decke. Später gibt es Frühstück im kahlen Essraum, es muss dazu gesagt werden, dass die Aussicht dafür sehr schön ist. Auch hat der Regen aufgehört und rundum ist alles in Sonnenschein getaucht. Das Frühstück ist tiptop und wir überlegen, was wir heute unternehmen wollen. Gestern waren wir noch in einer Agentur gewesen, um uns zu erkundigen, wie es mit einem Ausflug zum Leongletscher aussieht. Da dies aber mit einer 5stündigen Wanderung verbunden wäre, liessen wir diese Idee fallen, respektive vertagten den Entscheid auf später, da Ruedi meinte, ich könnte ja ohne ihn gehen. Es wäre schon verlockend. Im holländischen Restaurant sagte uns der Chef aber noch, dass Boss vom Nachbarhotel Touren mit einem Speedboot anbietet. Das wäre dann eine ganz andere Route und nur mit einem Marsch von je einer Stunde hin und zurück zu bewältigen. Pablo, unser Gastgeber, ruft also an und fragt, wie es aussieht. Ja, kein Problem, in einer Viertelstunde starten sie. Haha, das schaffen wir nicht. Aber vielleicht gäbe es morgen noch eine Gelegenheit, das wird erst heute Abend entschieden. So entscheiden wir, dass wir zum Rio Baker fahren. Das ist ein Fluss, der eine ganz erstaunliche, sensationelle Farbe hat. Er ist völlig türkisblau, und die Farbe ändert erst dort, wo sich der Fluss mit dem Rio Nef, der vom gleichnamigen Gletscher her kommt und graues Gletscherwasser bringt, vereinigt. Doch bevor wir losfahren können, gibt es noch Action. Ruedi ärgert sich über seine Nase, die läuft. Aber das ist ein Irrtum, es ist wieder dieses doof Nasenbluten. Zum Glück hat er es bemerkt, bevor es eine Schweinerei gibt. Aber die Nasentampons werden weniger und unser Gastgeber erklärt uns, wo wir den Arzt finden. Leider gibt es in diesem Ambulatorium aber nicht viel. Der junge Arzt ist sehr freundlich, er misst auch gleich noch Ruedis Blutdruck, der bestens ist. Aber Material hat er kaum. Er gibt uns einige Gazepads und sagt uns, dass wir bestimmt welche in Chile Chico finden. Auch, dass es dort im Spital wahrscheinlich möglich sei, die Ader in Ruedis Nase zu veröden.. Die Fahrt zum Riao Baker ist kurzweilig und wir sind, obwohl wir den Fluss schon vor 3 Jahren bewundert hatten, überwältigt und begeistert. Man kann sich schon fragen, wie es möglich ist, dass ein Fluss eine solche Farbe über viele, viele Kilometer hat. Am Zusammenfluss hat es einen kleinen Wasserfall, aber da der Rio Baker sehr breit ist und viel Wasser führt, ist der Fall trotzdem eindrücklich. Und es ist auch interessant zu sehen, wie sich das Wasser der beiden Flüsse mischt. Als wir das letzte Mal hier waren, sahen wir nicht, dass es direkt bei der Vereinigung, einen Weg hinunter ans Wasser gibt. Damals waren wir enttäuscht, dass wir dies nur von weit oben und aus ziemlicher Entfernung sehen konnten. Nun hatte man uns aber darauf aufmerksam gemacht und wir haben den Weg, der durch niedriges Gebüsch und flechtenbehangene Bäumchen führt, sehr genossen. Auf dem Rückweg halten wir noch bei einem schönen Holzhaus an, das mit Café und Artesanías (Kunsthandwerk) angeschrieben ist. Es bietet nochmals einen tollen Blick auf den Fluss hinunter und es gibt verschiedene, selbst gestrickte Sachen, aus selbst gesponnener und gefärbter Wolle. Dort treffen wir auch nochmals auf eine junge Engländerin, die uns am Baker unten fotografiert hatte. Es ergibt sich ein interessantes Gespräch, und wir staunen, was sie alles hier gemacht hat. Trekking, Gletscherwanderungen, zwischendurch mit dem Schiff zurück nach Puerto Mont, weil sie mit verletztem Knöchel nicht herum sitzen mochte. Dann wieder per Autostopp zurück an den Ort, wo sie ihr Auto stehen gelassen hatte. Nun war sie auf dem Weg zu einer viertägigen Pferdewanderung. Ich bewundere solche Leute. Ich konnte das nie, auch nicht zu meinen Swissairzeiten. Hatte nie den Mut, solche Abenteuer anzugehen. Wir kaufen noch etwas von ihren selbst gemachten Sachen und müssen uns dann sputen, dass wir rechtzeitig zurück in Puerto Guadal sind. Unser Gastgeber hat nämlich ein etwas schlechtes Gewissen wegen den irreführenden Fotos im Internet und hat uns angeboten, uns ein Nachtessen zu kochen. Lamm mit Gemüse und Bratkartoffeln. Und was er uns später serviert, ist super. Unter dem Lamm hat es ein gelbes Mus, das wir nicht einordnen können. Dies sei gekochter Mais (Körner), der anschliessend im Mixer püriert wird und dann kommen nur noch Gewürze nach Belieben dazu. Eine absolute Delikatesse. Als Dessert gibt es noch eine feine Crème Brulée. Damit hat sich Pablo natürlich Punkte geholt und wir wissen diese Geste zu schätzen. Die Nacht verläuft ruhig. Die Hunde machen zwar scheinbar Radau, aber ich höre nichts davon, Ruedi eh nicht. Auch die 'Güggel' am Morgen verschlafe ich.
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