54 Bericht 007

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6. 1.2019 Ein Tag in Puerto Rio Tranquilo

Der Tag startet ziemlich sonnig und wie gestern, mit Wind. Unser Frühstück ist etwas armselig, für jeden ein völlig flaches, weisses, trockenes Brötchen. Zum Glück gibt es auch hier eine Art flache Bratpfanne mit der man toasten kann über der Gasflamme. Dazu gab es Butter in homöopathischer Menge, je ein Scheibchen Gouda (hahaha) und Schinken. Dazu zwei Papiertüten mit je 2 Getreideriegeln, einem süssen Saft und 2 Säckli Gutzi. Also nicht wirklich toll. Nun fahren wir los ins Valle Exploradores. Die Strasse ist in ziemlich schlechtem Zustand, aber wir geniessen die Fahrt. Am tiefblauen Lago Tranquilo vorbei geht es das Tal hinauf, aber nicht sehr lange. Dann fahren wir neben einer Art Hochmoor, teilweise steht das Wasser mit viel Wassergras und etwas Schilf, dann wieder hat es scheinbar Boden, da wachsen Tännchen und andere kleine Bäume und Gebüsch, dazwischen weiden manchmal Kühe. Weit hinten sieht man erste Gletscher. Allerdings ist es dort auch etwas grau. Nach etwa 20km kommen wir wieder einmal an einen tollen Wasserfall. Direkt neben der Strasse, so richtig für faule Leute. Noch ein Stück weiter hat es ein Schild, dass die Strasse unterbrochen sei, doch sie ist nicht gesperrt. Also fahren wir weiter, aber tatsächlich, nach weiteren 200m stehen wir vor einem See, in den die Strasse verschwindet und nach etwa 20m wieder auftaucht. Aber da gibt's kein Durchkommen. Da steht noch ein deutscher Camper und ein Jeep mit ZH Schildern. Die Zürcher sagen uns, dass sie wussten, dass die Strasse hier endet. Es gebe da jemanden, der Leute mit einem Boot auf die andere Seite bringe, wo ein Auto einen zum Mirador del Glaciar bringe. Aber die nächste Fahrt sei erst um 13.00 und es ist erst halb zwölf. Uns stinkt's ein bisschen und wir beschliessen ein Stück zurück zu fahren. Dort hatten wir ein Camping mit einer Cafeteria gesehen. Wir werden sehr freundlich begrüsst und es gibt zwei verschiedene, sehr 'gluschtig' anzuschauende Kuchen. Also, rasch bestellt. Einmal Pie de Limun con Crema Hierba Buena (Limetten Pie mit einer Pfefferminzcreme obendrauf) und ein flacher Kuchen mit Johannisbeere und einem Belag von gehackten Mandeln. Das schmeckt. Wir plaudern mit dem Mann, der uns erzählt, dass er von Santiago sei. Wir bemängeln, dass der Strassen- unterbruch nirgends signalisiert ist unten. Er sagt, das sei normal und findet, dass hier die Leute unmotiviert und lethargisch seien. Man könnte so viel mehr machen aus dieser Gegend. Eigentlich sagt er das gleiche, das auch Doña Isolde in Villa Cerro Castillo sagte. Man müsste halt mehr Energie aufwenden, dann könnte viel mehr erreicht werden. Ach ja, der Grund für den Strassenunterbruch ist, dass etwas weiter vorne eine riesige Gerölllawine (im Netz steht etwas von Felsen, Geröll, Eis, Schnee, Baumstrünke und Erde) herunter kam, die wohl den Fluss so gestaut hat, dass ein neuer See entstanden ist. Und zwar letzten Oktober. Wahrscheinlich fehlt das Geld, um die schweren Geräte anzuschaffen, die es hier braucht. Allerdings müssen sich die Ausfälle der Agenturen in Rio Tranquilo hohen Beträgen bewegen. Denn dorthin geht man, wenn man hierher kommt. Zudem kommt man hier nicht nur zum Aussichtspunkt für den Gletscher, hier müssen auch all jene durch, die Gletschertrekking machen. Und die Sache mit dem Boot und dem Shuttle auf der andern Seite ist überaus aufwendig. Muss immer angepasst werden, je nach Anzahl Leuten, danach, ob sie zum Mirador wollen oder auf den Gletscher selbst. Das ist eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Nach einer interessanten Plauderstunde beschliessen wir, doch nochmals nach hinten zu fahren und zu schauen, ob wir mitfahren können. Aber scheinbar hätten wir das im Tal schon organisieren müssen und so kehren wir halt endgültig um und fahren zurück nach Rio Tranquilo. Dort suchen wir die einzige Agentur auf, die genau dieses Angebot macht. Der junge Mann erklärt uns, dass er warten müsse, bis die Gäste von heute zurück seien. Erst dann könne der morgige Tag organisiert werden. Wir sollen nochmals gegen 18.30 kommen. Also trinken wir am kleinen Kaffeestand nebenan, der mit 'la Provence' angeschrieben ist, noch einen Espresso und kommen mit den beiden jungen Leuten dort drinn ins Gespräch. Sie ist von Arles, er ist Chilene, spricht aber sehr gut Französisch. Sie sind seit einem Jahr hier unten und betreiben diesen Verkaufswagen. Sie bieten Crèpes und Waffeln an, Kaffee und sonst noch Kleinigkeiten. Sie war dran, ein ganzes Becken voll Oliven zu entsteinen, um Tapenade zu machen. Auch Konfitüren werden selbst gemacht, z.B. Hagebutten. D.h. sie sind innovativ und scheuen die Arbeit nicht. Der Tenor ist der gleiche, wie bei den andern. Mit Arbeit und Unternehmergeist ist etwas zu erreichen. Wir schlendern durchs Dorf, lungern ein bisschen im Häuschen herum und beschliessen dann, früh essen zu gehen. Wir haben ein Restaurant gesehen, das chilenische und peruanische Küche anbietet. Also nichts wie los. Es hat nur wenig Leute dort zu dieser Zeit. Wir setzen uns ans Fenster, so dass wir auch heute die Sicht über den See geniessen können. Wir bestellen beide Tallarin Saltado, ein Nudelgericht mit geschnetzeltem Rindfleisch, gut gewürzt und mit Koriander, ach ist das gut. Noch bevor das Essen kommt, sehe ich auf der andern Seeseite, weit vorne, wieder einen fantastischen Regenbogen. Wir sitzen bei einem Glas Weisswein, einem sensationellen Essen und einem wunder- schönen Regenbogen, was können wir uns denn noch mehr wünschen. Mit vollen Bäuchen rollen wir später nochmals in die Agentur, wo uns gesagt wird, dass die Leute von heute noch nicht zurück sind. Wir hinterlassen unsere Mailadresse und der junge Mann verspricht, dass er sich gleich meldet, wenn klar ist, ob und wann die Tour morgen stattfindet. Bei leichtem Regen trollen wir uns zu unserem Häuschen, machen das Feuer an und ich schreibe, was uns heute so alles passiert ist. Trotz Ärger ein schöner Tag. Nun ist leider noch der Bescheid gekommen, dass die Tour morgen nicht statt findet. Schaaaaade.....
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