54 Reiseberichte
1. 1.2019
Ein Tag in Puyuhuapi
Heute gibt es nicht viel zu berichten.
Nach unserem selbst zu bereiteten Frühstück(Zutaten wurden uns am Vorabend
ins Zimmer gestellt), wollen wir uns ein wenig umsehen und weil das Wetter
so unbeständig ist und wir nicht recht wissen, wohin wir wirklich wollen,
sitzen wir ins Auto. Beim Tourist Office wollen wir noch rasch etwas
nachfragen, aber es ist geschlossen (ja, natürlich, 1. 1., alles geschlossen)
Ein junger Mann spricht uns an und fragt, ob wir zum Queulat National Park
fahren.Er müsse eben zur Arbeit dort. Für uns stimmt die Richtung und wir
nehmen ihn deshalb mit. Er erzählt, dass er oben beim Ventisquero
Colgante (dem hängenden Gletscher) arbeitet. D.h. er hat nun noch eine
halbe Stunde zu Fuss vor sich bis zu seinem Arbeitsplatz. Wir selbst
fahren weiter, denn wir haben den Gletscher bei strahlendem Wetter gesehen.
Zudem sind die Wege nach dem vielen Regen rutschig und deshalb nicht so
geeignet für uns 2 alten Säcke; ja ich weiss, wir entwickeln uns zu
Weicheiern. Wir fahren weiter dem Puyuhuapi Kanal entlang. Auf einem
Plänchen hatte ich etwas von einem Wasserfall gelesen, der Weg dorthin
sollte etwas mehr als 1km sein. Das wäre ideal. Aber wir fahren und fahren,
und da kommt einfach kein Schild und kein Weg, der rechts abbiegt.
Wasserfälle gibt es zwar massenhaft aus der Entfernung zu sehen, aber
da liegt immer der Kanal oder sonst ein unüberquerbares Wasser dazwischen.
Also nicht, was wir suchen. Da das Wetter auch nicht wirklich bessert,
machen wir uns auf den Rückweg. Unterwegs halten wir bei den Thermen an.
Es hat keine Leute und wir überlegen, ob wir unsere Badesachen holen sollen.
Aber es ist doch ziemlich frisch und es gibt keine Umkleidekabinen. Nachdem
mein Husten noch am Abklingen ist und Ruedi eh nicht gern friert, verzichten
wir und trinken einfach einen Kaffee. Zurück im Hotel lungern wir im Zimmer
herum und beschliessen irgendwann, noch einen Spaziergang zu machen. Natürlich
fällt genau in dem Moment wieder das Wasser vom Himmel. Ich gebe Ruedi meinen
Schirm und hülle mich in den Plastikponcho, wir brauchen einfach Bewegung.
Der Regen hält auch nicht lange an und so wird es doch ein ganz netter
Spaziergang. Am andern Ende des Dorfes schauen wir noch bei Frau Ludwig vorbei.
Das ist die Tochter eines der ursprünglichen Gründer von Puyuhuapi. Im 2016
waren wir bei ihr im Hostal untergebracht. Nun hat sie den Betrieb auf-
gegeben und geniesst das Rentnerleben.
Am Abend gehen wir ins einzige offene Lokal, das uns die Vermieterin
angegeben hat. Waren am Silvester noch 3 Restaurants offen, ist es jetzt
nur eines. Aber dafür ein sehr gutes. Natürlich ist es ziemlich voll,
aber wir bekommen einen Tisch ohne zu warten. Für mich gibt es
Seehecht mit gebratenen Kartoffeln und feines Gemüse, Ruedi bestellt
Pouletbrust mit Pommes, Spiegelei und karamelisierten Zwiebeln.
Danach wollten wir nach Dessert fragen, aber da es nur eines gab,
brachten uns der Kellner einfach das was im Angebot war. Nämlich
eine Crèpe gefüllt mit Dulce de Leche (eine Art Caramelpaste, aber
viiiiel süsser) und oben drauf einer Kugel Vanilleglace. Puhhhh,
das war echt zu viel. Ja, wieder etwas gelernt. Immer auf sicher
gehen, dass wir richtig verstanden werden :-)
Wir trollen uns ins Bett, lauschen dem Regen, der auf's Dach trommelt
und....
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2. 1.2019
Von Puyuhuapi nach Puerto Cisnes
Heute regnet es, wie nett, haben wir doch schon lange nicht gehabt.
Wir machen uns wieder das Frühstück, packen unsere Sachen und laden
sie ins Auto. Wir sind ein bisschen traurig, dass wir dieses charmante
Kaff bei so schlechtem Wetter verlassen. Aber was soll's...
Unsere Fahrt ist dieselbe wie gestern. Noch einmal zurück schauen, dort wo
der hängende Gletscher so schön aus der Ferne zu sehen ist.
Den Weg zum Wasserfall finden wir auch heute nicht. Dafür geniessen wir
die Landschaft und den Blick auf die frisch verzuckerten Gipfel, die jetzt
überall grüssen. Am Ende des Tals sehen wir Schilder zu einem Wasserfall,
bloss 200m zu Fuss. Wir klettern etwa 100, teilweise sehr hohe, Treppenstufen
hinunter und stehen dann vor einem imposanten Fall, der bestimmt 40m in die
Tiefe donnert. Was da an Wasser runter kommt, wirklich beeindruckend.
Nun kommt die steile, kurvenreiche Passstrasse. Ungeteert, mit vielen Löchern.
Es rumpelt und wir werden ganz schön durchgerüttelt.
Ab und zu sehen wir ein paar Sonnenstrahlen und ein paar Fetzen blauen Himmel.
Was für eine tolle Fahrt.
Auf der andern Seite des Passes lockt noch ein Wasserfall.
Dieser scheint etwas weniger Wasser zu haben, fällt aber mindestens 60m über
die Felswand. Der Weg dort hin ist glitschig und gesäumt von feinem Bambus und
Fuchsien. Sehr schön.
Inzwischen scheint sogar die Sonne ein bisschen.
Am Fuss der Passstrasse gibt es einen Snackwagen.
Wir holen uns einen (Pulver-)Kaffee und plaudern mit den
Männern, die den Wagen betreiben. Es hat dort auch eine grössere Gruppe
von Pfadfindern, die mit Fahrrädern von Puerto Cisnes herauf keuchen.
Sie seien von Santiago de Chile und haben hier ein Pfadilager. Na, Ivonne,
schau mal, dass Deine Jungen dann fit sind, wenn das Allschwiler Pfadilager
dort statt findet. Bis zu unserem heutigen Ziel geht's noch ein Stück hinunter,
dann führt die Strasse etwas oberhalb der Talsohle bis ans Meer.
Puerto Cisnes ist eine Kleinstadt, unser Hostal liegt direkt an der
Strandpromenade. Wir bringen unsere Sachen ins Zimmer und nachdem der
letzte Regen vorbei ist, machen wir eine Erkundungstour zu Fuss.
Beim Hauptplatz holt uns das Wetter wieder ein, aber zu Glück ist da
gerade die örtliche Touri Info. Wir erkundigen uns nach dem 'Bosque
Encantado' auf den wir uns so gefreut hatten, wo wir aber nur noch ein
vor sich hin träumendes, geschlossenes Tickethäuschen vorgefunden hatten
und Schilder, die vor dem Betreten des Waldes warnten. Die Antwort, letzten
September hatte eine Lawine einen Teil des Waldes zerstört und die Wege
sind noch nicht wieder hergerichtet worden. So schade.
Nachdem der Regen etwas nachgelassen hat, machen wir uns auf den Rückweg.
Erst mal werden wir nochmals gründlich genässt, aber dann hat die Sonne
plötzlich Erbarmen mit uns, und begleitet uns bis ins Cafe 'Viva la Lluvia'.
Was für ein treffender Name.(Lluvia = Regen). Wir geniessen einen guten Kaffee
und plaudern mit den Leuten dort. Sie geben uns ein Kunsthandwerkslädeli
an, das wir noch rasch aufsuchen. Leider ist es geschlossen. Also hängen wir
noch ein bisschen in der 'Lounge' unseres Hotels herum und lassen uns dann
feine Knoblauch-Bratkartoffeln und ebenso feines gebratenes Gemüse munden.
Unser Fleischbedarf ist momentan gestillt.
Nun ruft das Bett.
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