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54 Reiseberichte

28.12.2018 Rund um den Calbuco

Im Hotel Manquehue sind wir gut untergebracht und vom 8. Stock aus haben wir eine schöne Aussicht über einen Teil der Stadt und auf's Meer hinaus. Wir wachen mit Sonnen-Wolkengemisch auf. Mein Husten hat mich die halbe Nacht wach gehalten, aber das Frühstück bringt mich so halbwegs auf Touren. Um 10 Uhr wird uns das Auto gebracht. Ein schwarzer, Suzuki Jeep (eine hässliche Kiste für meine Augen), Ruedi ist zufrieden. Wir machen uns auf Richtung Norden zum Lago Llanquihue. Unterwegs kaufen wir noch die immer benötigten Utensilien ein, Hauhaltpapier, Lappen, Wasser, WC-Papier. Ab und zu haben wir einen guten Blick auf den schneebedeckten Vulkan Osorno. Später finden wir ein lustiges Beizli, das mit Kaffee und Kuchen angeschrieben ist. Willkommen in Chile :-) Schön über dem See, ein Kirchli im Blick, geniessen wir die Sonne bei eben..... Weiter geht's bis Ensenada, wo wir den See ver- lassen und in südöstlicher Richtung durch das dicht bewaldete Tal des Rio Petro Hue hinter dem Vulkan Calbuco fahren. Es ist, als ob wir durch den Urwald führen. Ganz viele Eukalyptus Bäume vermischt mit Bambus ergeben ein unglaubliches Dickicht. Die Strassenränder sind gesäumt mit Margeriten, violettem Fingerhut und gelben Blumen. Eine Farbenpracht. Der Fluss mäandert fröhlich. Ab und zu hat es weidende Kühe oder ein paar Schafe. Inzwischen fahren wir schon eine ganze Zeit auf Schotterstrasse. Allerdings einer guten. Trotzdem rumpelt es natürlich ziemlich. Bei Ralún mündet der Fluss in einen tief ins Landesinnere reichenden Fjord. Die Strasse folgt diesem. Einmal mehr denke ich an die (verrückten?) Velofahrer. 50 oder 100m steil bergauf, dasselbe runter, mit viel Glück 300m eben, dann wieder Berg-und Talfahrt. Einfach wahnsinnig. Aber im Auto, wunderbar. Im Meer hat es leider alle paar 100 Meter eine Fischzucht. Es ist unglaublich, wie viele es davon gibt. Die Wasserqualität leidet ganz bestimmt erheblich. Wald, Wiesen ab und zu ein paar Häuser, und immer wieder im Süden der Blick auf den Vulkan Hornopirén. Wir befinden uns eben im Land der Vulkane. Gegen Abend erreichen wir Puelche, von wo aus wir mit der Fähre über den Meeresarm zurück auf die Strasse nach Puerto Montt kommen. Wir sind beide ziemlich müde. Nach einer schönen, warmen Dusche erwachen die Lebensgeister wieder und wir freuen uns auf ein gutes Abendessen. Am Abend zuvor hatte ich im Vorbeifahren ein peruanisches Restaurant entdeckt. Das wollen wir nun ausprobieren. Nach langerem Herumkurven (Einbahnstrassen und Parkplatzmangel) finden wir das gesuchte Lokal und können uns eine feine Causa (ein mit gelben Kartoffel zubereiter Stampf gefüllt mit Hühnerfleisch, sieht aus wie eine Mini Torte, oben und unten gelb in der Mitte das Fleisch) und ein Aji de Gallino (Reis mit Hühnerfleisch in einer Aji-Sauce) bestellen. Erinnerungen an Peru werden wach. Das Essen ist ausgezeichnet und mit vollen Bäuchen rollen wir ins Bett.
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29.12.2018 Puerto Montt nach Rio Negro

Die ganze Nacht hat es heftig gewindet und manchmal auch geregnet. Als wir aufstehen regnet es jedenfalls. Wir geniessen unser Frühstück und packen dann unsere Siebensachen ins Auto. Schön, dass es in der Garage steht. Bei dem Regen hätten wir sonst bestimmt den Humor verloren. Wir machen uns auf Richtung Süden entlang dem Meer. Nach etwa 30km verlassen wir trotz des schlechten Wetters die Hauptstrasse und fahren auf Schotterstrasse in die Hügel. Wenn's gestern war wie im Urwald, so ist es nun Dschungel. Grün, grün, grün. Der Wald ist ein einziges Dickicht. (Achtung, wenn ich Urwald sage, hat das nichts mit Lianen und Hitze etc zu tun, es handelt sich um kalten oder temperierten Regen- wald, das ist schon ein Unterschied). Ab und zu eine Lichtung mit einer Kuh oder einem, meist aus Brettern erstellten, Häuschen. So klein und ärmlich die Hütte sein mag, der Garten ist es bestimmt nicht. Da blühen Hortensien, Fuchsien, Blumen und Sträucher, eine wahre Pracht und immer liebevoll gepflegt. Wir befinden uns im Nationalpark Los Alerces Andinos. Nebelschwaden wabern über dem Wald und der Regen kommt und geht. Nach einigen Kilometern erreichen wir den offiziellen Eingang des Parks. Ein kleiner grauer Fuchs und ein freundlicher Parkwächter begrüssene uns. Wir packen uns gut ein, montieren die Plastikpellerinen und begeben uns auf die kürzeste der angegebenen Routen. Ein Spaziergang durch diesen Märchenwald. Klar, Wald ist Wald, denken viele, aber so ist es eben nicht. Es ist verträumt und mystisch und ursprünglich. Das bekommen wir nicht alle Tage zu sehen. Überall rauscht Wasser und fliesst dann in kleinen Bächen davon. Vögel zwitschern, ab und zu machen wir das Geschrei eines Spechts aus. Muss ein ziemlich grosser sein, denn das Geschrei ist laut. Und tatsächlich fliegt einer direkt vor uns an einen abgestorbenen Stamm und lässt sich von uns nicht stören. Er ist noch grösser als unsere Grünspechte. Schwarz und auf dem Kopf ein rotes Käppchen. Inzwischen hat der Regen aufgehört und da und dort kommt ein Sonnenstrahl durch. Nach einer guten Stunde sind wir wieder am Anfang und beschliessen, noch etwas weiter auf dem Weg zu gehen. Es ist einfach zu schön, um schon wieder ins Auto zu steigen. Irgendwo kehrt Ruedi um und ich wandere noch eine Weile bevor auch ich mich wieder zum Auto zurück begebe. Voll mit diesen tollen Eindrücken machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Süden. Mit der Fähre, die wir gestern für den Rückweg benutzt hatten, setzten wir wieder über nach Puelche und folgen dort der Carretera Austral. Inzwischen hat die Sonne die Überhand gewonnen und das Blau überwiegt am Himmel. Es ist angenehm warm. Auch hier fahren wir durch Weiden, kleine Weiler, Wälder. Es ist sehr hügelig und längst sind wir wieder unterwegs auf Rumpelstrasse. Da es früher geregnet hat, gibt es keine Staubwolken. Das ist sehr angenehm. Unterwegs hatten wir uns mal Empanadas gekauft und so konnten wir gut durchfahren bis Hornopirén (Sowohl ein Dorf als auf ein Vulkan). Das Hotel (Mini) ist sehr einfach. Im Zimmer hat es Platz für die zwei Betten und eine kleine Ablage, Aber es ist sauber und wir werden sehr freundlich empfangen. Nach einer kurzen Pause machen wir einen Erkundungsgang durchs Dorf. Wir genehmigen uns einen Kaffee auf einer Laube, auch hier wird uns Kuchen angeboten, aber mit der Aussicht auf ein feines Nachtessen verzichten wir lieber. Wir haben beschlossen, dass wir bei uns im Hotel essen und dann früh schlafen gehen. Ich bestelle mir Fisch und Ruedi ein Stück Fleisch. Beides schmeckt uns bestens. Nun ab ins Bett. Aber daraus wird leider nichts. D.h ins Bett schon, aber nachdem Ruedi noch eine Weile liest und ich mit einigen Freundinnen in CH chatte (es ist wirklich noch sehr hell) wird's hektisch. Ruedi hat wieder Nasenbluten. Zum Glück läuft es ihm aber innen runter, so dass ich Zeit habe, einer Waschlappen zu holen und die Tampons, die der Arzt mitgegeben hatte. Innert Minutenfrist ist der Tampon vollgesogen mit Blut. Es braucht noch einen zweiten, ein Badetuch unter den Kopf, damit nicht das Bett voll wird, falls es später nochmals anfängt. Zum Glück ist dies nicht der Fall und wir verbringen eine ruhige Nacht, abgesehen von ein paar Husten- anfällen meinerseits. Aber die Stärke dieser Anfälle hat abgegeben und ich bin definitiv auf dem Weg zur Besserung.
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